Die Sache mit dem Ich
irgendein Liebhaber, und alles, was dazugehört. Sie sah fantastisch aus und charmant, und sie lachte laut, und den beiden Mädchen neben mir, die sich eben noch über sie lustig gemacht hatten, blieb die Luft weg.
Sie war zurückgekehrt, und auch das Liz-Hurley-Gefühl war wieder da!
Ein paar Wochen später, wieder zurück in Deutschland, hörte ich, dass ihr letzter Lover Steve Bing sie verlassen habe und sie nun schwanger sei, aber ich machte mir jetzt keine Sorgen mehr um sie: Solange sie und ich das Liz-Hurley-Gefühl behalten, kann nichts passieren.
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Wie aus Katja Riemann und mir mal nichts wurde
Es war einer dieser Hammertage im letzten Jahr. Die Sonne knallte vom Himmel, als hätte sie was zu beweisen, die Luft vibrierte, die Frauen auf der Straße sahen so umwerfend aus, dass man ihnen nachpfeifen musste, weil man schlecht »Sie da, links neben der Ampel, ja genau, SIE – heiraten Sie mich jetzt gleich bitte?« rufen konnte. Es war so ein Tag, an dem man von der Straße noch mal zurück in die Wohnung rennt, um sicherzugehen, dass man sein bestes Hemd anhat. Hatte ich, und zwar mein dunkelblaues offenes kubanisches, Guayabera genannt, das ich nur zu besonderen Anlässen trage. Dieser Tag war so ein Anlass. Ich war mit der Schauspielerin Katja Riemann in dem Berliner Restaurant Borchardt zum Mittagessen verabredet.
Das Gute an Katja Riemann ist, dass man jetzt eigentlich gar nicht groß weiterreden müsste. Man sagt nicht einfach »Katja Riemann« und dann kommt nichts. Es kommt entweder ein »Oh Gott!«, oder ein »Echt? Wie schön!«. Etwas öfter als ein »Echt? Wie schön!« kommt allerdings, ich habe das geprüft, das »Oh Gott!«. Es kommt vor allem von Leuten aus der Medienbranche, von Journalisten, die mal was mit ihr zu tun hatten und berichten, dass sie »schwierig« sei, »zickig«, »schnell beleidigt«, »bockig wie ein Kleinkind« gar und gern so tue, als sei es vor allem mit der Presse seit 1933 in Deutschland eigentlich nur schlimmer geworden, bloß dass statt den Juden jetzt die Schauspieler dran sind.
Klang alles ein wenig übertrieben für mich und gar nicht so sensationell besonders. Wer mal ein bisschen was mit der Presse zu tun hatte, weiß, dass sie jede Schauspielerin hart rannehmen, die nicht nur schauspielert, sondern, wie Riemann, außerdem singt, Kinderbücher schreibt und für UNICEF nach Afrika fährt, um da was für die Frauen zu tun. Es ist der Multitasking-Vorwurf. Wer ein bisschen was vom Kulturverständnis der Deutschen mitbekommen hat, den überrascht nicht, dass der Riesenerfolg, den sie beim Publikum mit »Abgeschminkt«, »Der bewegte Mann« und »Stadtgespräch« erreicht hat, ihr die Kunstweihe des Feuilletons ein bisschen schwerer macht. Es ist die E- &- U – Debatte. Und wer nur kurz irgendwo eine Schauspielerin erlebt hat, dem ist klar, dass die sich eigentlich immer falsch verstanden und nicht genügend gewürdigt fühlen, selbst wenn sie, wie Riemann, so ziemlich alle deutschen Preise gewonnen haben, die man gewinnen kann, obendrauf noch die Coppa Volpi in Venedig für ihre Rolle in »Rosenstraße«.
All das Gerede und die Gerüchte waren mir egal an diesem Tag, als ich zu ihr fuhr. Ich freute mich darauf, sie zu treffen und mit ihr über das zu reden, was sie in den letzten Monaten so gemacht hatte, ihre Rolle als Eva Braun in Dani Levys Hitler-Film, der bald rauskam, oder über die anstehende Walser-Verfilmung »Ein fliehendes Pferd«. Ein paar Wochen vorher hatte ich Jenny Elvers durch Mailand und Paris begleitet, auch gut, aber mit Katja Riemann wollte ich alles ein wenig gehaltvoller aufziehen, bildungsbürgerlicher, Thomas-Mann-artiger. Sieht man ja ihrem Gesicht schon an, dass sie sich mit solchen Dingen auskennt. Ich wollte Sancerre mit ihr trinken, Fisch essen, ihr einen Nachtisch spendieren, eine Crème brulée vielleicht oder irgendetwas Gesundes mit Früchten. Ich wollte der galanteste Journalist sein, den sie jemals getroffen hat – der, über den sie später sagen würde »das war der in dem hübschen Hemd mit den vielen schlauen Fragen«.
Der Innenhof des Borchardt war lichtdurchflutet, als ich reinkam, aber die Sonne hatte nur am Rande was damit zu tun. In derHauptsache war es Menschenglanz, ausgestrahlt von Katja Riemann, die mit ein paar Freunden zusammensaß, eine davon war die Theaterregisseurin Amina Gusner, mit der sie gerade die »Hedda Gabler« gemacht hatte und schon wieder etwas Neues plante, wofür sie jetzt Geld
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