Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
Vom Netzwerk:
sie, dass er starb. »Zurück?«, brachte er mühsam krächzend hervor.
    Nynnias Stimme war im Vergleich dazu sehr leicht und sehr weit entfernt. »Zeit hat für uns hier wenig Bedeutung, Merrick. Ich werde dich zu ihr zurückschicken. Du musst den Samen pflanzen.«
    Zu ihr? Was meinte sie?
    Er konnte jetzt nicht mehr sprechen, und die Anderwelt zerriss vor seinen Augen, aber er konnte nicht erkennen, ob es seine Wahrnehmung oder Wirklichkeit war – er wusste nur, dass es wehtat.
    Nynnia. Trotz des Schmerzes wollte er sie nicht verlassen, hatte aber keine Möglichkeit, sich festzuhalten. Er fiel, trudelte wie ein Blatt in einen Brunnen aus Schatten. Keine Luft in seinen Lungen bedeutete, dass er nicht schreien konnte.
    Und dann packte ihn die Realität, riss ihn zurück in die Welt, in die er hineingeboren war. Jetzt war der Schmerz in Muskeln, Knochen und Sehnen tief und echt.
    Merrick schüttelte den Kopf, als ihm schließlich bewusst wurde, dass er auf etwas Hartem lag, das große Ähnlichkeit mit Stein hatte. Nach einem Moment des Nachdenkens war er in der Lage, die Augen aufzureißen.
    Sie war nicht fort. Nynnia beugte sich über ihn, aber es war die echte Nynnia. Das Lächeln auf ihrem Gesicht war verwirrt statt begrüßend, aber das kümmerte ihn nicht. Das Gewicht ihrer Hand auf seiner Brust und der Schein der Abendsonne auf ihrem Haar sagten ihm sofort, dass sie eine lebende, atmende Frau war.
    Es spielte keine Rolle, wie es dazu gekommen war. Merrick richtete sich unter einer Schmerzwelle auf und drückte sie an sich. Ihr kleiner Körper war so fest und warm, wie er kalt und reglos gewesen war, als Merrick ihn das letzte Mal in den Armen gespürt hatte. »Oh, Liebste«, lachte er, »bei den Knochen – du bist hier, es geht dir gut!«
    Die Hand um seine Kehle war schnell, ernüchternd und fest. Die Worte, die er ihr ins Ohr hatte flüstern wollen, erstarben ihm in der Luftröhre. Sie war eine kleine Frau, und doch hielt sie ihn so mühelos wie eine Feder über den Kopf. Es fühlte sich so an, als hätte ihn ein Riese an der Gurgel gepackt.
    Nynnias Augen waren kalt wie Stahl. »Sagt mir, wer Ihr seid und warum ich Euch nicht für eine solche Unverschämtheit das Genick brechen sollte?«
    Merrick schwankte alles vor Augen, und er hatte keine Möglichkeit, aufzuschreien – etwas, das diese verwirrte und kriegerische Nynnia offensichtlich nicht berücksichtigt hatte. Der junge Diakon hätte die ganze Situation erheiternd gefunden, doch der strenge Blick seiner Geliebten war frei von jedem Humor.
    Er hatte sie gerade gesehen – aber sie hatte keinen Körper gehabt. Jetzt schien eine sehr reale, körperliche Nynnia ihn nicht zu erkennen. Merrick war wie eine Stoffpuppe umhergeworfen worden – und nun schien es, als würde seine Liebste ihn töten. Falls es seine Liebste war. Seine Finger schlossen sich um ihre in dem verzweifelten Bemühen, ihren Griff zu brechen, aber er hätte genauso gut versuchen können, die Hand einer Granitstatue zu verbiegen.
    Die Welt wurde dunkler, Farben vergingen, und Formen schwankten. Was immer der Grund dafür gewesen war, ihn hierherzuschicken, Merrick war sich jetzt sicher, dass seine Nynnia dies nicht im Sinn gehabt hatte. Das war sein letzter Gedanke, bevor ihn Schwärze umfing und hinunter in eine andere Leere sog – eine Leere, in der keine Geister warteten.

Kapitel 16
Die Übernahme der Zügel
    Sorcha schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an, während ihr die Worte Rictuns wieder in den Sinn kamen.
Ihr versteht wirklich, Eure Partner zu verschleißen.
Damals hatte sie das nur für einen weiteren Angriff dieses Mannes gehalten, der sie immer verachtet hatte. Jetzt fragte sie sich, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit darin steckte.
    Langsam stand Sorcha auf. Raed wartete im dunklen Flur, wartete darauf, dass sie sprach und ihm sagte, wie schlimm es wirklich war. Und sie kannte die gewaltige Frage, die ihn belastete.
    »Frag.« Ihre Stimme war tonlos und distanziert, aber es musste jemand anders tun.
    Er rieb sich den rotgoldenen Bart, neigte den Kopf zur Seite und sprach sehr leise. »Ist Merrick tot?«
    Aber unheilige Knochen, es tat weh, das zu hören. Sorcha ballte die Fäuste, doch sie musste sich an ihre Ausbildung halten und durfte sich nicht von Gefühlen überwältigen lassen. Nachdenklich lehnte sie sich an die kalte Tunnelwand und starrte in die Schwärze hinab, wo sie Merrick zuletzt gesehen hatten. Nicht zum ersten Mal hatte Sorcha einen Partner

Weitere Kostenlose Bücher