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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ein alter Gebäudekomplex der Uvovo.
    »Häuser, Räume, Galerien, Vorgebäude«, sagte Greg. »Wer weiß, was dort unten noch alles aus dem Felsgestein gehauen wurde? Wir brauchen bloß die im Verlauf von zehntausend Jahren verdichtete Biomasse und zahllose Wurzeln auszubuddeln. Stellen Sie sich mal vor, wie viele Spatenstiche da vonnöten sind.«
    Sie hielten vor einem großen Holzgerüst an, das an mehreren Stellen an einer mit Reliefs verzierten senkrechten Steinmauer befestigt war. Im Laufe der Jahrhunderte hatten Regen und Pflanzenwuchs adernartige Vertiefungen in den Stein gegraben, der stellenweise auch geborsten und abgebröckelt war. Das, was erhalten war, verschlug dem Betrachter jedoch immer noch den Atem. Ein kompliziertes Geflecht von Bildern, Bäumen, Tieren und Uvovo bedeckte den unteren Wandabschnitt, während über dem gemeißelten Dschungel an einem Sternenhimmel mehrere geometrische Figuren dargestellt waren, von denen stachel- und hakenförmige Objekte herabregneten. Aus der Dschungelmasse ragten dünne Pfeile nach oben, die einige Angreifer durchbohrt und in Einzelteile zerlegt hatten. Greg wies auf Details hin, als sie auf dem Gerüst nach oben kletterten.
    »Ein Himmelskrieg, Marcus«, sagte er. »In den Uvovo-Legenden ist vom Krieg der Langen Nacht die Rede, einem epischen Kampf zwischen zwei Gruppen transzendenter Wesen, den kalten, unbarmherzigen Traumlosen und den gütigen, mitfühlenden Geistgöttern, auf deren Seite das
Volk der Uvovo oder vielmehr dessen Beschützerin Segrana gekämpft hat. So heißt der Wald in ihren Sagen.«
    Lavelle nickte. »Segrana, der lebendige Wald - stimmt es, dass die Uvovo glauben, er verfüge über ein Eigenbewusstsein?«
    »Ja, das ist richtig. Segrana ist Teil des Gewebes des Lebens, anders als das Gegenprinzip, das gelegentlich Vernichter genannt wird … Haben Sie sich die Universitätsfiles angeschaut, auf die ich Sie hingewiesen habe?«
    »Ja - Ihre Anmerkungen zu den Fundstätten der Uvovo sind recht umfangreich, aber ich habe mir vor dem Flug nach Darien die wichtigsten Punkte herausgepickt.«
    »Ich verstehe«, sagte Greg leicht verwirrt. »Nun, dann brauche ich Sie nicht vollzulabern … übrigens, kennen Sie Fergusons Karten von Niwjesta und die Berichte über die ersten Shuttle-Missionen?«
    Lavelle nickte, nahm ein kleines, flaches graues Gerät aus der Tasche und tätschelte es. »Ich habe mir während des Fluges eine Zusammenfassung der Geschichte der Kolonie angeschaut. Sie haben einen interessanten Weg beschritten, um dorthin zu gelangen, wo Sie sich jetzt befinden.«
    Greg lachte. »Sie meinen, wir waren ein kapriziöser, streitsüchtiger Haufen!«
    »Divergent und kompetitiv«, meinte Lavelle mit der Andeutung eines Lächelns.
    »Finden Sie nicht, dass die Geschichte der Erde mindestens ebenso interessant verlaufen ist?«, sagte Greg. »Forscher anderer Koloniewelten haben bestimmt ebenfalls Überreste untergegangener Zivilisationen entdeckt oder sind auf noch existierende Intelligenzen gestoßen.«
    »Es gibt mehr historische Parallelen, als man meinen möchte«, sagte Lavelle. »Vor etwa sechzig Jahren haben
wir uns zusammen mit einigen unserer Verbündeten einer Mission der Sendruka-Hegemonie angeschlossen, die das Ziel hatte, die Nachschubwege der Jesme-Aggregation zu unterbinden, da einer von deren Planeten-Clans Aufständische auf dem Gebiet der Brolturaner unterstützte. Jedenfalls stand die Hälfte der Erdkolonien der Unternehmung dermaßen ablehnend gegenüber, dass sie sich aus dem Erdplus-Rat zurückzogen, alle Beziehungen zur Heimatwelt kappten und sich den Namen Liga Vox Humana gaben. Als der Feldzug ein paar Jahre später endete, wurde ein Teil der Beziehungen wiederhergestellt, doch bestimmte Embargo-Maßnahmen - wie das für Waffen - sind bis heute in Kraft.«
    Greg nickte. »Auch bei uns gab es Abspaltungen. Bei der Sezession der Neustadt haben die Schotten, Russen und Nordleute bewaffnete Lager gebildet, was eine Menge Bitterkeit im Hinblick auf Mischehen und die sonstigen Beziehungen zwischen den Gruppen zur Folge hatte.«
    »Ja, und diese Bitterkeit beeinträchtigt noch Jahrzehnte später die politischen Entscheidungen. Die Vox-Humana-Rebellen leugnen noch immer die Souveränität der Erdsphäre und weigern sich, eine Rolle im Sicherheitsnetz zu übernehmen, während Unzufriedene auf der Erde und auf anderen Welten unsere Koalition mit der Hegemonie öffentlich attackieren. Es ist jedoch eine Tatsache, dass es

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