Die Sache mit Callie und Kayden
Thanksgiving nach Hause kommst. Es ist zwar ein bisschen spät, und ich hatte dir ja gesagt, dass wir wegfliegen, aber unsere Pläne haben sich geändert, und wir bleiben zu Hause. Ruf mich an.
Mir ist nicht wohl bei der Vorstellung, nach Hause zu fahren, zu den vielen Erinnerungen und Lügen. Ich stecke das Handy in meine Jacke und konzentriere mich auf den Tunnelausgang. Es fängt an zu regnen, zu gießen vielmehr, und im Nu sind die Gehwege und die Straße überflutet. Das Licht der Straßenlaternen flackert durch die Tropfen, und ich atme mit geschlossenen Augen den Duft ein.
»Ach du Scheiße«, ertönt Kaydens Stimme über das Rauschen hinweg.
Ich öffne die Augen. Er steht vor mir, hat ein graues Henley-Shirt, eine dunkle Jeans und Stiefel an. Sein Haar ist feucht, und sein Blick ist auf den Regen gerichtet. Ich stehe auf und klopfe mir den Schmutz von der Jeans.
»Ich hatte recht, was dein Glück angeht«, sagt er. »Wir haben die total plattgemacht.«
Ich verneine stumm. »Das wart wohl eher ihr, nicht ich.«
Mit großen Schritten kommt er zu mir. »Unmöglich, das warst nur du. Ich habe besser denn je gespielt, weil ich wusste, dass du zuguckst, und dich beeindrucken wollte.«
»Dir ist doch klar, dass ich dir früher schon zugeguckt habe, oder?«
Er neigt den Kopf zur Seite. »Wann?«
Ich zucke mit der Schulter. »Manchmal hat mich mein Dad zum Training mitgeschleift, weil meine Eltern fanden, dass ich mehr aus dem Haus kommen sollte. Dann saß ich unter der Tribüne und habe zugeguckt.« Er sieht mich traurig an, während ich die Hände in meine Ärmel schiebe und das Thema wechsle. »Was machen wir jetzt? Luke ist nicht zufällig mit dem Auto hier, oder doch?«
Sein Blick wandert zu dem dichten Regen, der vom Dach strömt. »Nein, wir gehen immer zu Fuß. Ich könnte jemanden fragen, ob er uns mitnimmt. Einige Leute sind sicher hergefahren.«
Ich beobachte die Sturzbäche. Wäre Seth hier, würde er verlangen, dass ich mich in den Schauer stürze. »Ein Punkt auf der Liste ist, dass ich im Regen tanzen muss.«
Kayden zieht nachdenklich die Brauen zusammen und sieht wieder zu mir. »Willst du da raus und tanzen?«
Ich überlege. »Nein, aber ich werde wohl nach Hause laufen. Wir treffen uns dort.«
Bevor er reagieren kann, renne ich aus dem Tunnel, halte die Arme über den Kopf und fröstele, als der kalte Regen meine Jacke durchnässt und über mein Gesicht rinnt. Meine Schuhe platschen in unzählige Pfützen, als ich den Gehweg entlanglaufe, und ich fühle mich aufgekratzt und lebendig. Donner kracht am Himmel, der Regen nimmt zu, doch ich lasse meine Hände heruntersinken und bin ich selbst, ganz in diesem Moment.
Kayden
Das gesamte Spiel über war ich aufgeputscht. Etwas daran, dass Callie zusah, mich nicht beurteilte, sondern nur für mich da war, nahm mir den Druck, den mein Dad immerzu auf mich ausübt. Sie gab mir den Spaß am Spiel zurück, und ich war besser denn je.
Nachdem ich mich umgezogen habe, laufe ich aus der Umkleide. Sie sitzt auf dem Boden, das Gesicht zur Seite gewandt und die Augen geschlossen. Einen Moment lang sehe ich sie an, die leicht geöffneten Lippen, die langen Wimpern, die bei jedem Donnerkrachen flattern, und die Art, wie sich ihre Brust beim Atmen bewegt. Erst dann sehe ich zum Ende des Tunnels und merke, dass es wie aus Eimern schüttet.
Während ich noch überlege, wie wir zu unseren Wohnheimen kommen, ohne bis auf die Haut durchnässt zu werden, sagt sie etwas von Tanzen im Regen auf ihrer Liste und stürmt davon. Ich bin sprachlos, als sie den Gehweg entlangsprintet, die Hände seitlich ausgestreckt in Pfützen springt, als wäre es einer der besten Augenblicke ihres Lebens.
»Scheiße.« Ich renne ihr nach. Das Regenwasser ist eiskalt. Es ist schwierig, Callie im Auge zu behalten, weil es so irre gießt. Ich schirme mein Gesicht mit einem Arm ab und halte das Kinn gesenkt.
An der Straße wird sie langsamer, um nach Autos zu sehen, und da hole ich sie laut keuchend ein.
»Bist du verrückt?«, frage ich, während Wasser in alle Richtungen spritzt. »Hier draußen ist es scheißkalt.«
Sie zuckt erschrocken zurück. Regen läuft ihr über den Körper, und das Haar klebt ihr an Wangen und Hals. »Ich wusste nicht, dass du mir folgst. Das musstest du nicht.«
Ich nehme ihre Hand, und wir joggen über die Straße. Wasser durchnässt unsere Sachen und tropft aus unserem Haar. Ich halte meinen Arm über ihren Kopf, schütze sie so gut es geht. Autos
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