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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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klemmte sich das Florett unter den Arm und ging auf ihn zu.
    Während ihrer Kindheit am Hof ihres Vaters hatten sie eines gelernt – Wissen war Macht. Doch sie hatte Angst, dass sie ihren Bruder, so sehr sie ihn auch liebte, nicht wirklich kannte. Sie mochte ihn bewundern und beschützen, aber sein wahres Herz hielt er vor ihr versteckt.
    Dieser einsame Gedanke ließ Zofiya für einen Moment das Protokoll vergessen. Trotz des Schweißes und der Tatsache, dass sie wie immer nicht allein waren, zog sie Kaleva in eine feste Umarmung. Für den Bruchteil einer Sekunde waren sie wieder Kinder – die Jüngsten, die Unbedeutendsten, aber doch verpflichtet, sich an die Regeln ihrer Eltern zu halten. Von der Mutter ignoriert und vom Vater als Schachfiguren betrachtet, war nicht damit zu rechnen gewesen, dass sie nun der Kaiser und die Großherzogin von Arkaym waren.
    Kaleva erwiderte kurz ihre Umarmung, schob sie dann aber von sich. »Schwester, ich fürchte, du musst schonender mit deinem Gardisten umgehen, sonst bittet er noch um Versetzung in die Küche.«
    »Das macht Euch doch nichts aus, Hosh?« Zofiya schoss die Frage über ihre Schulter.
    Der Gardist nahm die Maske ab und deutete, obwohl sein grau meliertes Haar schweißnass war, eine elegante Verbeugung an. »Ganz und gar nicht, Kaiserliche Hoheit. Der Rest meines Tages erscheint mir dagegen wie Urlaub.«
    Lachend nahm Kaleva seine Schwester beiseite – zumindest so weit, wie das einem Kaiser möglich war. Wie immer wurde er von einem Gefolge aus Wachen, seinem Privatsekretär, seinen momentanen Favoriten und zwei Mitgliedern des Kronrats begleitet. Zofiya vermisste die Privatsphäre, die sie als Kinder genossen hatten.
    Sie standen für einen Moment am Fenster, blickten vom Palasthügel und wandten allen anderen den Rücken zu. Aus der Ferne war es eine schöne Stadt. Das wechselnde Licht erhellte abwechselnd die Lagune und die Kanäle und ließ sie kurz wie Spiegel aussehen.
    Während sie ihr Haar löste, wartete Zofiya darauf, dass ihr Bruder etwas sagte. Was mochte ihn zu ihr geführt haben? Schließlich nahm Kaleva drei Miniaturen mit Damenbildnissen aus der Tasche und legte sie auf den Tisch ins flimmernde Sonnenlicht.
    »Dann sind das also die letzten Kandidatinnen?«
    Kaleva nickte. Man hatte nicht erwartet, dass er als jüngster Sohn des Königs von Delmaire überhaupt regieren würde, und jetzt lernte er, dass zum Kaisersein mehr gehörte als sich nur mit Bürokraten und zankenden Prinzen herumzuschlagen. Ein unverheirateter Herrscher war in keiner Weise hinnehmbar, und doch war die Wahl einer Braut mit Bedeutungen und Konsequenzen belastet, die selbst den intelligentesten, gebieterischsten Mann erstarren lassen konnten.
    »Ja.« Ihr Bruder seufzte, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und betrachtete die Porträts. »Eine aus Chioma, eine aus Senequoth und eine aus Hatar – alle schön, begabt und aus Familien, die als zu schwach gelten, um die Versammlung der Prinzen aus dem Gleichgewicht zu bringen.«
    »Armer Bruder« – Zofiya kicherte – »unter solchen Schönheiten wählen zu müssen. Du führst wirklich ein grausames Leben.« Sie sprach unbeschwert, obwohl sie am liebsten die Bilder der Frauen aus Senequoth und Hatar fortgeschleudert hätte. Sie wusste jedoch, dass dies unerwünschte Aufmerksamkeit bei ihrem Bruder erregen würde. Immer musste sie darauf achten, ihn nicht an ihren Glauben zu erinnern.
    Der Kaiser presste die Lippen zusammen. »Vielleicht habe ich es hinausgeschoben – aber ich bin mir sicher, dass diese Damen sich nicht nach mir verzehren.« Er konnte nicht anders – er blickte über die Schulter. Da standen sie im Schatten: Otril und Eilse.
    Er war ein Kleinadliger aus Delmaire und sie eine stille Schönheit ohne jedes blaue Blut. Doch es war wohlbekannt, dass Kaleva sie beide liebte.
    Der Kaiser hatte es sorgfältig vermieden, ihnen zu viel Einfluss in Reichsangelegenheiten zu geben, da er vom väterlichen Hof her wusste, dass der Einfluss von Geliebten mit deren Tod oder dem des Monarchen enden konnte. Doch ihre bloße Nähe zu ihm sorgte allmählich dafür, dass in Vermillion mehr als nur geraunt und gemunkelt wurde.
    Manch einer sprach davon, dass Otril und Eilse einer Vermählung des Kaisers aktiv entgegenwirkten – obwohl Zofiya sich sicher war, dass sie nicht so dumm waren.
    Nein, seufzte sie, es war ihr Bruder. Andere Könige und Kaiser waren mit Mätressen, Affären und Konkubinen zufrieden, aber nicht

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