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Die russische Herzogin

Titel: Die russische Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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seiner Frau mit der Grabkapelle ein ewiges Denkmal zu setzen.«
    »Wilhelm muss diese Katharina sehr geliebt haben …« Weras Augen leuchteten.
    Evelyn nickte. »Wahrscheinlich war Katharina von Russland wirklich Wilhelms große Liebe.« Von seiner Geliebten Amalie von Stubenrauch einmal abgesehen, fügte sie im Stillen hinzu. Über drei Jahrzehnte währte die »heimliche« Liaison mit der Hofschauspielerin nun schon – länger als jede von Wilhelms Ehen. Noch heute, da der König alt und krank war, sahen er und die Stubenrauch sich regelmäßig. Es gab Stimmen in Stuttgart, die behaupteten, Amalie wäre Wilhelms einzige Liebe. Aber an solchem Klatsch beteiligte sich Evelyn nicht. Und mit Wera würde sie erst recht nicht darüber reden.
    »Da Rosen Katharinas Lieblingsblumen waren, hat der König diesen Berg hier von Kahlenstein in Rosenstein umbenannt. Ein weiterer Liebesbeweis.« Evelyn konnte sich nicht daran erinnern, dass sich der König für seine jetzige Gattin Pauline jemals solch große Gesten ausgedacht hatte. »Die Kronprinzessin fährt sehr häufighinauf auf den Württemberg. Manchmal steigt sie zu Katharina, die übrigens ihre Tante war, in die Gruft. In der Nähe ihrer Ahnin könne sie sich besonders gut ins Gebet versenken, sagt Olly.«
    »Tante Olly steigt in eine Gruft hinab? Findest du das nicht seltsam?« Wera runzelte die Stirn. »Und warum wohnt der König nicht im Schloss Rosenstein? Dann könnte er seiner Katharina jeden Morgen beim Aufstehen zuwinken.«
    »Das war sicher seine ursprüngliche Idee. Aber dann …« Obwohl kein Lauscher in der Nähe war, winkte Evelyn das Mädchen näher zu sich heran. »Dann hat eine alte Wahrsagerin dem König prophezeit, dass er, sollte er je eine Nacht im Schloss Rosenstein verbringen, sterben müsse!«
    Ehrfurchtsvoll betrachtete Wera das klassizistische Schloss. »Das ist ja spannend …«
    Evelyn hob drohend ihren Finger. »Wehe, du verrätst irgendjemandem, dass ich dir dieses abergläubische Zeug erzählt habe!«
    Nach zwei Stunden machten sie sich beide durchfroren, aber zufrieden auf den Heimweg. Überschwänglich ergriff Wera Evelyns Hand und sagte: »Tausend Dank für den wunderbaren Ausflug! Das war der schönste Tag seit langem.«
    Im Kronprinzenpalais angekommen, schlug Evelyn vor, noch gemeinsam eine Tasse Kakao zu trinken, bevor sie Wera in die Obhut der Kammerfrau Öchsele übergab, doch zu ihrer Überraschung lehnte das Kind ab.
    »Wenn du erlaubst, würde ich gern in mein Zimmer gehen und mich ausruhen. Außerdem muss ich Eugen erzählen, wie schön es im Rosensteinpark war.«
    Also machte sich Evelyn allein auf den Weg in einen der Salons, in dem – das hatte sie zuvor im Vorbeigehen gesehen – Helene Trupow mit einigen Damen des Hofes saß. Der Zusammenstoß mit ihrer Herrin schien vergessen zu sein, denn es sah so aus, als würde sich die Gouvernante bestens unterhalten.
    Trotz ihrer knapp bemessenen Freizeit war es Helene Trupow gelungen, sich mit etlichen Damen anzufreunden. Viele bemitleidetensie wegen der »schweren Aufgabe«, die sie übernommen hatte, andere bewunderten sie regelrecht dafür, wie gut sie Wera, die ihnen allen das Leben schwermachte, im Griff hatte. Zum Erstaunen der Hofdamen hatte Madame Trupow außerdem gleich in den ersten Tagen verkündet, dass sie auf der Suche nach einem Ehemann war. Evelyn war über eine solche Offenheit geradezu schockiert gewesen, inzwischen musste sie der russischen Gouvernante in dieser Hinsicht allerdings viel Klugheit zugestehen. Denn statt den weiblichen Neuankömmling misstrauisch zu beäugen und die eigenen Ehemänner von ihr abzuschirmen, fühlten sich die Damen berufen, Helene Trupow bei ihrem Ansinnen unter die Arme zu greifen. Ein Ehemann … Hinter der angelehnten Tür hielt Evelyn von Massenbach kurz inne. Es war noch gar nicht so lange her, da hatte sie kurz vor dem Traualtar gestanden. Doch dann hatte sie sich gegen den Mann und für die Kronprinzessin entschieden. Olly brauchte sie. Beides unter einen Hut zu bringen war ihr unmöglich erschienen.
    Evelyn gab sich einen Ruck und betrat den Raum, in dem gerade schallendes Gelächter ausbrach.
    »Frau von Massenbach – Sie sind zurück von Ihrem Ausflug? Darf ich fragen, wo die kleine Großfürstin ist? Und ist die Kronprinzessin etwa auch schon wieder zurück?«
    Wie fröhlich Helene Trupow wirkte! Und wie sorglos. Olgas Zurechtweisung am Nachmittag schien sie sich nicht sehr zu Herzen zu nehmen, dachte Eve

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