Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)
Laune der Diakonin. Sie hatte nicht nur ihren Partner verloren, sie hatte auch Raed nichts zu berichten.
Sorcha wusch sich, trocknete sich mit den dicken Handtüchern ab, wickelte sich in die Robe und eilte zurück in ihr Zimmer. Sie zog sich hastig an, während ihr der Kopf schwirrte.
Raed erwartete sie im Vorzimmer; sein Gesicht war angespannt und hager.
Zu seiner Rechten hatte er eine ältere Frau mit dunklem Haar, in das sich graue Strähnen mischten. Trotz allem verspürte Sorcha einen kleinen Stich der Eifersucht. Zu Raeds Linken stand der große, gut aussehende junge Mann, dem sie am Vortag begegnet war.
Raed deutete auf die Frau. »Das ist Kapitänin Tangyre Greene, eine alte Freundin und Beschützerin, und dies ist Isseriah, der uns Zutritt zum Palast verschafft hat.«
Die Frauen nickten, aber der Mann deutete eine Verbeugung an.
»Wo ist Aachon?«, fragte Sorcha. »Ist etwas …«
»Oh nein.« Raed zuckte zusammen. »Ich habe ihn angewiesen, bei der
Herrschaft
zu bleiben. Meine Männer konnten mich nicht alle begleiten. Das hätte ich auch nicht gewollt.«
»Raed sagte, Ihr könntet uns vielleicht helfen, eine Spur von Fraine zu finden.« Tangyre verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Wir haben ihre Fährte im Palast verloren.«
Sorcha merkte, wie steif sie ihr antwortete: »Ich werde mein Bestes tun, aber es war wohl kaum Zufall, der Euch hierhergeführt hat, und jetzt scheint es eine Art von Geistaktivität zu geben.«
»Wollen sie wieder königliches Blut?« Raed biss die Zähne zusammen. »Mich konnten sie nicht bekommen – also haben sie sie genommen!«
»Das wissen wir nicht.« Sorcha wollte nicht, dass er etwas Dummes tat, und am wenigsten wollte sie, dass der Rossin auftauchte, um die Dinge zu komplizieren.
Ihre gedämpfte Unterhaltung wurde von Bandele unterbrochen, der durch den Flur auf sie zugeschritten kam. Seine sonst so fröhliche Natur musste in der Nacht verloren gegangen sein, denn er verbeugte sich sehr knapp, als er Sorcha erreichte. »Diakonin, mein Prinz ruft nach Euch.«
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und ging brüsk davon. »Komm mit.« Sorcha legte Raed die Finger um den Unterarm. »Ich will dich bei mir haben.«
Tangyre und Isseriah tauschten einen Blick.
»Er steht unter dem Schutz des Ordens«, blaffte Sorcha. »Bei mir wird Raed nichts zustoßen.« Und bevor die beiden Einspruch erheben konnten, eilten die Diakonin und der Junge Prätendent Bandele hinterher.
»Wenn wir den Prinzen davon überzeugen, dass er unsere Hilfe benötigt, können wir uns in Orinthal frei bewegen«, murmelte sie, »und dann haben wir eine viel bessere Chance, deine Schwester zu finden.«
Raed streifte über ihre Finger und drückte sie sanft. »Sie werden merken, dass ich nicht Merrick bin, weißt du.«
»Vertraue auf den Orden.«
Sie war auf Fragen des Seneschalls vorbereitet, aber nach der Panik der vergangenen Nacht musste jeder furchtbar durcheinander sein, denn er führte sie einfach hinein.
Die Tollkühnheit, den Jungen Prätendenten zu einer Audienz beim Prinzen von Chioma mitzunehmen, befriedigte Sorcha tief. Noch befriedigender wäre es nur gewesen, ihn vor den Kaiser selbst zu bringen. Allem Reichtum und Luxus von Chioma zum Trotz war das Privatgemach des Prinzen von bemerkenswerter Schlichtheit. Das leuchtend gelbe Licht des Morgens drang durchs offene Fenster und erhellte die roten Lehmwände. Der Prinz saß am gegenüberliegenden Ende des kleinen Zimmers, gewandet in einen ähnlichen Farbton, aber immer noch mit der glänzenden Maske vor dem Gesicht. Dahinter erhaschte man nur einen Blick auf dunkle Haut, und es war unmöglich, etwas anderes von dem Gesicht zu erkennen.
Sorcha machte eine kurze Verbeugung von geziemender Tiefe. »Euer Majestät.«
»Diakonin Faris.« Ohne den Hall des Thronsaals war seine Stimme viel leiser, aber immer noch melodisch und tief. Der Prinz wandte Raed den Kopf zu. »Aber das ist nicht Euer Sensibler!«
Sorcha richtete sich höher auf. »Allerdings nicht. Mein Partner, Diakon Merrick Chambers, ist seit den Ereignissen der vergangenen Nacht verschwunden. Dieser Mann ist einer unserer zuverlässigen Laienbrüder aus der Mutterabtei. Er wird mir helfen, meinen Sensiblen zu finden.«
»Das sind wirklich schlimme Neuigkeiten.« Der Prinz lehnte sich tiefer in seinen Stuhl.
Sorcha holte langsam Luft. »In der Tat, und deshalb bin ich hier, Majestät, um Euch einige Fragen bezüglich der anderen Morde zu
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