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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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wenigstens zur Senkung deines …«
    Der Mecha brach mitten im Satz ab, da auf einmal leuchtende Feldprojektoren aus der Konsole ausgefahren wurden. Bildschirme flackerten, Zeichenfolgen pulsierten.
    »In 1823 Kilometern Entfernung ist ein Raumschiff aufgetaucht«, sagte er. »Das Profil entspricht dem eines Erdishi-Frachters mittlerer Ladekapazität, doch es sendet keine Kennung, und der Antrieb ist nur teilweise abgeschirmt. Die Sensoren des Schiffs haben uns soeben entdeckt … sie haben den Antrieb eingeschaltet und halten auf uns zu.«
    »Gibt es eine visuelle Darstellung?«, fragte Kao Chih, als die Hyperraumabschirmung der Sichtluke beiseiteglitt. »Reagieren Sie auf eine Begrüßung?«
    »Für Realzeitdarstellung sind sie noch zu weit weg … und es kommen keinerlei Funksignale herein.«
    »Was machen die Berechnungen? Sind wir sprungbereit?«
    »Ja, Gaushi, die Berechnungen sind abgeschlossen, aber ein weiterer voreiliger Sprung würde die Treibstoffreserven weiter dezimieren.«

    »Wie du dich erinnern dürftest, verfügen wir über keine Abwehrwaffen, es sei denn, du möchtest, dass ich mich auf den Schiffsrumpf setze und die Angreifer mit leeren Treibstoffkanistern bewerfe …«
    »Die Beschleunigungskurve ist sehr steil«, sagte der Mecha. »In Anbetracht des schlechten Zustands der Decksaufbauten ist die Besatzung nicht organisch.«
    Auf den Bildschirmen wurde jetzt der Frachter angezeigt, der aussah wie ein Wrack. Die noch vorhandenen Rumpfteile waren rußgeschwärzt und durchlöchert, aus defekten Luken schauten Rohre und Kabel hervor. Bei einer Kollision oder einem Treffer hatte ein keilförmiges Bugsegment dran glauben müssen, die Backbordseite wurde durch einen schartigen Riss entstellt, der von der Brücke bis zur Mitte reichte. Während die Sekunden verstrichen, kam auf einmal etwas Unförmiges, Metallisches zwischen geborstenen und verbogenen Rumpfplatten aus dem Riss hervor und kletterte zur offen klaffenden Brücke, wo es von zwei weiteren großen Mechas in Empfang genommen wurde.
    Vor Angst verkrampfte sich Kao Chih der Magen.
    »Das sind die Droiden von Schwarznest!«, sagte er. »Deine Schuldeneintreiber! Wie haben sie uns hier aufgespürt? Warum …?«
    »Weil sie ausgesprochen schlau und hartnäckig sind«, sagte Drazuma-Ha*. »Es könnte sein, dass die Zeit für eine komplette Aufladung nicht ausreicht. Achtung, Gaushi!«
    Dann hatte er das Gefühl, sich zu drehen und zu fallen. Es folgte eine minutenlange Phase der Stabilität, dann ein weiterer Schwindelanfall … und dann schlug er die Augen auf, die Hände um die Armlehnen gekrampft. Ein weiterer Sprung, ein Abschnitt auf dem Weg nach Darien.

    »Wozu der ganze Aufwand, wenn es nur um ein paar Miese geht? …« Kao Chih stockte, denn auf einmal kamen ihm Zweifel. »Du hast gemeint, sie wären schlau und hartnäckig - was weißt du über die Droiden, Drazuma-Ha*? Und warum genau verfolgen sie dich?«
    »Ich bin ihnen bereits begegnet, unter Umständen, die vernünftigen Verhandlungen unzuträglich waren … Gaushi, um deine Fragen zu beantworten, müsste ich weiter ausholen. Bitte lass mich erst die Sprungberechnungen durchführen, dann können wir die Angelegenheit weiter erörtern.«
    Stirnrunzelnd lehnte Kao Chih sich zurück und verschränkte die Arme. Dann verflüchtigte sich allmählich seine üble Laune, während die Müdigkeit, die er bisher ignoriert hatte, die Oberhand gewann. Sein Seufzen ging in ein Gähnen über.
    »Wenn du müde bist, Gaushi, solltest du dich ausruhen«, sagte der Mecha.
    »Solange ich in Lebensgefahr schwebe, kann ich mich nicht entspannen, Drazuma-Ha*. Das ist eine menschliche Schwäche.«
    »Wie lästig für euch Menschen - vielleicht solltest du doch eine Cyber-Erweiterung in Erwägung ziehen …« Plötzlich begann der Konsolenalarm zu piepsen. »In einer Entfernung von 1560 Kilometern ist ein Raumschiff aufgetaucht … es handelt sich um den Frachter, und er ändert den Kurs in unsere Richtung …«
    »Das kann doch kein Zufall sein, meinst du nicht auch?«
    »Nein, Gaushi - irgendwie orten sie uns im Hyperraum. Schalte Hyperantrieb ein - jetzt.«
    Abermals das Gefühl von Desorientierung und Sinnestrübung, dann eine Atempause, der Schwindelanfall und der kurzzeitige Eindruck, ganz ohne Bremsmanöver zum
Stillstand gekommen zu sein. Drazuma-Ha* schwebte schweigend vor der Konsole, geisterhafte Zeichenkolonnen wanderten über seine schimmernde Feldaura, die auf Hochtouren rechnende Hauptkonsole

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