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Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition)

Titel: Die Runen der Macht - Göttliche Rache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Ballantine
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voller Lippen war alles, was sie bekam. Die Stille im Raum war jedoch angespannt, und Sorcha fragte sich, ob diese Befragung wohl damit enden würde, dass sie alle in den Flur oder vielleicht in den Kerker geworfen wurden.
    »Der erste Mord …«, sagte der Prinz schließlich, »… war nicht der erste Mord.«
    Sorcha griff in ihre Tasche und fischte das Stück Papier heraus, das sie in der Nacht mit Notizen vollgekritzelt hatte. »Es wurde jemand
vor
Baroness Alian in der Stadt getötet?«
    »Nein.«
    Ein Angstschauer im Rücken ließ Sorcha sich aufrechter hinsetzen. »Also, Euer Majestät – wer war das erste Opfer?«
    Die schönen, dunklen Hände umklammerten die Armlehnen des Stuhls. »Mein Kanzler, Devane.«
    Raed sah sie an. »Ich habe bei unserer Ankunft das Gerücht gehört; er starb an Altersschwäche in seinem Zimmer.«
    Der Prinz lachte trocken. »Nur wenn Altersschwäche einem die Kehle aufschlitzt.«
    Sorcha lehnte sich zurück und warf Raed, dessen schockierte Miene vermutlich ein Spiegelbild ihrer eigenen Überraschung war, einen Blick zu. Der Kanzler eines Königreichs war der wichtigste Mann nach dem Prinzen – und wenn er ermordet worden war, warf das ein ganz anderes Licht auf die Situation.
    Sorcha presste die Hände aneinander und räusperte sich. »Ich denke, Ihr müsst uns die ganze Geschichte erzählen, und diesmal bitte ohne Täuschung.«
    Er war ein Prinz – daher hatte sie keine Möglichkeit, ihn dazu zu zwingen, aber ein Todesfall vor seiner Haustür würde hoffentlich dafür sorgen.

Kapitel 17
Keine Zeit
    Merrick war sich klar darüber, dass er träumen musste. Doch als er sich aufsetzte, waren seine Kopfschmerzen beunruhigend real und pochten mit nie verspürter Stärke in seinem Schädel.
    Vorsichtig sah er sich um. Unter den Beinen hatte er glatten, kalten Boden aus weißem Marmor. Orientierungslos wie er war, fürchtete er einen Moment lang, immer noch an den Abtropftisch in Ulrich gekettet zu sein. Blut, sie hatten sein Blut gewollt – aber Nynnia hatte ihn aus einem bestimmten Grund hierhergeschickt, und er vertraute ihr.
    Vielleicht hatte ihn nur das plötzliche Verlassen der Anderwelt traumatisiert. Vielleicht hatte er nicht wirklich gesehen, was er gesehen hatte. Ein seltsames, kratzendes Rasseln erregte seine Aufmerksamkeit, und der junge Diakon erhob sich taumelnd.
    Keine drei Meter entfernt war Nynnia bei der Arbeit. Er bemerkte, dass ihr Rücken sich versteifte; also war sie sich seiner Gegenwart bewusst, aber zu beschäftigt, um sich umzudrehen. Sie stand neben einer sattelgroßen Maschine, die aber nicht aus Leder, sondern aus glänzendem Messing war. Vorne saß eine Reihe sich drehender Schneidräder, die fleißig die Reliefs auf der Steinsäule entweihten. Der Diakon schaute sich wild um und sah, dass alle Säulen bis auf diese und eine weitere bereits dieser schrecklichen Behandlung unterzogen worden waren.
    Merrick war auf den Beinen und stürzte ohne Nachdenken auf Nynnia zu. »Halt!« Denn er erkannte diese Säulen, obwohl sie, als er sie zuletzt gesehen hatte, mit Erde und Moos bedeckt waren, weil man sie gerade erst ausgegraben hatte.
    Sie wirbelte zu ihm herum, und Merrick spürte sofort die Unstimmigkeit. Dies war Arkaym, und doch war es das nicht. Nynnia war sie selbst, und doch war sie es nicht. Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Sie war älter. In ihrem langen, dunklen Haar glänzten silberne Strähnen in der Morgensonne, und eine kleine Faltenlandschaft, verursacht durch Lachen und Stirnrunzeln, schmückte ihr Gesicht. Sie konnte ihre Schönheit nicht verbergen. Merrick hatte das Gefühl, auf einer treibenden Eisscholle zu sitzen, unsicher, welche Richtung gefahrlos war.
    »›Halt‹?« Ihre Stimme war dieselbe. »Was wisst Ihr über das, was ich tue? Was geht es Euch an?« Hinter ihr setzte die Maschine ihr Zerstörungswerk fort und arbeitete sich erstaunlich schnell und effizient die Säule hinauf.
    Merrick musterte das hohe Deckengewölbe über ihnen. Es glich dem der Mutterabtei, war aber viel prächtiger. Eingemeißelte Worte wanden sich die noch unzerstörten Säulen hinauf. Merricks Welt orientierte sich neu, und obwohl das beunruhigend war, konnte er sie jetzt zumindest verstehen.
    Sein Atem ging schneller, als er auf die Säulen zuschritt. »Ich weiß, dass sie unvergleichliche Schätze sind. Sie enthalten so viel Wissen.« Er streckte die Hand aus wie ein Blinder, der ein Gesicht berühren will. Die Zeichen auf der Säule waren in alter Schrift

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