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Die Saat der Bestie (German Edition)

Die Saat der Bestie (German Edition)

Titel: Die Saat der Bestie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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die Ruinen einer Modellstadt aus dem blauen Schimmer des Mondlichtes empor. Doch auch wenn sie den Raum jetzt nicht mehr erkennen kann, so existiert ein exakter Plan in ihrem Kopf, auf den sie ihre Gedanken zu konzentrieren versucht. Keine Erinnerungen mehr an Tage, die besser waren, aber die es so nie wieder geben wird. Keine Kindergeburtstage mehr, kein Schulhof und kein Streit mit Cindy, kein Mark und auch kein Mike. Nur dieser Raum. Dieser warme, dunkle Raum, der nach vermoderter Wäsche und Schimmel riecht. Dazu Sams Plan, den sie wie eine billige Bleistiftzeichnung vor ihren Augen sieht, und die Gewissheit, dass David auf dem Weg hierher ist.
    Sam hat den Werkzeuggürtel abgelegt, da sie befürchtet, er könnte sie an schnellen Bewegungen hindern. Außerdem will sie sich nicht durch das Klappern der Werkzeuge verraten. Sie hat an strategisch günstigen Stellen die Schraubendreher verteilt, so dass sie im Notfall immer eine Waffe zur Verfügung hat. Alles ist auf ihrem Plan eingezeichnet.
    Sie weiß, dass David gefährlich ist. Er hat den Verstand verloren und sich zu einem Monster in Menschengestalt entwickelt. Sie muss auf alles vorbereitet sein. In dieser Nacht geht es um keine harmlose Rauferei mit Cindy Evans. Hier steht ihr Leben auf dem Spiel und Sam hat nicht vor, sich so schnell aufzugeben.
    Sie sitzt noch immer gegen die Wand gelehnt, direkt neben der Verkaufstheke und starrt in den bläulichen Dunst der Nacht. Ihr Blick sucht ein Versteck nach dem anderen auf, in welchen sie die Werkzeuge deponiert hat. Was sie vor ihrem inneren Auge sieht, gefällt ihr. Sie glaubt sogar zu erkennen, wie das Mondlicht von dem gehärteten Stahl der Schraubendreher reflektiert wird. Die beiden Hämmer liegen beidseits neben ihr auf dem Boden. Fast zärtlich berühren ihre Hände den kalten Stahl. Das größte der Werkzeuge, einen Meißel, hat sie in Lillys Stirn gerammt.
    Von ihrer Position aus kann sie die Schaufensterpuppe nicht sehen, doch sie hat sie so gedreht, dass die tödliche Waffe von der Straße aus zu erkennen ist. David soll wissen, dass Sam auf ihn wartet. Sie will ihn wütend machen und ihn in seinem männlichen Stolz verletzten. Sie will, dass er die Beherrschung verliert und sich von niederen Instinkten treiben lässt, immerhin wurde seine einzige Freundin, die ihn monatelang am Leben gehalten hat, geschändet und entweiht, denn ein weiterer Schraubendreher steckt gut sichtbar und obszön zwischen Lillys schlanken, wohlgeformten Plastikbeinen, als sei sie über Nacht mit einem erigierten Glied gesegnet worden.
    Sam weiß, wie riskant ihr Spiel ist. Doch ein Leben in einer Welt, in der David auf ewig ihr Jäger sein wird, stellt für sie die größere Gefahr dar. Will sie leben, muss sie sich der Bestie stellen und den ungleichen Kampf für sich entscheiden. Eine einfache Rechnung mit einer noch einfacheren Antwort.
    Sam lauscht. Das macht sie bereits seit … wie lange ist sie schon hier?
    Das Mondlicht fließt ruhig und sanft durch das staubige Schaufenster. Der Himmel ist eine einzige, schwarze Front, ohne die herannahenden Streifen eines neuen Morgens. Sie hat Zeit, vielleicht einige Stunden noch, vielleicht auch nur ein paar Minuten.
    Sam lehnt den Kopf wieder gegen die Wand, schließt die Augen und versucht, ihre Atmung zu beruhigen. Sie denkt an ihren Plan, diese von einem Kind gemalte Karikatur. Die Stadt bleibt still, so still wie die Tiefen einer vergessenen Gruft.

    ***

    David kommt, als es zu regnen beginnt. Der blaue Lichtschimmer des Mondes ist verschwunden und einem schleierhaften Grau gewichen.
    Es fällt Sam schwer, den Mann, der sie wie Schlachtvieh von der Decke hängen ließ und vergewaltigte, noch als David zu bezeichnen. David war ein sensibler, zurückhaltender und einfühlsamer Mann gewesen, der es in kurzer Zeit geschafft hat, zumindest einen kleinen Teil ihres Herzens zu erobern. Jene Kreatur, die jetzt draußen auf der Straße steht und ein wildes Heulen in die Nacht stößt, ist nicht David.
    Sam kann den Regen als fließende Schatten am Schaufenster herunterlaufen sehen. Kleine, dunkle Punkte, die wie tanzende Derwische über Wände und Decke huschen. Dazwischen glaubt sie, einen finsteren Schemen ausfindig zu machen. Eine makabre Gestalt, deren Schatten wie Nebel auf der Wand zerfließt.
    Die Gestalt beginnt zu jaulen. Es erinnert an tollwütiges Getier und hallt auf schauerliche Weise durch die leeren Straßen der Stadt. Sam zuckt unter den unmenschlichen Lauten zusammen,

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