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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Normalraum gefallen und hatten keine exakte Positionsbestimmung hinbekommen. Das war vor anderthalb Tagen gewesen, und seitdem nahm Drazuma-Ha* in den Berechnungen der Mikrosprünge Punktphasen-Variationen vor, während die Sprünge 42,8 Minuten auseinanderlagen, denn so lange brauchten die Mosaikakkus, um sich wieder aufzuladen.
    Die Vorbereitungsphasen der sechs bis sieben Minuten währenden Mikrosprünge, der Moment der übelkeiterregenden Orientierungslosigkeit zu Anfang und Ende und die Zeit, in der das Navigationssystem eine unsichere Positionsbestimmung vornahm, zehrten an Kao Chihs Nerven.
Nein, mehr als das. Wie er so dasaß und zu den wenigen, von Nebelhöfen umgebenen Sternen hinausstarrte, spürte er, wie die Ungeduld allmählich die Oberhand über seine Vernunft gewann.
    »Wurden die exakten Daten schon berechnet, Drazuma-Ha *?«
    »Ja, die liegen vor, Gaushi.«
    »Dann lass uns jetzt springen - wir kommen dem Ziel mit jedem Sprung näher, also sollten wir nicht unnötig Zeit vergeuden.«
    »Ich muss darauf hinweisen, dass es die unersetzlichen Treibstoffreserven stark beanspruchen würde, wenn wir den Hyperantrieb einschalten würden, ehe die Akkus vollständig aufgeladen sind. Außerdem gibt es keinerlei Garantie, dass wir Darien dabei näher kommen.«
    »Das ist mir klar, aber ich habe so ein Bauchgefühl, dass wir unverzüglich springen sollten.«
    »Die Akkus werde in achtundzwanzig Minuten aufgeladen sein, Gaushi. Kannst du nicht so lange warten?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Wenn du möchtest, spielen wir zum Zeitvertreib ein Bordspiel.«
    »Danke fürs Angebot, Drazuma-Ha*, aber ich könnte mich jetzt nicht konzentrieren. Bitte schalte den Hyperantrieb ein - vielleicht haben wir ja Glück und kommen in Reichweite eines dieser Staubsammler heraus.«
    Bei den früheren Mikrosprüngen hatten die Sensoren der Kastellan dreimal die Umrisse eines einzelnen Raumfahrzeugs detektiert, die darauf schließen ließen, dass es manchmal hundertfünfzig Meter und dann wieder zweieinhalb Kilometer lang war. Bei der dritten Sichtung hatte Drazuma-Ha* die Raumfahrzeuge anhand von vor Jahren archivierten Informationen aus dem öffentlichen Netz als
Staubsammler identifiziert, die mit kilometerlangen Energiefeldern den interstellaren Staub und Gesteinsbrocken aufsammelten. Die Fabrikschiffe gehörten großen Rohstoffkonzernen und wurden entweder von AIs oder kleinen Besatzungen gesteuert. Vor allem aber waren ihr Antrieb als auch ihre Shuttle Schicht-2-fähig - damit waren viel exaktere Mikrosprünge möglich.
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist damit zu rechnen, dass wir diesmal im Orbit von Darien herauskommen«, sagte der Mecha. »Allerdings sehe ich, dass meine Weigerung zu einem unberechenbaren Ausbruch deinerseits führen könnte …«
    »Einspruch, Drazuma-Ha* - ich wollte nur …«
    »Nein, ich will nicht der Auslöser für extreme Reaktionen sein …«
    »Aber das ist doch lächer…«, setzte Kao Chih an, doch da schaltete Drazuma-Ha* den Hyperantrieb ein, und die Worte und Laute, die er hatte äußern wollen, kamen als flattriges Genuschel heraus. Es folgte eine dumpfe Periode von ein paar Minuten Dauer, dann setzte das Schwindelgefühl der Austrittsphase ein, und als es wieder nachließ, saß er noch immer auf der Liege und wartete darauf, dass der Mecha ihre neue Position bekanntgab.
    »Ich muss dir leider sagen, dass wir uns 7,9 Lichtjahre vom Zielsektor entfernt haben«, sagte Drazuma-Ha*.
    Kao Chih gab einen unartikulierten Laut von sich, Ausdruck von Zorn und Verzweiflung. »Wie lange soll das noch so weitergehen?«, stöhnte er. »Wie lange halte ich das noch aus?«
    »Beim gegenwärtigen Verbrauch werden die Kraftstoffreserven in elf Monaten, sieben Tagen erschöpft sein. Die Atemluft reicht noch für acht Monate und vierundzwanzig Tage, vorausgesetzt, dass Reinigungsfilter zum Einsatz
kommen. Bedauerlicherweise wird die Nahrung für dich nur noch drei Monate und neun Tage reichen, vorausgesetzt, dass du dich auf Viertelrationen setzt.«
    Kao Chih hörte sich alles geduldig an und nickte sachlich, obwohl er über die absurde Situation beinahe laut gelacht hätte. Ihm war bewusst, wie irrational das war und welch krassen Stimmungsumschwung das im Vergleich zu der Niedergeschlagenheit darstellte, die er eben noch empfunden hatte.
    »Als Alternative«, fuhr der Mecha fort, »könnte ich einen der großen Ersatzteilbehälter zu einer Kryoeinheit umbauen oder zu einem Gerät, das

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