Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)
sitzen.
»Es ist also alles in Ordnung, Margret. Das willst du mir doch sagen?«
»Da hast du endlich einmal recht, mein Lieber. Genau das will ich dir sagen.«
Mit wilder Entschlossenheit begann sie wieder ihre Routine mit den Testplättchen und den Reagenzien. Es ist ziemlich idiotensicher, die Testfelder und Testreagenzien sind farbig markiert. Außerdem werden alle Bluttests zur Sicherheit doppelt gemacht, und Margret macht diese Arbeit schon seit Jahren. Trotzdem gelang es ihr, das Testserum sowohl auf das blaue wie auf das gelbe Testfeld zu pipettieren. Sie bemerkte ihren Fehler und wiederholte den Test. Es war unklar, ob sie mitbekommen hatte, daß ich ihren Fehler gesehen hatte.
»Na schön, Margret. Ich bin eigentlich nur wegen dieser Blutkonserve gekommen, die mit der doppelten Seriennummer. Du wolltest die Originale der Kontrollzettel heraussuchen.«
»Ach, diese Geschichte. Das habe ich überprüft. Es war ein Zahlendreher, falsche Eingabe. Neunundsechzig statt sechsundneunzig oder so etwas. Kein Grund zur Aufregung. Wahrscheinlich war der Scanner wieder kaputt, und irgend jemand hat beim Eintippen von Hand geschlafen.«
»Gibt es die beiden Kontrollzettel noch?«
Sie schaute mich mit ihrem dicken blauen Veilchen direkt an.
»Ja, ich habe sie. Ich kann sie dir zeigen. Aber ich denke nicht daran. Was denkst du eigentlich, wer du bist? Wenn du irgendwelche Zweifel an unserer Arbeit in der Blutbank hast, dann wende dich bitte an meinen Chef. Ohne ausdrückliche Weisung von Professor Dohmke werde ich dir gar nichts mehr zeigen.«
Ich rutschte von ihrem Labortisch und schaute sie ebenfalls direkt an. Ich war bereits sauer auf mich, ehe ich sagte, was ich ihr jetzt sagen wollte.
»Schön, Margret, alles klar. Ich gehe zu Dohmke. Eine Frage nur noch: Soll ich ihn auch wegen der abgelaufenen Blutkonserve fragen, die du mir neulich gegeben hast?«
Ihr dickes Make-up konnte vielleicht ihr Veilchen etwas verbergen, nicht jedoch die Angst, die ihr nun in den Augen stand.
»Scheißkerl!«
Ich ging zurück auf die Station und war nicht sehr stolz auf mich.
Auf der Station erwartete mich eine akute Anordnung von Dohmke: Die Aufnahmestation laufe über, es müßten dringend Betten frei gemacht werden. Trotz des angeblichen Bettenüberhangs in Berlin keine ungewöhnliche Situation. Man überlegt schnell, welche ohnehin geplanten Entlassungen ein paar Tage vorgezogen werden könnten, und ruft mal wieder die Pflegeheime durch. Unseren Abschied von Frau Schön hatten wir für Freitag vorgesehen. wenn ich ihren Kalium-Spiegel etwas schneller anheben würde, wäre auch morgen früh vertretbar. Also setzte ich ihre Kalium-Tabletten ab und ordnete eine Infusion mit Kalium an, unterschrieb die Verordnung und legte sie ins Schwesternzimmer. Ansonsten gab es nichts, was nicht eine Stunde warten könnte. Außerdem war jeden Moment mit Professor Dohmke zu rechnen, der die Ausführung seiner Order kontrollieren würde. Also nutzte ich die Zeit und fuhr zum Handelsregister im Amtsgericht Charlottenburg.
Ich hatte Glück, ich geriet dort an ein richtig nettes Mädchen, »Karin Obermann« sagte das Kärtchen auf ihrem Schreibtisch. Ich hatte aber kein Glück, was meine Mission betraf. Da ich aktuell kein »berechtigtes Interesse« an den Eigentumsverhältnissen der Humana-Klinik-GmbH nachweisen konnte, durfte mir Karin nur den Auszug aus dem Handelsregister zeigen, wie er auch in den entsprechenden Zeitungen abgedruckt wird.
»Tut mir ganz schrecklich leid, ich würde Ihnen sehr gerne helfen, aber das sind die Vorschriften.«
Sitz der Humana-Klinik-GmbH war Berlin, Gegenstand war das Betreiben und die Verwaltung eines Krankenhauses. Beides war mir bekannt. Das Stammkapital war mit hundertfünfzigtausend Mark eingetragen, als Geschäftsführer immer noch Dr. Knut Bredow. Den letzten Eintrag notierte ich mir. »Der Gesellschaftsvertrag ist am 1. Juli 1998 geschlossen worden und zuletzt am 13. Juli 2000 in § 1 (Gesellschafter) geändert worden.«
Genau das war der interessante Punkt – die Gesellschafter. Die wollte ich wissen. Und dafür fehlte mir, trotz mehrerer Versuche mit meinem charmantesten Lächeln, das vorschriftsmäßige »berechtigte Interesse«.
»Darf ich Sie fragen, was zum Beispiel wäre ein berechtigtes Interesse?«
»Na, zum Beispiel, wenn Sie auch Gesellschafter werden wollen oder überlegen, der Gesellschaft einen Kredit zu geben.« Karin vom Handelsregister schenkte mir nun ihrerseits ein
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