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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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offensichtlich erkannt. Sie nickte ihnen trotzdem leicht zu und ging zum am weitesten entfernten Wasserstrahl. Dann stellte sie sich mit dem Rücken zur Wand und trat, den Blick auf ihre Robe gerichtet, aus der Sichtlinie der beiden sich waschenden Frauen und in die Hörweite eines faszinierenden Gesprächs.
    »… Japhne – immer ist es Japhne.« Die Stimme der dem Blick verborgenen Frau klang so verbittert, dass Sorcha sich näher an die Wasserdüse drückte, um nicht hinter der Kurve der Wand gesehen zu werden.
    »Nun, sie ist schwanger mit seinem Kind«, fuhr eine andere, leisere Stimme fort.
    »Ein Wunder«, blaffte die erste Frau. »Eine alte Schlampe wie sie, hochschwanger mit seinem Kind? Wir sind bestimmt schon das Gespött der Welt – du weißt, dass sie bei Nacht immer im Garten spazieren geht.«
    Sorcha schaute sich um, aber die anderen Frauen waren nicht nah genug, um das Gespräch mit anzuhören – und sie schienen sie nicht länger zu beachten. In einer abgeschlossenen Welt von Frauen, in der alle um die Aufmerksamkeit eines einzigen Mannes buhlten, waren Intrigen, Eifersucht und Verleumdung zu erwarten. Doch angesichts der Morde in Orinthal nahmen solche Ereignisse eine neue, finstere Bedeutung an.
    »Psst«, zischte die leisere der beiden Frauen. »Sag so etwas nicht!«
    »Aber es stimmt.« Ihre Gefährtin stieß ein hartes kleines Lachen aus. »Japhne geht jeden Abend vor dem Schlafen durch den Innenhof – wenn sie das auch gestern Nacht getan hätte, wer weiß, ob sie es nicht gewesen wäre, die im Boden begraben liegt …«
    »Myel – wenn unser Prinz dich solche Dinge sagen hörte, würdest du dich zu ihnen gesellen!«
    »Ich war es nicht, Emelie«, antwortete die andere. »Aber für uns wäre es praktisch gewesen, wenn sie einfach …«
    Ein solches Übelwollen war viel zu viel für die andere Frau, und Sorcha musste zurückweichen, als eine dünne Blondine aus dem Duschraum huschte. Sorgfältig wusch die Diakonin sich zu Ende und dachte dabei nach.
    Da sie sich derart in aller Öffentlichkeit äußerte, musste die Frau hinter der Wölbung der Wand eine Idiotin sein. Und wer immer diese Morde beging, war kein Idiot. Außerdem waren nicht alle Morde im Bereich des Harems begangen worden, und es war höchst unwahrscheinlich, dass eine solche Frau sich unbemerkt aus dem Schutz der Frauenquartiere hätte schleichen können – vorbei an ausgebildeten Wachen, deren Leben davon abhing, auf der Hut zu sein –, um so viele Menschen umzubringen.
    Doch diese Myel hatte Sorcha eines offenbart: dass die Gemahlin des Prinzen, mit einem seltenen Kind schwanger, das eigentliche Ziel gewesen war. Was immer sie veranlasst hatte, mit ihrer Gewohnheit zu brechen, war ein glücklicher Zufall gewesen.
    Jetzt galt es, Raeds Problem zu erwägen. Sorcha trat möglichst ungezwungen hinter der gekrümmten Wand hervor. Drei junge Frauen waren verblieben, und alle ignorierten sie völlig. Die Diakonin kniff kurz die Lippen zusammen und wünschte, Merrick wäre bei ihr gewesen. Sie war sich sicher, dass es ihrem Partner gefallen hätte.
    Seit Sorcha ihren neuen Sensiblen hatte, war ihr bewusst geworden, dass es ihr möglicherweise an Umgangsformen mangelte. Ohne ihn war dies der perfekte Zeitpunkt, sich welche zuzulegen.
    »Schönes Wetter«, bellte sie die nächste blonde Schönheit an.
    Das Mädchen fuhr wie angeschossen herum und starrte die nackte Diakonin mit offener Feindseligkeit an. Sorcha wurde klar, dass ihr ohne die Abzeichen und den Umhang ihres Ordens auch das Gebieterische, das ihm innewohnte, fehlte, und spürte sich erröten.
    »Wer seid
Ihr?«
Eine zweite Frau, hochgewachsen und dunkelhäutig, funkelte sie an. Offensichtlich waren die Frauen des Prinzenharems nicht daran gewöhnt, in solchem Ton angesprochen zu werden.
    »Zu alt, um ein Neuankömmling zu sein«, sagte die Erste sehr sachlich.
    »Diakonin Sorcha Faris, Mitglied des Ordens.«
    Sie blinzelten sie an.
    Die beiden konnten von Glück sagen, dass Sorcha ihre Handschuhe nicht hatte. »Gab es in der letzten Woche Neuzugänge im Harem?«
    Ihr Ton, wenn auch nicht ihre Gewandung, musste sie überzeugt haben, denn die zweite Frau schüttelte langsam den Kopf. »In den letzten zwei Monaten nicht.« Dann machten beide einen hastigen Abgang. Wenn sie glaubten, dass sie eine Diakonin war, dann hatten sie sie soeben beleidigt, und wenn sie dachten, dass sie log, war sie in den Augen der beiden eindeutig verrückt.
    Mit ihnen verschwand auch die gute

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