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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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wird in etwa zehn Minuten hier sein - er hat soeben das Rasthaus an der Midgard-Straße verlassen. Übrigens ist er nicht allein.«
    »Also immer noch diese Getunten«, sagte Donny nüchtern.
    Alle sahen ihn an. Er genoss es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, schenkte sich Wein nach und biss in ein üppig belegtes Brot.
    »Sie wissen Bescheid, nicht wahr?«, fuhr er fort. »Über die Kinder, die man …«
    »Ja, wir wissen Bescheid, Donny«, sagte Theo. »Wie wär’s, wenn Sie uns einfach sagen würden, was Pjatkow vorhat? Anscheinend wissen Sie mehr als wir.«
    »Och, so viel weiß ich auch wieder nicht«, meinte Donny und nahm einen Schluck Wein. »Aber ich weiß, dass das Projekt von den geheimen, nicht für fremde Ohren bestimmten Vorhaben der Regierung die größte Erfolgsrate vorzuweisen hatte, und ich glaube, deshalb hat Pjatkow sie dabei. Wahrscheinlich möchte er sie in eine konspirative Wohnung nahe Trond verlegen oder noch weiter in den Norden, wenn ich Pech habe.«

    »Getunte«, murmelte Akesson düster. »Schrecklich, was man diesen Kindern angetan hat.«
    Solvjeg neigte sich vor. »Als ich noch zur Schule ging, wurde eine meiner engsten Freundinnen von einem jungen Mann aus einer Nachbarstadt schwanger, von einem ausgesprochen hübschen Jungen, der hinreißend tanzte und Balalaika spielte … jedenfalls fielen sie und ihre Eltern aus allen Wolken, aber um die Zeit herum warb Zhilinsky mit Unterstützung der Regierung gerade für das Programm Neue Kinder und ermutigte Frauen, unerwünschte Nachkommenschaft noch vor der Geburt dem Programm zu überlassen, anstatt sie abzutreiben.«
    »Öffentlich wurde niemals zugegeben, dass Zhilinskys Ärzte menschliche Computer erschaffen wollten - sie benutzten neutrale Ausdrücke wie Modifizierung oder Leistungssteigerung. Als die Misserfolge sich nicht mehr bemänteln ließen, kam die ganze Wahrheit ans Licht. Die Geschichte einer Neunzehnjährigen war besonders herzzerreißend; sie hat über vierzig Selbstmordversuche unternommen, obwohl sie nach außen hin ein ruhiges, vernünftig denkendes Mädchen und ein mathematisches Genie war - jedenfalls die meiste Zeit über. In der restlichen Zeit, sagen wir fünf Prozent, war sie monomanisch, voller Selbsthass und aggressiv gegen sich selbst. Als im Radio und in den Zeitungen über sie berichtet wurde, nannte man auch ihren Vornamen, und meine Freundin erkannte in ihr ihre Tochter wieder …«
    Plötzlich erinnerte Theo sich wieder. »Maria … Groenvold«, sagte er.
    Solvjeg lächelte. »Ja, stimmt, und ihre Tochter hieß Ulrike - vielleicht erinnert sich einer von Mr. Pjatkows Begleitern ja an sie …«

    Akesson bat mit erhobener Hand um Ruhe, dann hörte auch Theo das Motorengeräusch eines Fahrzeugs und das Knirschen der Reifen auf dem Kies.
    »Ich seh mal nach«, sagte Akesson und ging in die Diele. Donny war bereits auf den Beinen und postierte sich am anderen Eingang. Theo und dessen Schwester musterten ihn missbilligend.
    »Hey«, sagte er. »Nur für alle Fälle.«
    Dann erschien Akesson in der Tür und forderte sie mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
    Im Flur erteilte Akesson seinen Leuten Anweisungen, während Pjatkow, bekleidet mit einem Mantel mit Pelzbesatz, mehrere ernst dreinschauende Personen, drei Männer und zwei Frauen, in einen anderen Raum geleitete. Die Getunten waren dünn bekleidet, was vielleicht ihren verkniffenen Gesichtsausdruck erklärte, doch es war ihnen auch ein gewisser Hochmut eigen, und als sie durch die Diele stapften, beachteten sie niemanden. Solvjeg sah ihnen einen Moment lang nach, dann legte sie Theo die Hand auf den Arm und folgte lächelnd den Neuankömmlingen. Pjatkow, der sie beobachtet hatte, zuckte die Achseln.
    »Ich fürchte, Ihre Schwester könnte sie ein bisschen verschlossen finden«, sagte er zu Theo. »Seit ich sie aus der Delta-Niederlassung geholt habe, haben sie kaum ein Dutzend Worte mit mir gewechselt, und das war vor vierundzwanzig Stunden.« Er knöpfte den Mantel auf. »Jedenfalls ist das nur ein kurzer Zwischenstopp, fünf Minuten, dann brechen wir wieder auf. Und ich möchte, dass Sie beide mitkommen. Außerdem brauche ich die Unterstützung der Veteranen, Major, falls sich welche in der Gegend aufhalten.«
    Theo und Donny wechselten einen verblüfften Blick.

    »Rechnen Sie auf der Straße nach Norden mit Ärger, Witali?«, fragte Donny.
    »Nicht im Norden, sondern im Osten, Captain«, erwiderte Pjatkow steif. »Präsident Sundstrom

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