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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Schweiß aus der Stirn wischte, sprangen, hüpften und schwebten die zwanzig Tänzerinnen auf der Bühne umher wie Feen an einem frischen Frühlingsmorgen. Sie trugen blonde Perücken und riesigen Kopfschmuck, ihre Gesichter waren verborgen hinter Masken aus Federn, Perlen und Seidenstickerei. Ihre silberglänzenden Kostüme bauschten sich über ausladenden Reifröcken, unter denen bei gewagteren Sprüngen hie und da ein Stück Knöchel hervorlugte.
    »Meine Etty … Ist sie nicht wunderbar?«, seufzte Herzog Eugen von Württemberg.
    Leises Kichern ertönte, vergessen war die Schrittfolge, vergessen auch das Spiel des Pianisten, die maskierten Köpfe der Damen drehten sich erneut in Richtung des gutaussehenden Herrn und seines Begleiters. Beide trugen eine mit gelben Biesen und Ärmelaufschlägen auffällig verzierte dunkelblaue Uniform. Diese Uniform kannte im Land jedes Kind, denn nur das Regiment des Königs durfte sie tragen. Die Offiziere des Württembergischen Ulanenregiments hatten einen besonders ehrbaren Ruf.
    Wütend warf der Ballettmeister einen Blick in die dritte Stuhlreihe.Am liebsten hätte er die beiden Störenfriede verjagt, aber der eine davon war Prinz Wilhelm, und ihn konnte er wohl schlecht des Hauses verweisen. Wer der zweite Herr mit den schwarzen Haaren und dem kräftigen Schnauzbart war, wusste er nicht. Er schien jedoch mindestens so hochwohlgeboren zu sein wie der Prinz.
    »Für mich sehen die Tänzerinnen alle gleich aus«, raunte Prinz Wily Eugen zu. Unter den Masken konnte man ja nicht einmal die Gesichter erkennen! Da er jedoch den exquisiten Frauengeschmack seines besten Freundes kannte, war davon auszugehen, dass besagte Etelda das schönste Mädchen auf der Bühne war.
    »Du Kunstbanause! Wie oft habe ich in der Hölle Frankreichs an Etty denken müssen. Kneif mich, damit ich endlich glauben kann, dass dies hier Wirklichkeit ist.« Ohne seinen Blick auch nur einen Moment von der Bühne abzuwenden, hielt Eugen seinem Vetter den linken Arm hin.
    »Seltsam, von deinen Sehnsüchten habe ich gar nichts gemerkt«, raunte Wily ihm ironisch zu. »Vielmehr kommt mir, wenn ich an Meaux denke, eine ziemlich heftige Begegnung deinerseits mit einer jungen Dame namens Ivette in den Sinn. Und dann in Nancy – trafst du dort nicht diese reizende Krankenschwester? Chloé hieß sie, wenn ich mich richtig erinnere … Aus Sorge um dein Wohlergehen konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, dabei war ich müde wie ein Hund!«
    Der Vorfall, auf den Wily anspielte, hatte sich Anfang September des Jahres zuvor ereignet. Ihre Truppen hatten den Auftrag gehabt, einen Munitionstransport zu eskortieren. Zuvor war aus verschiedenen Kanälen durchgesickert, dass die Franzosen vorhatten, diese hochexplosive Ladung auf Teufel komm raus in ihre Gewalt zu bringen. Dementsprechend nervös waren die Mitglieder des Ulanenregiments. Alle außer Eugen. Denn der schlich sich, unerkannt und als Bauer getarnt, eine Nacht vor Abfahrt des Munitionszugs nach Nancy hinein. Das Flehen seines Vetters Wily, er möge diese Dummheit auf der Stelle vergessen, überhörte er. Er hatte Chloé doch versprochen, dass er sie besuchen kam! Froh gelauntund mit breitem Grinsen war er kurz nach Morgengrauen wieder aufgetaucht.
    Aus dem Halbdunkel der dritten Stuhlreihe heraus warf Eugen wie wild Kusshände auf die Bühne.
    »Lappalien! Irgendwie musste ich mir die Zeit vertreiben. Ich konnte schließlich nicht jede Nacht Karten spielen, dieser Spaß hat mich eh schon ein Vermögen gekostet«, sagte er eine Spur verärgert. »Meiner Etty vermochten die französischen Damen jedenfalls nicht das Wasser zu reichen. Diese Ausstrahlung! Hast du gerade eben ihre schlanken Fesseln aufblitzen sehen?« Noch während er sprach, nestelte er ein lederndes Etui aus seiner Hosentasche.
    »Vielleicht überzeugt dich das ja von meinen hehren Absichten?« Er öffnete das Etui mit einem leisen Klick.
    Wily blinzelte, als er den großen Ring sah, der verdächtig wie ein Diamant funkelte.
    »Wo hast du den denn her?«
    Eugen grinste. »Glaubst du etwa, ich habe mich in der Schmuckschatulle meiner Mutter bedient? Von wegen! Beim besten Goldschmied der Stadt war ich, für Etty ist mir das Teuerste gerade gut genug. Ich bin mir sicher, wenn ich ihn ihr überreiche, wird sie mich vor Freude küssen.«
    »Aber … Der muss doch ein Vermögen gekostet haben.« Wie der Diamant funkelte … Wily schüttelte den Kopf.
    »Na und? Wir haben doch gestern unseren Sold

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