Die Saat der Bestie (German Edition)
zeigt ihr, wie albern ihre Gedanken sind. Es ist Nacht, es regnet, und durch die Ritzen im Fensterrahmen dringt eine unangenehme Kälte ins Zimmer.
Sie hat sich nie gefürchtet, in keiner einzigen Stadt, durch die sie ihre Reise führte und in der sie zwangsweise ihre Vorräte auffrischen musste. Jede Stadt war gleich gewesen: still, grau und verlassen. Die Häuser erinnerten stets an schlafende Bestien, die darauf warteten, endlich zu sterben. Nirgends, bis auf eine verfluchte Ausnahme, war sie auf etwas Lebendiges gestoßen, bis sie hierher gekommen ist.
Sie weiß nicht, wie die Stadt heißt. Das Schild hat umgestürzt im Wald gelegen, direkt neben dem verrosteten Wrack eines Lastwagens. Es ist ihr auch egal gewesen; eine Stadt ist wie die andere, der Tod kennt keine Namen.
Sie geht immer nach Westen und wird irgendwann ihr Ziel erreichen – nur das zählt. Alles, was auf ihrem Weg liegt, soll namenlos bleiben, damit sie sich an nichts gewöhnt und an nichts erinnern muss.
Sie hat das Gefühl, bereits ihr ganzes Leben unterwegs zu sein. Als der lange und harte Winter endlich gegangen war und die Tage wärmer wurden, ist sie aufgebrochen; einen einzigen, letzten Traum vor Augen, den sie zu erreichen sucht.
Sollte das alles hier in dieser Stadt enden?
Es ist immer noch da draußen. Der Gedanke ist so kalt wie der Grund eines eisigen Sees.
Sie blickt sich im Zimmer um. Nichts Besonderes. Ihr Blick geht zu den düsteren Schatten der Stadt vor dem Fenster. Die Gewissheit, dass sie gefangen ist, trifft sie so unvermittelt, dass ihr schwindelig wird. Sie presst beide Fäuste gegen ihre Schläfen. Plötzlich tanzen groteske Bilder wie die Fragmente eines besonders scheußlichen Alptraumes vor ihren Augen. Nach all den Monaten, in denen sie alleine war, nach unzähligen Meilen, die sie auf Highways, Landstraßen und durch Wälder reiste, muss sie ausgerechnet hier auf das wohl letzte Lebewesen der Erde treffen? Der Gedanke erscheint ihr so absurd, dass sich ein verzweifeltes Kichern aus ihrer Kehle zwängt.
Sie weiß nicht, was es war, das sie beobachtet hat. Nur eins kann sie mit Sicherheit sagen: es ist kein Mensch gewesen. Da war etwas in der Luft, etwas Böses, etwas Viehisches, das sich wie eine kalte Haut über ihre eigene gelegt hat und ihr sagte, dass es keine menschlichen Augen waren, die sie durch das verdreckte Schaufenster des Geschäftes angestarrt haben. Und dieses Etwas ist immer noch da draußen, in der Nacht, im Regen. Es ist die ganze Zeit über da gewesen, hat sich vielleicht während ihres Schlafes an sie herangeschlichen, um an ihr zu schnüffeln und sich an ihrem Körper zu reiben.
Der Gedanke ist so abscheulich, dass die Welt sich für einige widerwärtige Augenblicke zu drehen beginnt. Sie stürzt zu ihren Sachen, packt eine halbvolle Wasserflasche in ihren Rucksack und zieht die alte Lederjacke an, die sie seit vielen Jahren besitzt und die überhaupt nicht zu ihren neuen Kleidern passen will. Dann greift sie nach Tragetasche, Rucksack und Gewehr und rennt zur Wohnungstür.
Die Schatten der Wohnung fliegen an ihr vorbei, ein blinder Spiegel zeigt das gespenstische Abbild einer Toten, der uralte Gestank von Tieren, vielleicht Katzen, bringt sie zum Würgen. An den Wänden hängen verstaubte Bilder und – scheinbar von einem kleinen Kind – selbstgemalte Zeichnungen. Erinnerungen, für die sich niemand mehr interessiert und die zusammen mit dem Rest der Welt verrotten.
An der Wohnungstür, die sie in der Nacht eingetreten hat und die nun schief in den Scharnieren hängt, bleibt sie abrupt stehen und hält den Atem an. Die Tüte in ihrer Hand raschelt, ihr Herz schlägt einen wilden Beat in ihrer Brust, Regen trommelt leise gegen die Fenster der Wohnung.
Aber da ist noch ein anderes Geräusch – draußen im Treppenhaus, in der Dunkelheit. Nur eine leise Ahnung. Etwas … das über die Treppen schleicht.
***
Ihre Kleider stinken nach Schweiß, Urin und Blut. Ich lecke daran, rieche daran und werde Eins mit der Frau. Gott, ich will sie …
Ich nehme die Fetzen ihrer dreckigen Bluse und reibe sie über meine Genitalien, immer und immer wieder. Es ist, als würde ich die Frau nehmen, immer und immer wieder.
Aus der leeren Wohnung dringen ihre Geräusche. Ihr Atem, Schritte. Einmal lacht sie leise, dann wieder stöhnt sie verzweifelt. Oder stöhnt sie vor Erregung? Spürt sie, dass ich hier bin? Will sie mich, so wie ich sie will? Hart und roh …
Sie weint. Ich kann ihre Angst
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