Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
CareClean.
»Und – gibt es die Befunde der Blutuntersuchungen?«
Bei akzidentiellen Verletzungen im Krankenhaus wird direkt nach der Verletzung und einige Wochen später das Blut auf sogenannte Antikörper untersucht.
»Herr Hoffmann, was wollen Sie denn noch? Wichtig ist doch nur, daß man uns nichts anlasten kann, oder?«
Wen meinte Professor Dohmke mit »uns«? Die Klinik? So jedenfalls sollte ich es wohl verstehen. Oder meinte er eine bestimmte Interessengruppe, die man nun nicht mehr belangen konnte?
Ich weiß nicht mehr genau, was ich antwortete und mit welcher Begründung ich mich aus seinem Arbeitszimmer abgesetzt habe. Aber ich erinnere mich noch deutlich an seine Frage, als ich die Tür schon fast hinter mir geschlossen hatte.
»Sagen Sie, Dr. Hoffmann. Ist die Akte von diesem Patienten inzwischen bei Ihnen aufgetaucht ?«
Ich verneinte.
»Sie sollten da ganz sichergehen. Suchen Sie noch einmal gründlich im Arztzimmer. Vielleicht auch bei Ihnen zu Hause.«
Im Vorzimmer hatte Frau Krüger inzwischen die Broschüre für mich herausgesucht. Ich bedankte mich und ging zurück auf meine Station. Auf meinem Schreibtisch fand ich eine Notiz in der etwas unbeholfenen Schrift von Schwester Elke. Michael Thiel habe angerufen. Ich solle heute abend bei ihm vorbeikommen.
Michael hatte die Konserve von Margret tatsächlich schneller bearbeitet als beim letzten Mal. War er fündig geworden? Auf dem Weg zu ihm ging mir das Gespräch mit Professor Dohmke durch den Kopf. Natürlich war nicht auszuschließen, daß sich Mischa bei seiner Arbeit in der Klinik irgendwann an einer gebrauchten Injektionsnadel verletzt hatte. Auch der Zeitpunkt für Mischas Unfallmeldung würde passen oder wäre für einen getürkten Meldebogen gut gewählt. Ende September, das war kurz bevor er mein Patient wurde und nachweislich noch für CareClean gearbeitet hatte. Wir hatten damals zwar dank Haralds Eifer auch die Leberwerte und die Hepatitis-Serologie gemacht, und die Werte waren negativ, aber es dauert ein paar Wochen, bis die Antikörper positiv werden.
Nur – hätte Mischa aus der Ukraine wirklich den für solche Fälle vorgesehenen Meldebogen ausgefüllt? Schließlich war er nicht in Deutschland aufgewachsen, wo man lernt, daß es für jeden Unfall einen Schuldigen gibt und wahrscheinlich auch eine Versicherung, die zahlen muß. Er hätte wahrscheinlich ein Pflaster gesucht und weitergearbeitet. Eine offizielle Meldung war ziemlich unwahrscheinlich. Aber vielleicht hatte er eine Schwester um ein Pflaster gebeten. Die könnte ihn nach der Ursache seiner Verletzung gefragt und dann pflichterfüllt auch den Meldebogen für ihn ausgefüllt haben. Ein richtiger Kriminalbeamter würde jetzt Dienstpläne vergleichen, Krankenschwestern befragen, Unterschriften vergleichen. Ich hingegen war gespannt, was Michael Thiel gefunden hatte.
Michael war noch mit einigen Spezialanalysen beschäftigt und längst nicht darüber hinweg, wie jämmerlich die deutschen Fußballer aus der Europameisterschaft geflogen waren. Mit mir konnte er sich erheblich besser über Fußball unterhalten als mit seinen MTAs.
»Ich sage dir, mit einer wehleidigen Rentnertruppe kann man nicht Europameister werden.«
»Michael! Unsere letzte Fußballdiskussion hat dazu geführt, daß ich meine Verabredung mit Celine verpennt habe. Was ist mit meiner Konserve?«
»Gemach, Felix, gemach!«
Michael ist der geborene Laborarzt, ein Schritt nach dem anderen. Im Moment war er noch mit einer Analyse beschäftigt, die er wohl nicht den Laborautomaten anvertrauen konnte. Von Hand belud er die Meßkammer seines Spektrometers.
»Sieh mal an ...«
»Ist das von meiner Konserve?«
»Nein. Weißt du, wir müssen hier nebenbei auch noch Geld verdienen.«
Noch ein paar weitere Proben landeten im Spektrometer, akribisch notierte Michael alle Meßwerte. Ich hatte Glück. Offensichtlich paßten die Werte zusammen, und Michael war zufrieden. Eine weitere Testreihe hätte meine Geduld wahrscheinlich nicht mitgemacht.
»Wer meinst du, wird Europameister?«
»Keine Ahnung. Die Eskimos? Hast du mich herbestellt, um mich das zu fragen?«
»Du bist zu ungeduldig, Felix. Das macht eure Hektik an der Klinik. Was meinst du, wie schön ich mich hier entspannen kann.«
»Laß es raus, Michael. Wenn du mich so auf die Folter spannst, mußt du was ziemlich Aufregendes gefunden haben.«
Michael holte zwei Bier aus dem Kühlschrank.
»Da muß ich dich enttäuschen, Felix. Deine Konserve
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