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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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reichte es Greg. »Diese Aufnahmen wurden gestern und vorgestern gemacht - sie sind nicht sehr detailreich, aber man erkennt die regelmäßigen Umrisse des Tempelkomplexes und dessen, was sich darunter befindet …«
    Greg betrachtete die verschiedenen Aufnahmen der Schulter des Riesen, digitale Scans, die einen annähernd würfelförmigen Einschnitt zeigten, der etwa sechzig Meter in die Tiefe reichte, genau wie er vermutet hatte. Und recht nahe der Oberfläche war etwas Kreisförmiges zu erkennen - wenn er die Ausdrucke und die verschiedenen Blickwinkel miteinander verglich, sah es wirklich aus wie ein kreisförmiger Raum von etwa 80 Metern Durchmesser …
    Er sah genauer hin, blätterte die Seiten um und verglich zwei spezielle Ausdrucke. Der eine zeigte eine faserige, durchbrochene gerade Linie, die von dem geheimnisvollen Hohlraum aus nach Süden verlief, während sich auf dem anderen Ausdruck eine ähnliche Linie vom Südrand der Schulter des Riesen aus nach Norden zog.

    »Es ist das, was es zu sein scheint«, sagte Lavelle. »Das ist ein Zugang.«
    Während Greg die Papiere mit brennender Intensität musterte, dachte er an die steilen Flanken der Schulter, an die geborstenen, verwitterten Felswände, die mit einem Gewirr von Schlingpflanzen und halb abgestorbenen Wurzeln bedeckt waren. Nur erfahrene Kletterer konnten sich an einer solchen Wand sicher bewegen, doch als er darauf zu sprechen kam, lachte Lavelle nur und nickte.
    »Nun, zum Glück bin ich ein erfahrener Bergsteiger, also, wenn Sie meine Hilfe brauchen …«
    Greg schaute hoch. »Würde Ihnen morgen passen, oder ist Ihnen das zu früh?«
    »Hm, morgen Vormittag habe ich Dienst - wie wär’s am Nachmittag?«
    »Das wäre … wunderbar. Marcus, verzeihen Sie die Frage, aber was haben Sie eigentlich dabei zu gewinnen?«
    Lavelle lächelte nachdenklich. »Mir geht es wohl auch um Ruhm und Anerkennung, doch das macht nur einen Teil meiner Motivation aus. Hauptsächlich reizt es mich, ein altes, verborgenes Geheimnis zu erkunden, das noch kein Mensch vor mir erblickt hat, und es als Erster zu sehen und zu berühren! Das ist der kleine Junge in mir, fürchte ich.«
    »Wenn das so ist, dann lässt mein kleiner Junge grüßen - vielleicht sollten wir einen Club gründen.«
    Lachend kletterten die beiden Männer auf den Boden hinunter, verabredeten sich für den kommenden Tag und verabschiedeten sich. Lavelle wandte sich zur Zepstation, Greg eilte zurück zur Katalogisierungshütte. Beim Eintreten wurde auf dem Bildschirm ein Nachrichtensymbol angezeigt, ein schwarz-gelbes Zeichen, das erhöhte Priorität
signalisierte, was nur selten etwas Gutes verhieß. Greg gab sein Passwort ein, las die Nachricht und stöhnte auf. Dann las er sie zur Sicherheit noch einmal durch, und diesmal lachte er trocken auf. Die Nachricht kam vom Büro von V. Petrowitsch, dem Direktor des Darien-Instituts, und informierte Greg darüber, dass der Hohe Monitor Kuros morgen Mittag mit seiner umfangreichen Entourage der Schulter des Riesen einen höchst offiziellen, höchst öffentlichen Besuch abzustatten gedenke. Ein paar Stunden vorher würden ein Führungsoffizier und ein Kommandant der Leibwache des Hohen Monitors eintreffen, um den Ausgrabungsort zu inspizieren und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Greg wurde angewiesen, sie bereitwillig zu unterstützen und ihnen umfassenden Zugang zu allen Fundorten und persönlichen Aufzeichnungen zu gewähren. Die Nachricht schloss mit der unmissverständlichen Aufforderung, sich »jeden Kommentars und jeden Wortspiels zu enthalten, das als feindselig oder beleidigend ausgelegt werden könnte«.
    Greg schüttelte lächelnd den Kopf. Der Direktor war ein alter Sparringspartner und wusste genau, wozu er fähig war, worin er dem Reporter Lee Shan, der morgen vermutlich ebenfalls zugegen sein würde, gar nicht so unähnlich war.
    Da wartet man darauf, dass endlich mal ein gutes Publikum auftaucht, dachte er, und plötzlich ist es da, aber man bekommt einen Maulkorb verpasst.
    Dann wurde ihm bewusst, dass er die mit Lavelle verabredete Erkundung verschieben musste. Seufzend setzte er sich an den Schreibtisch und verfasste eine kurze Nachricht.

12 Robert
    Die Botschaft der Erdsphäre war in einem schlichten zweistöckigen Fachwerkgebäude nahe dem Zentrum von Hammergard untergebracht und gehörte zu einer kleinen Häuserzeile mit Geschäften und Büros. Obwohl die Botschaftsangestellten erst seit vier Tagen im Besitz der

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