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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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von Karls Amtszimmer entlanglief, nahm sie schmunzelnd das mädchenhafte Gekicher wahr, das durch die geschlossene Tür aus Weras Räumen drang. Bestimmt machte Wera sich für den Abend hübsch, und ihre Freundin Margitta half ihr dabei! Eigentlich sollte sie, Olly, auch längst vor ihrem Toilettentisch sitzen, wenn sie einigermaßen manierlich auf dem großen Fest erscheinen wollte. Olly beschleunigte ihren Gang. An Karls Zimmer angelangt, klopfte sie kurz, dann öffnete sie die Tür.
    »Du Karl, stell dir vor –« Abrupt brach sie ab, als sie sah, dass Karl nicht allein war. Sein Adjutant Wilhelm von Spitzemberg befand sich bei ihm, beide Männer saßen auf dem großen ledernen Sofa, vor sich zwei Gläser und eine Karaffe mit einer honigfarbenen Flüssigkeit. Ihre Gesichter wirkten erhitzt, beide wirkten außerordentlich fröhlich und gelöst, fast wie … ein Liebespaar!, schoss es Olly durch den Sinn. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Gedanken hatte. Jedes Mal hatte sie ihn sich hastig verboten.Mit gerunzelter Stirn sah sie, wie das Lachen auf den Mienen der Männer bei ihrem Anblick erstarb.
    »Olly …«, sagte Karl als Begrüßung, während sein Adjutant fast unwillig von ihm wegrückte. »Was kann ich für dich tun?«
    Wie geschäftsmäßig er klang! Fast ärgerlich. Als sei sie ein Botenjunge, der lästige Nachrichten brachte. Und wie feindselig Wilhelm von Spitzemberg sie über den Rand seines Cognacglases hinweg anschaute. Wie einen unerwünschten Eindringling.
    Im Zimmer war es heiß und stickig. Es roch nach Zigaretten, Alkohol und etwas Verbotenem, Trunkenem, was Olly nicht deuten konnte. Ihre Hände begannen nervös zu kribbeln, wie immer, wenn sie sich unwohl fühlte.
    »Ich … wollte dir etwas erzählen. Aber es ist nicht so wichtig, bitte entschuldige die Störung«, sagte sie und lächelte angestrengt. Sie hatte die Tür schon wieder hinter sich geschlossen, als sie spürte, dass urplötzlich aus den dunkelsten Tälern ihrer Seele eine Wut emporstieg, wie sie lange keine mehr verspürt hatte.
    Was … bildeten … sich … diese … beiden … Männer … eigentlich … ein? Sie war Karls Ehefrau und Königin von Württemberg! Und nicht irgendein Störenfried oder ein überflüssiges fünftes Rad am Wagen!
    Mit wehem Herzen und vor Entrüstung zitternder Hand stieß sie die Tür erneut auf.
    Karl und sein Adjutant prosteten sich schon wieder lächelnd zu, als hätte es keine Störung gegeben.
    »Herr von Spitzemberg, würden Sie uns bitte einen Augenblick allein lassen? Karl, ich muss mit dir reden!«, sagte sie, und ihr Blick ließ keinen Widerspruch zu.
    »Was ist das zwischen dir und Wilhelm?«, fragte sie, kaum dass sie Karls Adjutant verlassen hatte. Anstatt sich zu setzen, durchquerte sie nervös den Raum wie ein eingesperrter Panther. Lauernd schaute sie ihren Mann an. Seit Jahren akzeptierte sie nun schon, dass sie sich nur noch wie zwei Geschäftspartner unterhielten. Die Belange Württembergs, die schwierigen Kriegszeiten – darüber konntensie sich bestens verständigen! Aber dass sie außerdem Mann und Frau waren, zwei Menschen, die sich vor vielen Jahren, in einem anderen Leben, den Treueschwur gaben – das hatten sie inzwischen endgültig vergessen. Viel zu lange hatte sie nicht protestiert, wenn Karl seine Zeit lieber mit anderen verbrachte anstatt mit ihr.
    »Was ist denn das für eine seltsame Frage? Er ist mein engster Vertrauter, das weißt du doch. In meiner Position ist es schwierig, Menschen zu finden, die es ehrlich mit einem meinen. Ohne Wilhelm würde ich mich noch verlorener fühlen, als ich es eh schon tue.«
    Wie weinerlich er klang.
    Hör auf, Karl anzugreifen. Du kennst ihn doch! Geh lieber, bevor Worte fallen, die du später bereust! , flüsterte eine Stimme Olly warnend ins Ohr. Sie schüttelte unwirsch den Kopf und sagte: »Du fühlst dich also verloren. Und wie, glaubst du, fühle ich mich, wenn ich in dein Zimmer komme und euch in so inniger Zweisamkeit vorfinde? Wenn man euch beide sieht, mutet es seltsam an … Fast hatte ich den Eindruck –« Olly biss sich auf die Unterlippe.
    Schweig! Noch ist es nicht zu spät.
    »Herrgott noch mal, fängst du schon wieder mit deiner elendigen Eifersüchtelei an? Darf ich nicht an einem solchen Festtag wie dem heutigen mit meinem Adjutanten das Glas erheben?« Schwerfällig rappelte sich Karl von seinem Sofa auf. Ungelenk stieß er sich am Tischbein, die Cognac-Karaffe schrammte schrill auf der

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