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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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Lebensrettungseinheiten an den Fahrstühlen. Trotz des Chaos war die generelle Stoßrichtung unschwer festzustellen: Bredows Büro!
    Frau Krüger war wohl die Arbeit ausgegangen, oder sie wollte sich nur ein wenig die Füße vertreten, jedenfalls hatte sie die Handtücher in Bredows Bad ausgewechselt – und den CitoAlarm ausgelöst.
    Cito-Alarm ist eine Erfindung der Leute, die letztes Jahr unsere neue Notrufanlage installiert haben, und gedacht für Notfallsituationen, mit denen ein Doktor alleine nicht zurechtkommt. Man tippt auf dem nächstbesten Telefon einfach dreimal die neun ein, und bei allen Doktors gehen die Piepser los und zeigen die Telefonnummer an, von der aus der Alarm ausgelöst worden ist. Nachteil Nummer eins des Systems ist, daß man also wissen muß, zu welchem Raum die angezeigte Telefonnummer gehört, Nachteil Nummer zwei, daß nicht nur eine Massenwanderung, sondern auch eine Massenhysterie ausgelöst wird, die schon manchem im Prinzip errettbaren Patienten das Leben gekostet hat.
    Es gibt eine einfache Regel: Alleine eine Wiederbelebung zu machen ist schwierig, aber möglich. Zwei bis drei ausgebildete Leute bei einer Wiederbelebung sind ideal. Mehr als drei Leute bedeuten mit Sicherheit Chaos und den Tod des Patienten. Dr. Bredow konnte dies egal sein, und zudem hätte er, wäre er nicht schon seit Stunden tot gewesen, sogar eine Chance gehabt, denn das Cito-Alarm-Wettrennen hatten Dr. Vogel und sein Team gewonnen.
    Als ich mich durch den Auflauf in Bredows Büro bis zu seinem Badezimmer vorgedrängelt hatte, war Dr. Bredow längst intubiert, wurde über einen Ambubeutel beatmet, und Dr. Vogel schwitzte unter der Anstrengung der Herzmassage. Ulf Vogel ist unser leitender Notarzt und in diesem Job perfekt. Leitprinzip: erst handeln, dann denken. Das sind ideale Voraussetzungen für einen Notarzt, denn seine Aufgabe ist nicht das ruhige Abwägen, sondern so schnell wie möglich zu intubieren, zu defibrillieren, zu beatmen und sich keine Sorgen zu machen, ob sein Tun im Moment sehr sinnvoll ist oder nicht.
    Vogel ist ein Meister seines Fachs, ein Zauberer der Wiederbelebung. Er reanimiert alles und jeden, mit einer initialen Erfolgsquote von mehr als dreißig Prozent, und das ist viel! Er ist die ärztliche Variante von »erst schießen, dann fragen«. Falls ich einmal reanimiert werden muß, wünsche ich mir Ulf Vogel. Nur möchte ich von ihm nicht im Tiefschlaf erwischt werden, ich wäre intubiert und mit Elektroschock bearbeitet, bevor ich Piep sagen könnte.
    Nach einiger Zeit verließ ich den Volksauflauf in Bredows Büro und verzog mich auf meine Station. Ich hatte noch ein paar Lebendige, um die ich mich kümmern mußte. Wie Professor Kindel neulich gesagt hatte, laßt die Toten die Toten begraben.
    Am späten Nachmittag war ich immer noch nicht in Handschellen abgeführt worden und fuhr nach Hause.
    Celine war den Tag über bei mir zu Hause geblieben und hatte meine Wohnung geputzt. Eine absolute Premiere und nur als Ablenkung von ihrem nächtlichen Schock zu verstehen. Meinen Bericht aus der Klinik beschränkte ich auf die Eckdaten, ich ersparte ihr die Details meiner Verfolgungsparanoia und der Wiederbelebungsversuche, deren Ende man mir in verschiedensten Varianten erzählt hatte. Irgend jemand jedenfalls hatte Ulf Vogel endlich darauf aufmerksam gemacht, daß Dr. Bredow Leichenflecke aufweise.
    Celine, trotz posttraumatischem Schock immer mit Sinn für das Praktische, meinte, daß jetzt endgültig genug Fingerabdrücke in Bredows Büro und Badezimmer sein müßten.
    »Vor der Polizei brauchen wir uns sowieso nicht mehr zu fürchten«, trug ich zu unserer Beruhigung bei, »zuletzt soll Professor Dohmke die Sache in die Hand genommen haben. Er hat auf Selbstmord erkannt und angeordnet, den Selbstmord zu vertuschen. ›Es war ein Unfall, meine Damen und Herren‹, soll er gesagt haben, ›wir wollen keine Polizei in unserer Klinik. Wir können unsere Probleme selber lösen.‹ Es wird also keine Spurensuche geben.«
    Erst in der Nacht meldete sich meine Paranoia wieder. Wer hatte mir eigentlich erzählt, was Dohmke gesagt hatte von keine Polizei und so? Könnte das nicht auch eine Falle sein? Und was hatte Dohmke damit gemeint, daß wir unsere Probleme selber lösen können? Würde jetzt er eine Untersuchung durchführen? Jede Situation zu ihrem möglichst negativen Ausgang hin fortzuspinnen ist ein Hobby meiner Hirnzellen. Ziemlich lästig, besonders nachts.
    Professor Dohmke, neben

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