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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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packte den Gewehrlauf mit beiden Händen und drückte ihn zur Decke empor. Das heiße Metall verbrannte ihr die Finger, doch sie drang auf den Attentäter ein. Obwohl sich ein Schuss löste, hörte sie das Knirschen, mit dem der Lauf gegen die Nase des Mannes krachte. Sein Schrei war ein ersticktes, gedämpftes Geräusch, da er plötzlich nur schwer Luft bekam. Es war überaus befriedigend, als ihr Tröpfchen seines Bluts ins Gesicht spritzten – in all den Jahren, die sie nun hier lebten, war dieser Mann einer Ermordung Kalevas am nächsten gekommen.
    Mit wildem Knurren packte sie den Gewehrkolben, zog ihn hoch und ließ ihn dann zwischen die Beine des Angreifers fahren. Der sank mit einem gequälten Keuchen in die Knie. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden, was stärker schmerzte: seine Nase oder seine Genitalien. Doch so groß sein Schmerz auch sein mochte – für die Großherzogin war er längst nicht groß genug.
    Sie grub ihm die Hände ins Haar wie eine Geliebte und riss seinen Kopf heftig nach vorn, genau auf ihr erhobenes Knie. Jetzt war sein Schreien nur noch ein Gurgeln. Ja, es war überflüssig. Ja, es war unnötig. Ja, es fühlte sich herrlich an.
    Die Großherzogin spürte ihr Blut kochen, eine berauschende Mischung aus schrecklichem Zorn und wilder Freude. Ihre rechte Hand legte sich um den Griff von Hatipais Dolch, und sie zog seinen Kopf an den Haaren zurück. Als sie in seine verwirrten, gequälten Augen sah, lächelte Zofiya.
    »Das hier hat keine politischen Gründe«, fauchte sie. »Es ist sehr persönlich.«
    Sie wollte, dass er es wusste, noch während sie ihm die Klinge über die Kehle zog. Das scharlachrote Blut des Attentäters wirkte auf dem reinen Leinen ihrer weißen Trainingsuniform ziemlich beeindruckend. Zofiya blickte auf den silbernen Dolch und war sofort gebannt von dem Blut, mit dem er bedeckt war.
    Hatipais Dolch sollte nur die Bereitschaft zeigen, für die Göttin zu opfern – sie hatte noch nie gehört, dass so ein Dolch zum Töten benutzt worden war. Doch als sie nun die Klinge sah, stellte Zofiya fest, dass sie dafür wie gemacht war.
    Mehr als das – der Dolch fühlte sich warm an. Durch die zerbrochenen Reste der herrlichen Fensterrose sah Zofiya, dass sich neben den Wolken noch etwas bewegte. Ohne ihr Messer beiseitezulegen, ohne es auch nur zu reinigen, wie es sich gehört hätte, ging sie zum Fenster. Glasscherben knirschten unter ihren halbnackten Füßen.
    Die Großherzogin schaute nicht zu dem Langen Flur hinüber, um festzustellen, ob ihr Bruder in Sicherheit war; stattdessen blickte sie nach oben. Die Wolken zogen noch immer über das Blau des Himmels, doch zwischen ihnen bewegte sich etwas anderes noch schneller: Schattengruppen, graue Rauchbälle jagten nach Süden wie ein Schwarm übernatürlicher Vögel, die vor dem Winter heimwärts zogen.
    Doch es war kein Winter, und sie sollte gar nicht in der Lage sein, Geister wahrzunehmen. Zofiya blickte wieder auf ihre Hände, die immer noch mit Blut bedeckt waren. Dann hob sie erneut den Blick und stellte plötzlich die Verbindung her zwischen dem Blut, dem Messer und dem, was sie sah.
    Es waren Geister. Und wenn sie sich genug konzentrierte, konnte sie ihren Gesang hören. Es war ein Preislied auf Hatipai, und sie wusste, wer sie waren: die toten Anhänger ihrer Göttin. Das war eine Offenbarung – eine wahre, von der Göttin geschenkte Offenbarung.
    Aber was konnte sie bedeuten? Wohin waren die echten Anhänger der Göttin so schnell unterwegs?
    Zu mir. Sie kommen zu mir.
    Die Stimme Hatipais erklang glockenklar in ihrem Kopf, und die Vision des Engels erschien zwischen den zerbrochenen Resten der Fensterrose. Plötzlich war Zofiya froh über den Anschlag auf das Leben ihres Bruders. Ohne das heutige Blut wäre ihr diese wunderbare Vision nicht gewährt worden.
    Tränen strömten ihr aus den Augen und über die Wangen, als wäre sie wieder ein Kind. Ihre Finger wurden taub, und das Messer fiel klirrend zwischen die Glasscherben. Das war unwichtig. Jetzt zählte nichts als die klare Stimme Hatipais in ihrem Geist.
    Du musst zu mir kommen.
Es war die Stimme ihrer Mutter – oder vielmehr die Stimme, von der sie wünschte, ihre Mutter hätte sie angeschlagen.
Bring mir dies.
    Ein Bild blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Ein prächtiger Tempel mit hoch aufragenden roten Mauern, deren Reliefs Szenen aus dem Heiligen Buch der Schönheit zeigten – dem heiligen Text Hatipais. Das Licht, das durch die Bogenfenster

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