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Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition)

Titel: Die russische Spende (Stationsarzt Dr. Felix Hoffmann) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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ob genug Steuern abgeführt werden. Das Finanzamt würde hellhörig werden, wenn plötzlich die Einnahmen zu stark absinken oder die Ausgaben stark ansteigen. In Ihrer Klinik nehmen zwar die Ausgaben deutlich zu, aber auch die Einnahmen. Das ist Wachstum, vollkommen normal. Der ganze Sinn unserer freien Marktwirtschaft.«
    »Besteht nicht die Gefahr, daß nachgefragt wird, warum zum Beispiel die Ausgaben für die Gebäudereinigung so kräftig zugenommen haben?« fragte ich Beate.
    »Es kann schon sein, daß das auffällt. Also könnte sich das Finanzamt fragen, ob hier eventuell durch fingierte Ausgaben Steuern hinterzogen werden. Was passiert? Die Klinik wird um eine Erklärung gebeten und wird über eine Änderung der Hygienevorschriften stöhnen oder etwas Ähnliches. Hauptsächlich aber interessiert das Finanzamt, ob das Geld irgendwo versteuert wird. Und wenn die Firma CareClean auf ihre verdoppelten Einnahmen ordnungsgemäß Steuern bezahlt, ist alles in Ordnung.«
    Ich rief Luigi und bestellte mir einen doppelten Grappa. Schließlich erfährt man nicht alle Tage, daß man statt in einer Klinik in einer großen Geldwäscherei arbeitet. Beate war noch nicht fertig.
    »Das Problem bei illegalen Einnahmen ist immer das gleiche. Da habe ich plötzlich einen Haufen Geld gemacht mit Kinderpornographie, Frauen aus Weißrußland oder mit Drogen. Was mache ich nun mit dem schönen Geld? Ich kann es irgendwo anlegen, wo wenig Fragen gestellt werden, in der Schweiz oder meinetwegen auf den Cayman Islands. Nur irgendwann will ich es auch mal ausgeben. Das macht keine größeren Probleme, wenn ich mir auf dem Schwarzmarkt einen geklauten van Gogh kaufe. Den kann ich dann in meinen Tresor einschließen und ihn mir nachts ab und zu anschauen. Aber wenn ich mir schon einen van Gogh leiste, möchte ich ihn auch anderen zeigen. Und schon fragt jemand nach, woher ich das Geld für den van Gogh habe. Oder für die große Villa, das eigene Sportflugzeug, was auch immer. Zur Lösung dieses unangenehmen Problems wurde die Geldwaschanlage erfunden.«
    Luigi kam mit meinem Grappa. Arbeitete sein Laden für die italienische Mafia? Er verkauft an einem Abend meinetwegen hundert Essen und rechnet nur fünfzig über seine Kasse ab, die anderen fünfzig sind Bares auf die Hand, die Hälfte davon für die Freunde in Sizilien. In der Geldwaschanlage geht es anders herum – das Restaurant verkauft fünfzig Essen und rechnet hundert ab.
    Celine bestritt ganz energisch meine laut ausgesprochenen Gedanken, was ihren Luigi betraf. Frauen sind seltsam. Würde ich ihr mit ähnlichen Sprüchen wie Luigi kommen, daß mia Celina ein Gesicht wie die Madonna von Bergamo habe, würde sie sich totlachen. Immerhin konnte sie sich vorstellen, gab sie zu, daß Luigi nicht alle Einnahmen beim Finanzamt meldet. Er sei schließlich nicht so einfältig wie ich. Beate kam, Gott sei Dank, auf unser Thema zurück.
    »Ihr Beispiel mit dem Restaurant ist nicht schlecht, Felix. Ein Krankenhaus hat, bei Lichte betrachtet, als Geldwaschanlage sogar noch einige Vorteile. Die Vorgänge in einem Restaurant sind für jeden Laien nachvollziehbar, nicht das, was sich in einem modernen Krankenhaus abspielt. Das fängt schon damit an, daß es seine Dienstleistungen in einer Geheimsprache erbringt. Eine Operation ist bei Ihnen nicht eine Operation, sondern ...«
    »... eine Cholecystektomie oder ein Billroth II«, half ich ihr.
    »Genau! Kein Mensch kann sich darunter etwas vorstellen. Erst recht nicht, was so was kosten könnte. Der nächste Punkt ist noch wichtiger – der Datenschutz. Ich kann vielleicht Herrn Müller oder Frau Meier fragen, was sie bei Luigi gegessen haben, eine Pizza Salami oder Saltimbocca alla Romana, aber natürlich nicht, weshalb sie im Krankenhaus waren und was dort mit ihnen gemacht wurde. Und was die Privatpatienten Ihrer Klinik betrifft, kommt noch etwas Auffallendes aus den Unterlagen hinzu: Fast alle Privatpatienten, die ihre Rechnung bar bezahlt haben, zeichnen sich durch ziemlich fremdländische Namen aus. Man kann Ihrer Klinik sicher nicht verbieten, ausländische Patienten zu behandeln. Und man kann es ihr kaum verübeln, von Ausländern bar zu kassieren.«
    Beate machte die Sache zunehmend plausibel, und sie begeisterte sich inzwischen immer mehr an den Möglichkeiten, aus einem Krankenhaus eine Geldwaschanlage zu machen.
    »So ein Krankenhaus«, fuhr sie fort, »hat als Geldwaschanlage noch einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem

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