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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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einzigartigen Einblick beschert. Es sah tatsächlich aus wie das Werk eines Besessenen; da Geister nicht direkt auf die Welt einwirken konnten, mussten sie normalerweise bereits vorhandenes Fleisch für ihr Zerstörungswerk in der Welt nehmen. Selbst sein eigener Fluch, der Rossin, war gezwungen gewesen, sich an eine Blutlinie zu binden, um zu überleben und sich bemerkbar zu machen.
    »Merrick?« Sorcha sah zu ihrem Partner auf. Der Blick des jungen Diakons wanderte weiter durch den Garten, wobei sich seine Stirn zu verdüstern begann.
    Die Suche nach Fraine würde viel einfacher sein, wenn die Macht der Diakone ihm helfen könnte. Die Bedeutung dieses Doppelmords und der Zusammenhang mit der Entführung seiner Schwester machte ihm Angst. Endlose Möglichkeiten taten sich vor ihm auf.
    Sorcha erhob sich. Diakone waren immer so verdammt unergründlich, dass Raed gezwungen war, die Frage auszusprechen, die die verängstigten Wachen sich ebenfalls stellten. »Also, gibt es irgendwelche Geistaktivität?«
    »Nicht, soweit wir sehen können«, erwiderte sie – obwohl sie und ihr Partner keine weiteren Worte gewechselt hatten.
    »Wer sind diese Damen?« Merrick deutete auf die Opfer. Raed war sich nicht ganz sicher, was die Hofmode von Chioma betraf, aber ein Blick auf die Kostbarkeit ihrer Kleidung und der Juwelen an ihren Handgelenken und Hälsen war Antwort genug. Dies waren keine unglücklichen Dienstmädchen.
    »Meilsi und ihre Tochter Rani«, stieß einer der Wachen hervor, »aus einer der besten und ältesten Familien in Chioma. Gütige, freundliche Damen – wer würde ihnen so etwas antun?«
    Die Diakone hatten keine Antwort; in ihrem Beruf bekamen sie diese Frage oft zu hören.
    »Ich dachte, Ihr könntet alles sehen?«, fragte Raed Merrick. »Wie kann jemand zwei Frauen abschlachten und dann verschwinden, ohne dass Ihr etwas bemerkt?«
    Der junge Diakon ließ den Vorwurf von sich abprallen, schloss jedoch noch einmal die Augen. »Immer noch keine Geister, und ich kann jeden Menschen in diesem Palast spüren, aber niemanden mit Blut an den Händen oder Mord im Herzen.«
    Es war zum Verzweifeln, aber so waren die Diakone. Raed, der gelernt hatte, sich auf nichtmagische Sinne zu verlassen, gab den Wachen ein Zeichen. »Nicht bewegen.«
    Der Kies in der Mitte des Gartens war aufgewühlt, blutbedeckt und von geringem Nutzen, aber als der Junge Prätendent vorsichtig darüber hinwegstieg, sah er schnell mit dem Auge eines Mannes, der als Kind schon jagen gelernt hatte, dass es dort Fußabdrücke gab, die weder ihnen noch den Opfern gehörten.
    »Soweit ich weiß« – er winkte Sorcha herbei und zeigte auf die Spurenreihe – »hinterlassen Geister keine Fußspuren.«
    Ein kleines Lächeln umspielte ihre vollen Lippen. »Für gewöhnlich nicht – aber ich wäre nicht enttäuscht, wenn dies einfach ein Wahnsinniger gewesen wäre.«
    »Wir sollten uns besser beeilen.« Dann drehte Raed sich um und fixierte die Wachen mit einem strengen Blick, dem Blick eines enttäuschten Fürsten. »Beschützt die Frauen Eures Prinzen – besser, als Ihr es heute Nacht getan habt.« Hätte seine Schwester besser beschützt werden können? Mochten ihre Wachen etwas zu nachlässig gewesen sein?
    Mit diesen bitteren Gedanken wirbelte Raed auf dem Absatz herum und folgte der Spur. Zum Glück hatten sorgfältige Gärtner den Kies ganz gleichmäßig geharkt – möglicherweise erst kurz vor den Morden.
    »Bleibt bitte hinter mir, geehrte Diakone.« Er machte eine kleine Verbeugung vor Merrick und Sorcha. »Diesmal nutzen wir zur Abwechslung meine Fähigkeiten.«
    Sie verdrehte die Augen, und Merrick neigte den Kopf schräg. Beide waren nicht glücklich über diese veränderten Umstände.
    Gemeinsam schoben sie sich durch das üppige Tropenlaub und folgten dem aufgewühlten Weg zurück zu den Gebäuden. Die Spur führte nicht zu dem Ausgang, durch den sie gerade erst herbeigestolpert waren – und Raed war froh darüber. Den Gedanken an einen verrückten Mörder oder einen besessenen Unschuldigen, der unter den verschüchterten Frauen wütete, wollte der Junge Prätendent lieber nicht weiter verfolgen.
    Stattdessen führten die Zeichen sie zu einer Tür, die offensichtlich verriegelt sein sollte. Als Raed sich in den Palast geschlichen hatte, war er über die gewellten Dächer gekommen – jemand anderer hatte einen sehr viel direkteren Zugang gewählt.
    Die drei standen da und starrten mit offenem Mund auf das Bild, das sich ihnen bot.

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