Die Saat Der Makellosen
Mutter. Bekky . Sie musste sich zwingen, das Bild zu berühren, weil ihre Mutter völlig verhärmt und unglücklich darauf wirkte. Romy hatte Angst vor dem, was es ihr verraten könnte.
…„Marga… Marga… Du kannst nicht ewig so weitermachen! Dein Köper benötigt die Verwandlung! Das ist keine Lüge, mit der ich dich dazu überreden möchte! Denk an die Mädchen! Was soll ohne dich aus ihnen werden?“
„Verflucht sollt ihr sein! Ihr werdet mich nicht bekommen! Ich bin nur müde! Rebeka weint so oft in der Nacht… Geh und verbinde dich mit einer Braut des Teufels! Du brauchst mich doch gar nicht! Lass uns endlich in Ruhe!“
„Das kann ich nicht, Marga! Es sind auch meine Kinder! Ich sehe sie so selten! Ich möchte euch bei mir haben! Ich kann ohne dich nicht leben, das weißt Du genau! Ich für meinen Teil bin auf ewig an dich gebunden! Du müsstest doch meine Aufrichtigkeit spüren! Bitte, lass uns den letzten Schritt gemeinsam tun! Ich lege dir die Welt zu Füßen, es wird euch nie wieder an etwas fehlen!“
„Deine Versprechungen locken mich nicht! Geh weg und lass uns in Ruhe! Romana beginnt schon Fragen zu stellen!“…
Romy nahm ihre Hand mit einem erstickten Laut weg, als ihr die Stimme ihrer Mutter zu viel wurde. Sie klang genau wie sie! Damit meinte Romy diesen aggressiv wütenden Tonfall, mit dem sie ihren Vater angefaucht hatte. Sie hatte leider kein klares Bild von ihm. Sie war ja gerade mal vier gewesen, als diese unschöne Szene sich ereignet hatte.
Sie legte sich die Hand kurz auf die Stirn, hinter der es unangenehm pochte. Sie versuchte, den Sinn hinter den aufgeschnappten Unterhaltungen zu verstehen. Ihr Vater musste eines dieser Wesen gewesen sein, so wie Rys Harper. Und er war auch Bekkys Vater, so dass sie nun wirkliche Geschwister waren.
Das reichte, um ihre Tränen zum Fließen zu bringen, so dass sie den Kopf senkte, damit Rys es nicht sehen konnte. Er hatte ihr die Wahrheit gesagt. Ihr Vater hatte sie nicht im Stich gelassen. Ihre Mutter hatte sich standhaft geweigert, sich dem Mann auszuliefern, der sie geliebt hatte. Aber sie hatte sich ihm offenbar immer wieder mit ihrem Körper ergeben.
Was hatte ihr Vater gesagt? Er wäre an sie gebunden? Romy verstand das nicht. Aber sie verstand, dass ihre Mutter genau wie sie krank geworden war, weil ihr Körper danach verlangte, verwandelt zu werden. War sie selbst auch krank?
Romy wurde beinahe schlecht, weil sie sich nun in derselben Situation befand wie ihre Mutter, die so sehr auf Abwehr gegangen war, dass es sie das Leben gekostet hatte.
Romy schob das schwere Buch plötzlich mit einer heftigen Bewegung von sich, um die Bilder nicht mehr sehen zu müssen und sprang wie angestochen von dem Stuhl auf, um blindlings zur Tür zu stolpern, weil sie gerade das Gefühl hatte, in ihrem Schmerz zu ertrinken.
„Ich muss hier raus! Ich… muss…“, stammelte sie zutiefst erschüttert von der Wahrheit über ihre Herkunft.
Allerdings schaffte sie es nicht einmal, die Tür mit der Klinke zu öffnen, weil ihre Knie nachgaben und sie auf den Boden auf den weichen Teppich glitt. Sie lehnte sich kraftlos mit dem Kopf gegen die Wand und ergab sich den Schluchzern, die in ihrer Kehle aufstiegen und ihr den Atem raubten.
Erinnerungen stiegen in ihr auf, weil sie damals genauso wie jetzt auf dem Boden gekauert hatte.
Ihre Mutter hatte sie mit Hilfe eines um ihren Leib gebundenen Lakens aus dem Fenster gehoben, wo sie auf unsicheren Beinen auf dem Rasen hinter dem Haus aufkam. Die Luft brannte und der Rauch ließ sie erbärmlich husten, sie konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Ihre Mutter schrie verzweifelt, dass sie ihre Schwester auffangen sollte. Es war keine Zeit mehr, ein neues Laken zu suchen, in das sie das schreiende Baby hätte wickeln können. Romy erinnerte sich nur zu gut an den Aufprall, der ihr beinahe die Arme aus den Gelenken gerissen hätte, aber sie hatte Bekky fest im Arm gehalten, nachdem ihr die schwachen Knie unter ihr nachgegeben hatten.
„MAAAAAAAAAAAAAAAMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!“ Der spitze Schrei schreckte sie immer wieder aus den Alpträumen hoch, bevor sie die Bilder sehen musste, wie Marga sich hatte zurück in die Flammen fallen lassen, als wäre sie erleichtert, endlich vom Leben erlöst zu werden.
Ich hab versucht, auf sie aufzupassen… Sie haben sie mir einfach weggenommen! Ich konnte nichts dagegen tun!
Romy war so sehr in der Erinnerung gefangen, dass sie nicht mehr wusste, wo sie war. Sie dachte nur noch
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