Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
stellen und auf diese Weise meinen Partner zurückzubekommen.«
»Ich dachte, Eure Absicht wäre, die Menschen zu beschützen, nicht Prinzen zu befragen – ist das nicht der Grund, warum Euer Orden existiert? Oder irre ich mich vielleicht?« Selbst aus dem Mund eines Prinzen war diese Bemerkung so ungeheuerlich, dass Sorcha der Atem stockte.
Vielleicht zweifelten die Menschen immer noch an den Diakonen, aber sie hatten sich im Kampf gegen die Geister wieder und wieder als würdig erwiesen, seit sie mit dem Kaiser angelangt waren. Und Prinzen wie dieser hatten sie beide gebeten, nein, angefleht zu kommen. Wenn sie es nicht getan hätten, wären sie und ihre Mitdiakone nicht einmal in Arkaym. Es machte sie wütend, einen derart fragenden Ton von einer so hochgestellten Persönlichkeit zu hören.
Am liebsten hätte Sorcha mit einer eigenen harschen Frage dagegen gehalten:
Und ist es nicht die erste Pflicht eines Prinzen, sein Volk zu beschützen – vor allem in seiner Hauptstadt?
»Es hat sich viel verändert, Euer Hoheit.« In Raeds Stimme lag keine Unterwürfigkeit, sondern ein kalter, bestimmender Ton, den er später vielleicht bereuen würde. »Aber jemand macht eindeutig Jagd auf Euren Hof.«
»Dann ist es viel schlimmer, als ich befürchtet habe.« Der Prinz hielt inne, aber sein Tonfall war sorgsam kontrolliert und gab nichts preis. »Setzt Euch und stellt Eure Fragen; ich werde nach bestem Vermögen antworten.«
Das war vielleicht keine flammende Unterstützung, musste für den Moment aber genügen. Alle drei setzten sich auf die niedrigen Hocker, auf die er deutete. Während sie sich niederließ, öffnete Sorcha heimlich ihr Zentrum. Es war nicht so mächtig oder so weitreichend wie das eines Sensiblen, würde aber genügen müssen. Das war nichts Illegales – denn die Macht des Ordens überstieg selbst die Macht eines bloßen Prinzen des Reichs –, aber es war mehr als nur ein bisschen unhöflich. Sorcha beugte sich vor und sprach mit klarer Stimme. »Was könnt Ihr mir über den ersten Mord berichten, Euer Majestät?«
Der Prinz veränderte seine Haltung, und die seltsamen Kristalle, die von seiner Maske hingen, schwangen leicht hin und her. Es ärgerte Sorcha derart, dass sie sich beherrschen musste, um nicht aufzuspringen und ihm das verdammte Ding vom Kopf zu schlagen. Die politischen Konsequenzen einer solchen Attacke mochten etwas zu heikel sein. Stattdessen verkrampfte sie die Hände und wagte es, ihr Zentrum so weit auszudehnen, wie es einem Aktiven möglich war.
Sie konnte die Wachen draußen spüren, streng und entschlossen, und Raed neben sich. Während er äußerlich ruhig sein mochte, glich der Wirbel seiner Gefühle dem Anblick eines Gewitters. Er hatte Angst davor, seine Schwester nicht zu finden, bemühte sich jedoch nach Kräften, diese Möglichkeit zu ignorieren. Und da war noch mehr – ein heller Lichtpunkt, der durch all das hindurchschimmerte. Ein kleiner Same Gefühl für sie, der leicht zu etwas Größerem anwachsen konnte.
Sorcha fuhr erschrocken zurück, vollkommen unsicher, was sie mit diesem Wissen anfangen sollte, und vollkommen entwaffnet. Stattdessen richtete sie ihr Zentrum auf den Prinzen und war beinahe genauso erschrocken. Die funkelnde Maske war im Äther die gleiche wie in der körperlichen Welt. Sie drehte sich und wirbelte herum, und Sorcha hatte Mühe, hinter ihr etwas von dem Prinzen von Chioma zu sehen – sofort verstand sie, dass die kleinen Steine, aus denen die Schnüre bestanden, nicht nur Diamanten waren, sondern kleine Wehrsteine.
»Ich denke, Ihr könnt die Einzelheiten über die anderen Morde in der Stadt von meinem Obersten der Wachen erfahren.« Der Prinz lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
Ihr Zentrum auf ihn zu fokussieren war so, als würde man Licht mit einer Linse beugen, aber viel weniger nützlich. Sie versuchte ihr Bestes, sich ihre Enttäuschung nicht anhören zu lassen. »Ihr müsst eine Meinung darüber haben, wie oder warum es zu diesen Morden gekommen ist, Majestät.«
»Der Prinz von Chioma war immer berühmt für seinen Scharfblick.« Raed verschränkte die Arme. »Ich bin mir sicher, dass Ihr alles wisst, was in Eurem Königreich vor sich geht – ganz zu schweigen von Eurem eigenen Palast.«
Es war eine charmante Herausforderung, und Sorcha machte sich nicht die Mühe, ihr Lächeln zu verbergen. Der Prinz neigte den Kopf, sodass die verwirrenden Fäden seiner Maske hin und her schwangen. Ein verlockender Blick auf ein Paar
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