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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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gleichzeitig.
    Nun war der Techniker voll bei der Sache. Erneut ging er Bild für Bild zurück.
    »Gleich ... «, murmelte Eph. »Gleich ... «
    Der Techniker hielt seine Hand so angespannt über die Tastatur als wäre er der Teilnehmer einer Quizshow, der gleich auf den Buzzer drücken will.
    »Jetzt! «
    Die Kiste war wieder fort. Nora ging ganz dicht an den Monitor heran. »Was ... «
    Eph deutete auf das Bild. »Genau da.« Am äußersten rechten Bildrand war ein schwarzer Fleck zu erkennen. »Da ist etwas blitzschnell an der Kamera vorbeigerast. «
    »Unter dem Dach?« Nora runzelte die Stirn. »Was soll denn das gewesen sein? Ein Vogel?«
    »Viel zu groß für einen Vogel.«
    »Es ist ein Schatten«, sagte der Port-Authority-Beamte, der sich ebenfalls zum Monitor vorgebeugt hatte.
    »Ja.« Eph trat einen Schritt zurück. »Nur: Ein Schatten wovon?«
    Der Beamte richtete sich wieder auf. »Können Sie die Stelle nochmal durchlaufen lassen? Bild für Bild.«
    Der Techniker betätigte die Tastatur, und die Kiste verschwand erneut -
gleichzeitig
mit dem Erscheinen des verschwommenen Schattens unter den Dachträgern. »Mehr ist mit diesem Ding nicht drin.«
    Der Port-Authority-Beamte starrte auf den Bildschirm. »Reiner Zufall. Nichts kann sich so schnell bewegen.« »Können Sie ranzoomen?«, fragte Eph.
    Der Techniker verdrehte die Augen. »Wir sind hier doch nicht bei der CSI - unser Kram kommt vom Discounter. « »Na gut, sie ist also weg.« Nora wandte sich Eph zu. »Aber warum? Und wie?«
    Eph legte eine Hand in den Nacken. »Die Erde aus der Kiste ... Das muss dieselbe sein wie die, die wir gerade gefunden haben. Was bedeutet ... «
    »Entwerfen wir hier gerade die Theorie«, unterbrach ihn Nora, »dass jemand aus dem Frachtraum hinauf in den Ruhebereich der Crew gestiefelt ist?«
    Eph musste an das Gefühl denken, das er im Cockpit hatte. Kurz bevor er entdeckte, dass Redfern noch lebte. Das Gefühl einer Präsenz. Ganz in der Nähe ...
    Er zog Nora etwas zur Seite. »Ja. Und er hat dieses Zeug hinterlassen. Was immer dieser biologische Stoff ist, der überall in der Kabine verteilt wurde.«
    Noras Blick fiel erneut auf den Bildschirm.
Der schwarze Fleck unter dem Dach.
    »Ich glaube«, fuhr Eph fort, »jemand hat sich oben in diesem Raum versteckt, als wir das Flugzeug zum ersten Mal betreten haben.«
    »Okay ... « Auf Noras Gesicht war deutlich zu erkennen, dass sie versuchte, mit dieser abenteuerlichen These klarzukommen. »Und ... wo ist er jetzt?«
    »Dort, wo auch die Kiste ist.«
     
    Gus
     
    Im Langzeitparkhaus des JFK schlenderte Gus die Wagenreihen entlang. Auf den Ausfahrtrampen kreischten die Reifen der Autos, die das Parkhaus verließen; ihr Echo hörte sich an wie die Schreie in einem Irrenhaus. Gus zog eine gefaltete Karteikarte aus der Hemdtasche und kontrollierte noch einmal die Abschnittsnummer, die jemand von Hand darauf notiert hatte. Dann vergewisserte er sich, dass auch wirklich niemand in der Nähe war.
    Der Van, den er suchte - ein dreckiger, ramponierter weißer Econoline ohne Rückfenster -, stand zur Hälfte in einer mit Plastikkegeln abgesperrten Baustelle am Ende der Reihe. Eine Plane flatterte über den zerbrochenen Steinen, die aus der rissigen Deckenkonstruktion herausgebrochen waren.
    Gus überprüfte den Griff der Fahrertür, wobei er einen kleinen Lappen benutzte. Wie angekündigt war sie nicht abgeschlossen. Er trat einige Schritte zurück und sah sich in diesem etwas abgelegenen Bereich des Parkhauses um. Bis auf das gruselige Quietschen der Reifen in der Ferne war es völlig still.
Eine Falle,
schoss es ihm durch den Kopf. In jedem der geparkten Autos konnte eine Kamera installiert sein, mit der sie ihn beobachteten. Er kannte das aus dem Fernsehen - in der Serie
Cops
hatten die Bullen in Cleveland Kameras in Kleintransportern versteckt und die dann irgendwo in einer Seitenstraße abgestellt. So hatten sie bequem zusehen können, wie irgendwelche Kids oder andere Trottel eingestiegen waren und eine Spritztour zum nächsten Schrottplatz unternommen hatten, wo sie die Karre zerlegen und die Einzelteile verticken wollten. Nein, sich erwischen zu lassen war übel genug, aber dabei gefilmt zu werden, zur besten Sendezeit - das war echt hart. Da hätte sich Gus lieber in der Unterhose erschießen lassen, als sich so zum Affen zu machen.
    Doch leider hatte er die fünfzig Mäuse angenommen, die ihm der Typ für diese Sache geboten hatte. Leicht verdientes Geld. Gus hatte es

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