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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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sehen.
    Wie ist das möglich?,
fragte er sich und ging auf beiden Seiten ein wenig in den Kanal hinein. »Merrick? Wo seid Ihr, Junge?«
    Wenn er auf die Bezeichnung »Junge« keine Antwort bekam, dann wusste er auch nicht weiter. Er fühlte sich unglaublich machtlos.
Der junge Diakon war doch gerade noch da, beim Blut!
    »Er ist weg.« Sorcha beugte sich nach unten und rief nach Raed; ihr Gesicht war so hart und unbewegt wie Stein. »Ich habe etwas gespürt, als er fiel. Du kannst aufhören zu suchen – du wirst ihn nicht finden.«
    Raeds Magen krampfte sich zusammen, und tief in seinem Innern drehte der Rossin sich um. »Warum?«, fragte er und fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    »Weil ich gespürt habe, dass die Anderwelt sich geöffnet hat«, sagte sie nüchtern und streckte Raed die Hand hin. Als er sich wieder in den eigentlichen Tunnel hochgezogen hatte, ließ er sie nicht los.
    Mit gesenktem Blick streifte Sorcha die Handschuhe von den Fingern. »Ich habe es gespürt, nur für einen Moment. Sie hat sich geöffnet. Sie hat sich geöffnet und hat ihn geholt.«
    »Wie sollen wir ihn zurückzuholen?«, fragte Raed, und der leere, hoffnungslose Blick, den er als Antwort erhielt, sagte ihm viel.
    Dort unten in den Tiefen der Bienenkorbstadt erlaubte Sorcha ihm, sie festzuhalten, während sie ihm die Wahrheit sagte. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung.« Und dann tat sie etwas, das Raed erschreckte. Sie weinte.

Kapitel 15
Verlorene Geliebte
    Merrick fiel in Sterne, und für einen langen Moment wusste er nicht, ob er wachte oder schlief. Dies kam ihm sehr wie seine Träume vor – aber er wäre kein Sensibler gewesen, wenn er den Unterschied zwischen den beiden Zuständen nicht erkannt hätte.
    Nein, befand er, er träumte nicht – und unmittelbar danach erriet er, was geschehen war. Der Tunnel unter der Bienenkorbstadt lag in unglaublicher Ferne und war doch nur eine Haaresbreite weit weg.
    Er befand sich in der Anderwelt. Zumindest hätte ihm die Kälte in seinen Lungen das sagen können. Einmal, vor wenigen Monaten, hatten er und Sorcha sich nur in Gedanken in die Heimat der Geister gewagt. Sorcha hatte Glück gehabt – die Anderwelt und ihre Erinnerungen waren ausgelöscht worden, als sie in die menschliche Welt zurückgekehrt war. Merrick hatte nicht so viel Glück gehabt. Es war ein Albtraum, den er niemals loswerden würde – seine nackte Seele, die von den Winden der Geisterwelt gehäutet wurde. Sorcha und er in Flammen gefangen, von Geistern gefoltert, die auf ihre Chance gewartet hatten, Diakone zu quälen. Seine Knochen hatten gebrannt, und überall waren die Runen, mit denen sie so hart trainiert hatten, gegen sie eingesetzt worden.
    Jetzt stand der Diakon in einem großen Sternenmeer, sein Körper kalt und sehr präsent; sein Herz raste wie ein galoppierendes Pferd, und sein Atem ging schwer. Das Erlebnis hatte für seinen Geschmack eine viel zu große Ähnlichkeit mit seinen jüngsten Träumen.
    Merrick war vollkommen ratlos, wie dies geschehen war. Sorcha konnte die Pforte zur Anderwelt mit der Rune Taisyat öffnen, aber er hätte es gespürt, wenn sie diese gefürchtetste Rune des Handschuhs eingesetzt hätte. Ihr Partner war sich absolut sicher, dass sie das nicht getan hatte.
    Bei den Knochen, ich bin ein Narr,
dachte er zornig.
Die Verbindung.
    Sorcha war fort. Ihre Abwesenheit traf ihn härter als die plötzliche Kälte in seinem Körper – sogar härter als die Tatsache, sich in der Anderwelt wiedergefunden zu haben. Panik überwältigte ihn. Diakone arbeiteten paarweise, immer. Doch ausgerechnet hier war er, ein Sensibler, auf sich allein gestellt …
    Aber du bist nicht allein.
Das Flüstern kam von den Sternen. Die Stimme war scharf und grausam und diejenige, die in seine Träume eingedrungen war.
Heimatloser Bastard, der du bist, innen ist immer noch Größe. Der Körper. Die Bestie. Das Blut.
    Es war der Gesang, der Zweck, der Sorcha, Raed und ihn zusammengeführt hatte. Er hatte diesen Gesang schon früher gehört, im Altarraum der Mutterabtei, wo er furchteinflößend und beunruhigend genug gewesen war. Als er jetzt von jemandem oder etwas in der gewaltigen Leere der Anderwelt geflüstert wurde, ließ er Merricks Blut, das bereits eisig war, noch kälter werden. Nur die Sterne umgaben ihn, aber die Präsenz war nah. Er wagte es nicht, seine Sicht auszudehnen und die Aufmerksamkeit von Geistern zu erregen.
    »Fort mit dir, dies ist nicht dein Reich.« Die Stimme war

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