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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Turnschuhen aber seltsam alterslos. Und sie war der ruhende Pol im Hause Luss: Roger mit seinen zahllosen Reisen, Joan mit ihren endlos langen Arbeitstagen in der Stadt, die Kinder mit ihrer Schule und tausend anderen Aktivitäten ... Neeva sorgte dafür, dass das alles halbwegs reibungslos funktionierte.
    »Joan, Sie sehen aber gar nicht gut aus.« Neeva sprach mit dem beschwingten Zungenschlag ihrer Heimatinsel.
    »Ach, ich bin einfach nur ein wenig erschöpft.« Joan nahm einige Ibuprofen und zwei Flexeril, setzte sich an den Küchentresen und schlug eine Ausgabe von
House Beautiful
auf.
    »Sie sollten essen.«
    »Nein, es schmerzt beim Schlucken.«
    »Dann Suppe.« Neeva begann laut mit den Töpfen zu klappern.
    Nun, warum sollte sich Joan nicht auch einmal bemuttern lassen? Ihre biologische Erzeugerin - die inzwischen zweimal geschieden war und in einem Apartment in Hialeah, Florida, lebte - hatte das weiß Gott oft genug vernachlässigt. Und das Beste war, dass sie Neeva einfach mit den Kleinen zum Einkaufen schicken konnte, wenn Joan ihr fürsorgliches Wesen zu viel wurde.
    »Ich habe von dem Aer-o-plan gehört.« Neeva öffnete eine Dose Nudelsuppe. »Nicht gut. Böse Sache.«
    Joan musste über diesen bezaubernden tropischen Aberglauben lächeln - doch ein stechender Schmerz in ihrem Kiefer ließ sie zusammenzucken.
    Während sich die Suppenschüssel in der Mikrowelle drehte, legte Neeva ihre raue braune Hand, deren Nägel grau lackiert waren, auf Joans Stirn und befühlte dann die Lymphknoten am Hals. Was wehtat, sehr weh.
    »Übel geschwollen«, sagte Neeva.
    Joan schlug die Illustrierte zu. »Vielleicht sollte ich wieder ins Bett gehen.«
    Neeva trat einen Schritt zurück und sah sie mit einem seltsamen Blick an. »Sie müssen zurück ins Krankenhaus.«
    Joan hätte gelacht, wenn es nicht so geschmerzt hätte.
    Zurück nach Queens? Ha! »Glaub mir, Neeva, bei dir bin ich viel besser aufgehoben. Diese ganze Krankenhaus-Sache ist ein übler Trick der Versicherung zugunsten der Fluggesellschaft. Die wollen doch nur ihre Haut retten.«
    Während sie sich den geschwollenen Hals rieb, malte sich Joan die Klage aus, die sie einreichen würde, und ihre Laune besserte sich erheblich. Sie sah sich in der Küche um. Schon komisch, dass ein Haus, in dessen Sanierung und Renovierung sie so viel Geld und Zeit investiert hatten, mit einem Mal so ... schäbig wirken konnte.
    Camins, Peters, Lilly &
Luss.
    In diesem Moment kamen die Kinder, Keene und Audrey, jammernd in die Küche. Irgendetwas war mit ihrem Spielzeug. Ihre Stimmen bohrten sich geradezu in Joans Schädel, sie wurde von dem drängenden Verlangen gepackt, den beiden saftige Ohrfeigen zu verpassen. Da half nur die altbewährte Methode, ihre Aggression den Kindern gegenüber in geheuchelten Enthusiasmus umzuwandeln. Sie rückte die Illustrierte zurecht.
    »Was würdet ihr zu einem Pony für jeden und zu einem Gartenteich sagen?«, fragte sie mit lauter Stimme.
    Sie glaubte, ihr großzügiger Bestechungsversuch hätte die Kinder zum Schweigen gebracht - tatsächlich war es jedoch ihr dämonisch funkelndes, vor Hass triefendes Lächeln, das den bei den eine solche Angst einjagte, dass sie verstummten.
    Für Joan war die vorübergehende Stille ein wahrer Segen.
    Der Notruf betraf einen nackten Mann an der Ausfahrt des Queens-Midtown-Tunnels. Der Einsatzbefehl lief unter Code 10-50, also als nicht besonders vordringliche Meldung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses. Ungefähr acht Minuten später traf ein Streifenwagen ein. Die Cops fanden einen selbst für Samstagabend ungewöhnlichen Verkehrsstau vor. Einige Fahrer hupten und deuteten Richtung Uptown. Der Verdächtige, riefen sie, ein fetter Kerl mit nichts am Leib außer einem roten Anhängsel am Fuß, sei weitergelaufen.
    »Ich hab hier Kinder dabei!«, brüllte ein Kerl in einem ramponierten Dodge Caravan.
    Officer Karn, der Fahrer des Streifenwagens, wandte sich seinem Partner, Officer Lupo, zu: » Wette, das ist so ein ParkAvenue-Typ. Ein Stammgast in den Sex-Clubs, der sich zu viel Ecstasy reingepfiffen hat. «
    Officer Lupo löste seinen Sicherheitsgurt und öffnete die Tür. »Ich übernehme den Verkehr. Das Schätzchen gehört ganz dir.«
    »Na, vielen Dank auch.« Officer Karn schaltete das Blaulicht ein und wartete geduldig - schließlich bekam er keinen Lohnzuschlag für Raserei -, dass ihm die anderen Autos Platz machten.
    Während er die 38th entlangfuhr, spähte er in jede Querstraße; ein

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