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Die russische Gräfin

Die russische Gräfin

Titel: Die russische Gräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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diese Symptome hervorrufen?« setzte Monk nach.
    Gallagher überlegte lange. Monk wollte schon die Frage wiederholen, als er endlich den Mund aufbrachte. Er war weiß wie die Wand. »Doch… ja.«
    »Genau dieselben Symptome?« Monk ließ nicht locker.
    »Nun…« Gallagher zögerte. Er litt, das verriet schon sein Gesicht. »Ja… Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber gelegentlich stecken sich Kinder diese Blätter in den Mund. Und es gibt auch Fälle von Frauen, die…« – er hielt inne, um dann stockend weiterzusprechen – »… die versuchen, damit eine Abtreibung herbeizuführen. Vor etwa acht Jahren kostete das einer Frau im Nachbardorf das Leben.«
    Stephan scharrte erneut mit den Füßen. »Aber Gisela wich keinen Moment von Friedrichs Seite«, sagte er leise. »Selbst wenn er vergiftet wurde, ist sie die einzige Person im ganzen Haus, die von vornherein als Täterin ausscheidet. Und das können Sie mir glauben: Wenn Sie Gisela kennen würden, kämen Sie erst gar nicht auf den Gedanken, sie könnte jemanden bitten, ihr das Gift zu besorgen. Sie würde ihr Schicksal nie in die Hände anderer legen.«
    »Das ist ungeheuerlich«, ächzte Gallagher. »Hoffentlich werden Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um den guten Ruf dieser armen Frau wiederherzustellen.«
    »Wir werden alles tun, um die Wahrheit zu beweisen«, versprach Monk mit zweideutigen Worten.
    Gallagher war damit zufrieden. Er stand auf und ergriff Monks Hand. »Danke, Sir! Jetzt bin ich aber erleichtert! Wenn ich irgend helfen kann, lassen Sie es mich bitte wissen. Und Sie natürlich auch, Baron von Emden. Guten Tag, Gentlemen, guten Tag.«
    »So kommen wir überhaupt nicht weiter«, brummte Stephan, als sie in die Gig kletterten. »Es mag ja Eibengift gewesen sein, aber dann hat Gisela es nicht besorgt.«
    »Es sieht ganz danach aus«, stimmte Monk zu. »Ich fürchte, wir haben noch einen langen Weg vor uns.«

3
    Hester Latterly, die Frau, an die Monk und Rathbone hatten denken müssen, wußte zwar noch nichts von deren Aktivitäten in der Streitsache Prinzessin Gisela gegen Gräfin Rostova, war aber mit den Gerüchten über diese Affäre wohlvertraut.
    Seit ihrer Rückkehr von der Krimhalbinsel, wo sie unter Florence Nightingale Verwundete gepflegt hatte, war sie in verschiedenen Anstellungen als Krankenpflegerin tätig gewesen, meistens in privaten Haushalten. Jetzt hatte sie gerade wieder eine ältere Dame nach einem schweren Sturz soweit gesundgepflegt, daß sie ihrer Hilfe nicht mehr bedurfte. In dieser Situation des Wartens auf eine neue Tätigkeit war sie entzückt, als ihre Freundin und frühere Wohltäterin Lady Callandra Daviot sie besuchte. Callandra war in den Fünfzigern und etwas älter, als ihr lieb gewesen wäre, hätte sie jemals einen Gedanken an dieses Thema verschwendet. Ihr Gesicht spiegelte all ihren Humor und ihre Charakterstärke wider, doch als schön hätten sie nicht einmal ihre glühendsten Verehrer bezeichnet. Dafür war sie zu exzentrisch. Sie hatte eine äußerst liebenswürdige Zofe, die es schon vor Jahren aufgegeben hatte, so etwas wie Ordnung und Eleganz in Callandras Haar zu bringen. Wenn es sich halbwegs den Nadeln fügte, so war das schon ein Sieg.
    Heute sah Callandra noch zerfahrener aus als sonst, als sie mit einem riesigen Blumenstrauß in den Armen und aufgeregter Miene hereinrauschte.
    »Für Sie, meine Liebe«, verkündete sie und legte den Strauß auf den Couchtisch in Hesters kleinem Wohnzimmer – eine geräumigere Wohnung hätte in Hesters Fall kaum Sinn gehabt, denn selbst wenn sie sich die Miete hätte leisten können, wäre sie doch zu selten zu Hause. »Hoffentlich werden Sie aber nicht allzu lange die Muße haben, sich daran zu erfreuen. Ich habe sie nur mitgebracht, weil sie so wunderschön sind.« Damit setzte sie sich auf den erstbesten Stuhl. Aber weil der Rock nicht richtig saß, verhakten sich die Reifen. Sie schlug zerstreut danach, ohne daß sich etwas besserte.
    Hester ließ sich ihr gegenüber nieder. Ihr Gesicht zeigte ganz ungeniert gespannte Erwartung. »Trotzdem, herzlichen Dank«, sagte sie.
    »Ich hätte einen Fall für Sie und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihn übernehmen könnten. Es geht um einen jungen Mann, den ich flüchtig kenne. Er stellte sich mir als Robert Oliver vor; allerdings hat er den Namen nur dem Englischen angepaßt, wohl weil er hier geboren wurde und sich bei uns heimisch fühlt. In Wirklichkeit ist er aber der Sohn des Barons und der

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