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Die Saat der Erde Roman

Titel: Die Saat der Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Schlüssel waren, hatte Robert Horst darauf bestanden, den Auskunftsschalter bereits am ersten Tag zu öffnen. Ganz anders sah es bei der Botschaft der Sendruka-Hegemonie aus, die in einer Reichengegend in einer von hohen Mauern umgebenen Villa residierte, niemanden vorließ und keine Anfragen beantwortete.
    Robert Horst führte gerade eine Konferenzunterhaltung mit dem stellvertretenden Präsidenten Jardine und Linn Kringen, der außenpolitischen Sprecherin der oppositionellen Konsolidierungspartei, und versuchte zu erklären, weshalb der Vertreter der Hegemonie wenig oder gar kein Entgegenkommen zeigte.
    »… Sie sollten bedenken, dass der Hohe Monitor Kuros kein offizieller Botschafter der Hegemonie ist«, sagte er zu den Gesichtern auf seinem Schreibtischbildschirm. »Offiziell fällt Darien in die Einflusssphäre der Brolturaner, deshalb muss Kuros abwarten, bis diese ihren eigenen Vertreter bestimmt haben. Erst dann darf er Botschafterstatus annehmen und für den Publikumsverkehr öffnen.«
    Linn Kringen lächelte unverbindlich. Sie war hellblond, mittleren Alters und hatte einen stahlharten Blick. »Das ist keine besonders angenehme Situation, Botschafter, zumal
in Anbetracht der kürzlich bekannt gewordenen Absicht des Brolturan-Pakts, die Oberherrschaft über unsere Welt zu übernehmen! Sie können sicherlich nachvollziehen, dass das bei den Darien-Bewohnern Besorgnis hervorruft.«
    »Besorgnis« war noch zurückhaltend formuliert. Jemand vom Darien-Institut hatte die religiös untermauerten Gebietsansprüche der Brolturaner sowie ein paar Auszüge aus den weniger sympathischen Kapiteln des Omgur an die Öffentlichkeit weitergeleitet, und jetzt waren die Medien in Aufruhr.
    »Legator Kringen, ich glaube nicht, dass es einen ernsthaften Anlass zur Besorgnis gibt, denn im Grunde ist das ein Fall von Symbolpolitik«, sagte Robert. »Die Brolturaner sind bisweilen ein wenig empfindlich, wenn es um ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit geht, deshalb sind sie darauf bedacht, ihr Gesicht zu wahren.«
    »Genau, Botschafter«, sagte der stellvertretende Präsident Jardine, ein Schotte mit rundlichem Gesicht und schütterem Haar. »Fakt ist, die Hegemonie ist die eigentliche Macht in der Region, und sie wird nicht zulassen, dass der Kolonie eines ihrer Hauptverbündeten etwas zustößt.« Ein berechnendes Lächeln spielte um seine Lippen. »Ich fürchte, die Sichtweise von Legator Kringen geht hauptsächlich auf die Unstimmigkeiten innerhalb der Konsolidierungsallianz zurück.«
    »Der geschätzte stellvertretende Präsident lässt wieder mal die Fakten außer Acht, obwohl sie offen zutage liegen.« Kringen schüttelte den Kopf. »Botschafter Horst, in meiner Eigenschaft als Oppositionssprecherin habe ich die Pflicht, mich der Sorgen und Nöte der Menschen anzunehmen und mich dafür einzusetzen, dass die Regierung ihren Job macht. Ich danke Ihnen, dass Sie Zeit für uns erübrigt haben, und werde Ihre Einschätzung an
meine Parteiführung übermitteln. Herr stellvertretender Präsident …«
    Mit einem ebenso durchtriebenen wie frostigen Lächeln unterbrach sie die Verbindung.
    Anschließend beeilte sich Robert, das Gespräch mit Jardine zu beenden, indem er auf seine drückende Arbeitslast verwies. Als wieder der Bildschirmschoner lief, seufzte er erleichtert auf, lehnte sich zurück und schwenkte den Stuhl vom Schreibtisch weg.
    »Irgendwie mag ich Frau Lingen«, sagte Harry. Er saß mit aufgekrempelten Ärmeln auf der Armlehne des Sofas und hielt mehrere Blatt Papier in der Hand. Roberts monochromer AI-Gefährte bildete einen scharfen Kontrast zu den gedämpften Braun- und Grüntönen des Salons. »Hinter ihrem steifen Auftreten verbirgt sich vermutlich eine ausgezeichnete Tänzerin und Hobbyschnitzerin.«
    Robert bedachte ihn mit einem spöttisch vorwurfsvollen Blick. »Du hast ihre Akte gelesen! - Ich habe mich schon gewundert, weshalb du so still warst.«
    Harry zuckte die Achseln. »Nach einer Weile wirkt die Politik der Kolonien überall gleich, Robert, und ehrlich gesagt, mag ich Sundstroms Stellvertreter nicht besonders.«
    »Der war offenbar ein Kompromisskandidat«, meinte Robert. »Sundstrom muss auch seine eigene Koalition bei der Stange halten. Aber was hat Kuros vor? Wie erwartet hält er die Türen verschlossen, aber er reist in der Kolonie umher, besucht Wahrzeichen, trifft sich mit Regionalbeamten. Wir mussten bereits zweimal die Reiseplanung ändern, weil er vor uns aufgetaucht ist. Und morgen

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