Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
die durchschlagende Wirkung seines Geschenks.
Monty kam offensichtlich vor Wut bebend durch den Gang auf ihn zu, eine schwere, große Stofftasche mühsam mit sich schleppend. Er baute sich mit wütend blitzenden Augen vor Jo auf und zog damit alle Blicke auf sich. Er schien es nicht zu bemerken, oder es war ihm egal.
„Mach so etwas nie wieder!“ Er warf Jo die Tasche vor die Füße, aus der mehrere braune Pakete rutschten. Jo schaute verwundert darauf hinab. Sofort sprang ihm das Wort „Amazon“ in die Augen. Es waren die Bücher, die er für Monty bestellt hatte.
„Mein Vater ist voll ausgerastet, weil er dachte, ich hätte das alles bestellt, du Arsch!“, brüllte dieser den verblüfften Jo an. „Wenn du das noch einmal machst, bringe ich dich um.“
Monty wirbelte herum und rannte den Gang hinunter, ehe sich Jo von seiner Überraschung erholen konnte. Mehrere Sekunden war es merkwürdig still vor seinem Klassenzimmer. Hinter ihm kicherte Sven, lachte gleich darauf laut los und auch die andere fielen in das Gelächter ein.
„Was denn?“ Fragend hob Jo die Arme und sah sich um. „Was ist so komisch?“
„Du“, prustete Sven hervor. „Dein Ausdruck, als dich der Kleine abserviert hat, war köstlich. Deine Augen sind beinahe rausgefallen.“ Er wand sich regelrecht vor Lachen.
„Der unwiderstehliche Jo wurde von einem fünfzehnjährigen Loser abserviert.“ Uwe lachte lauthals mit.
„Er ist sechzehn“, korrigierte Jo ruhig. „Und kein Loser.“ Wortlos bückte er sich und sammelte die Pakete ein und beauftragte einen anderen Jungen aus der Klasse, sie ihm ins Auto zu bringen. Dieser kam deswegen zu spät zur Stunde und erhielt einen Rüffel von Herrn Roggen, aber Jo kümmerte es nicht. Sven erhielt ebenfalls einen, weil er wiederholt in der Stunde scheinbar grundlos kicherte.
„Alles deine Schuld. Das war voll die bescheuerte Idee, mit dem Geschenk“, flüsterte Jo ihm zu, woraufhin Sven abermals kicherte und sich von Jo eine Kopfnuss einfing. Herr Roggen sah sich genötigt, ihnen beiden eine Strafarbeit aufzugeben, die Jo klaglos hinnahm. In Gedanken war er bei Monty.
In der ersten Pause konnte er Monty nirgends finden, erst am Ende der zweiten passte er ihn an der Treppe ab, als dieser aus der Bibliothek nach oben in sein Klassenzimmer ging.
„Hey, es tut mir leid, wenn du deswegen Ärger bekommen hast, okay?“, fing er an und lief neben Monty her, der ihn bewusst ignorierte. „Das wollte ich bestimmt nicht. Ich wollte dir nur eine Freude machen. Du liest doch gerne, da dachte ich, du würdest dich über ein paar Bücher freuen.“ Monty schnaubte verächtlich.
„Ein paar? Du hast den halben Laden leer gekauft“, korrigierte er, ohne Jo anzusehen. „Ich habe die nicht alle auf meinem Rad hierher bekommen. Den Rest kriegst du morgen.“
„Die brauchst du nicht zurückgeben,“ erklärte Jo und bot an: „Ich kann sie dir ja nachher nachhause fahren“,
„Ich will sie aber nicht.“ Entschlossen schüttelte Monty den Kopf.
„Ach, komm schon, Mo.“ Jo versuchte ihn anzulächelnd. „Was soll ich denn damit? Ich lese so etwas nicht. Die waren extra für dich. Alle mit Drachen, darauf habe ich extra geachtet.“
Monty blieb oben an der Treppe stehen, drehte sich abrupt zu Jo herum und sah ihn zornig an. „Du glaubst wohl, du kannst mich damit kaufen. Aber da hast du dich geschnitten. Ich bin nicht käuflich. Weder mit Geld, noch damit.“ Jo blieb unterhalb von ihm auf der Treppe stehen und war damit auf seiner Augenhöhe.
„Habe ich auch nicht beabsichtigt“, wiegelte er ab. „Ich wollte dir wirklich nur eine Freude damit machen. Nur nett sein, Mo.“
Monty zögerte und starrte ihn irritiert an, die Wut verschwand langsam aus seinem Gesicht und machte etwas neuem Platz. Zum ersten Mal sah er Jo mit einem anderen Ausdruck an. Hastig wollte er sich umwenden, da ergriff ihn Jo am Arm.
„Mo ...“, begann er, wurde jedoch sofort unterbrochen.
„Lass mich verdammt nochmal endlich in Ruhe. Als ob ich nicht genug Probleme hätte.“ Energisch schüttelte Monty seine Hand ab und wich zwei Schritte zurück. „Du machst alles nur noch schlimmer.“ Erstaunt sah ihn Jo an. Was meinte er damit?
„Was ich? Wieso?“, fragte er überrascht nach, und vermeinte es in den dunklen Augen feucht schimmern zu sehen.
„Weil du die ganze Zeit hinter mir her bist“, warf ihm Monty heftig vor. „Jetzt denken die alle, ich wäre ...“ Er brach ab. Tränen glitzerten nun eindeutig in
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