Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
seinen Augen. Sein verletzter Blick traf Jos. Für einige Sekunden sahen sie sich nur an. Jo hielt unwillkürlich die Luft an, schmerzhaft intensiv bohrte sich der Blick in ihn, berührte etwas tief ihn ihm, das aufschrie.
„Ach, hau endlich ab. Dich kann ich echt nicht gebrauchen“, stieß Monty plötzlich heftig hervor, wandte sich abrupt ab, rannte den Gang hinunter und verschwand in der Jungentoilette. Jo folgte ihm langsam, dachte über die Worte nach und jenes komische Gefühl der Enge in seiner Brust.
In der Toilette war es ruhig, niemand sonst war da. Die hintere Kabinentür war geschlossen. Jo trat zögernd vor Montys letzte Zuflucht.
„Hat dir jemand was getan?“, fragte er leise nach. Hinter der dünnen Holztür hörte er einen Laut, der wie ein verächtliches Lachen klang.
„Was denkst du wohl? Weil du mir dauernd hinterher rennst, beschimpfen sie mich jetzt als Schwuchtel“, erklang es durch die Tür. „Weißt du, was man mit so jemand macht? Ich will doch nur, dass ihr mich alle in Ruhe lasst.“ Jo stutzte. Nein, wusste er nicht, denn ihn hatte niemals jemand so genannt. Es war allgemein bekannt, dass er sehr freizügig mit seiner Sexualität umging und niemand hatte ihn je deswegen beschimpft. Das würde sich keiner wagen.
„Haben sie dich deswegen geärgert?“, hakte er nach. Erneut erklang ein merkwürdiges, abgehacktes Lachen, gefolgt von Montys typischem Schnauben. Eine Weile lang sagte er gar nichts und Jo wollte schon nachfragen, da unterbrach Monty die Stille: „Sie haben mir gestern die Reifen zerstochen, meinen Rucksack über meinem Kopf ausgeleert und meine Bücher in den Dreck getreten. Wenn du das als Ärgern bezeichnen willst, ja!“ Betroffen hörte Jo zu, sog scharf die Luft ein. Wut kam in ihm hoch. Wer würde so etwas machen?
„Wer?“, rutschte es ihm heftig und wütend heraus. „Wer war das?“
„Ich habe sie nicht nach ihren Namen gefragt. Hat mich nicht interessiert und ich war gerade mit anderen Dingen beschäftigt. Zum Beispiel nicht auch noch zusammengeschlagen zu werden“, fauchte Monty aus der Kabine. Jo biss sich in die Unterlippe.
„Das tut mir leid, Mo. Das wollte ich nicht. Ehrlich. Ich ....“, begann er, wurde aber sofort unterbrochen.
„Ich heiße Monty! Monty!“, schrie ihn dieser durch die Tür an. „Ich brauch dein Mitleid nicht, Jo. Ich will nicht, das die denken ich wäre schwul. Also lass mich endlich in Ruhe. Wie oft soll ich dir das noch sagen, bis du es endlich begreifst?“ Seine Stimme wurde gegen Ende leiser, es klang, als ob er mit Tränen kämpfen würde.
„Du bist der tolle Typ hier. Der unwiderstehliche Jo! Jeder will mit dir zusammen sein. Aber ich nicht. Du kannst jeden haben, also hör endlich auf, mich fertigzumachen! Ich kann nicht. Ich bin nichts für dich. Wir passen niemals zusammen.“ Jetzt war seine Stimme weinerlich, klang verletzt und verzweifelt.
„Ich will ja nicht jeden. Ich will dir nur … helfen“, erklärte Jo, betroffen von Montys heftigem Ausbruch.
„Vergiss es“, schnaubte dieser gedämpft. „Ich will nicht. Ich brauch keinen.“ Schweigen breitete sich in dem kalten Raum aus. Hinter der Tür schniefte Monty leise vor sich hin, hörbar genug für Jo, der unglaublich kalte Wut in sich aufsteigen fühlte. Irgendwie brachte er Monty immer zum Weinen, auch wenn es diesmal nur indirekt seine Schuld war.
Jo grübelte. Entschlossen trat er von der Tür weg, sog nachdenklich die Lippen ein.
„Mo?“, fragte er leise nach, erhielt aber keine Antwort. „Keiner wird dir mehr wehtun.“ Hinter der Tür erklang nur ein abfälliges Schnauben.
„Ich schwöre es dir. Niemand wird es mehr wagen, dafür sorge ich“, schwor ihm Jo und verließ zügigen Schrittes die Toilette.
Zwei Stunden später starrten alle aus seiner Clique Jo ohne Ausnahme betroffen an. Einen so wütenden Jo hatte noch keiner von ihnen erlebt. Und alles wegen eines kleinen Losers.
„Sagt es jedem, den ihr kennt!“, schnaubte Jo wütend. „Jedem verdammten Arsch an dieser Schule.“ Er stand vor ihnen, sah sie herausfordernd an. „Keiner wird ihn mehr belästigen, oder er bekommt es mit mir zu tun, dass das klar ist?“ Sein Blick glitt über die Anderen, mehrere duckten sich unter seinem Blick, einige nickten übereifrig. „Wenn es noch einmal irgendeiner wagt ihn anzurühren, werde ich ihn persönlich vernichten.“ Die Mitglieder der Clique nickten hastig zustimmend.
„Weißt du denn, wer es war?“, fragte Sven nach, als Jo
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