Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
oder?“, bohrte Jo neugierig nach. „Ich meine, wenn du wirklich komplett hetero wärst, hättest du wohl kaum auf mich reagiert, oder?“
Monty vergrub abrupt den Kopf in den Händen.
„Das kannst du nicht verstehen“, klang es dumpf darunter hervor. „Für dich ist immer alles ganz einfach.“
„Ist es doch auch“, meinte Jo und richtete sich auf. „Ich wollte dich. Um jeden Preis. Einfach dich.“ Zärtlich streichelte er Monty im Nacken und fragte leise: „Warum hast du dich so gewehrt? Konntest du mich wirklich so wenig leiden?“
„Nein“, stieß Montys gepresst hervor. Abrupt riss er die Hände herunter, drehte sich zu Jo um und sah ihn mit schmerzerfüllten Augen an. „Das war es nicht. Gar nicht.“
„Also magst du mich doch ein bisschen?“, fragte Jo hoffnungsvoll nach, verspürte dabei eine neue Welle jener wunderbaren Wärme in sich.
„Nein!“ Monty schüttelte heftig den Kopf und nickte gleich darauf. „Doch. Nein ... ich ...“
„Warum hast du dann ...“, begann Jo fragend, aber Monty unterbrach ihn sofort. Direkt sah er ihn an.
„Weil ich nicht schwul sein wollte“, stieß er hervor. „An jeder Schule, egal wo ich war, immer bin ich der Außenseiter. Nie gehöre ich dazu. Nie hatte ich Freunde. Es war so schon schwer genug. Wenn die noch wüssten, dass ich ...“ Er brach ab, wandte den Kopf und vergrub ihn erneut in den Händen. „Ich will nicht schwul sein. Ich will das nicht. Das macht alles doch nur noch schwieriger.“
Jo sah ihn überrascht an, unfähig etwas zu sagen. Er wollte seinen Arm um Montys Schultern legen, doch dieser drehte sich bei der ersten Berührung um und schlug seine Hand weg. Gleich darauf stieß er Jo mit beiden Händen von sich weg, zurück aufs Sofa. Die dunklen Augen funkelten Jo wütend an, als Monty sich über ihn beugte. Jo hielt den Atem an.
„Es war alles okay. Sie haben mich in Ruhe gelassen. Dann kommst du Mistkerl daher und machst mir alles kaputt“, schrie Monty Jo unerwartet an. „Du ... du bist so ein Arsch! Warum hast du mich nicht einfach in Ruhe lassen können? Hörst du überhaupt jemals zu, wenn man dir etwas sagt?“ Seine Fäuste ballten sich und plötzlich hieb er auf den liegenden Jo ein, der nur halbherzig, viel zu überrascht die Schläge abwehrte. Schließlich ergriff Jo beide Handgelenke und hielt sie einfach fest.
Monty kämpfte noch einen Moment dagegen an, die Wut wich langsam, an ihre Stelle traten ihm Tränen in die Augen. „Ich habe dir doch so oft gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen. Warum hast du es nicht einfach getan? Warum musstest du mir über den Weg laufen? Warum bist du so ...“ Kraftlos ließ er die Arme sinken. „Es wäre alles einfach gewesen, wenn du nicht ...“
Tränen rollten aus seinen Augen, tropften auf Jos Brust hinab. Vorsichtig ließ dieser die Handgelenke los, noch immer verstört von Montys plötzlichem Gefühlsausbruch.
„Ich wollte nie so ... so ... eben so sein“, schluchzte dieser. „Einfach nur normal. Nicht noch mehr auffallen. Einfach nur mal dazugehören. Ich wollte doch nie so sein.“
In Jos Brust schlug das Herz hart und ungewohnt schmerzhaft. Plötzlich glaubte er zu verstehen, begriff, warum Monty ihn derart stark abgelehnt hatte, warum er vor ihm, vor allen anderen geflohen war. Das bedeutete es, ein Außenseiter, ein Loser zu sein. Allein zu sein. Einsam.
Mühsam schluckte Jo den Kloß in seinem Hals hinab, blinzelte die aufkommenden Tränen weg. Ganz plötzlich wusste er, wie sich Monty gefühlt hatte. Und er selbst hatte dessen Schutzwall missachtet, ihn einfach eingerissen, niedergetrampelt. Ihn so bedrängt, dass Monty sich nicht mehr verstecken konnte, es keine Zuflucht gab, er sich ihm stellen musste. Und damit auch dem, was ihn letztlich noch mehr zum Außenseiter machte. Schwul. Homosexuell - für Monty ungleich schwieriger als für ihn selbst.
Jo zog den schniefenden Monty zu sich herunter, betete dessen Kopf an seinem Hals. Die Tränen drangen warm und feucht durch den Frottierstoff seines Bademantels. Er spürte das Beben des anderen Körpers an seinem und schlang die Arme um Monty, hielt ihn fest, während das Schluchzen langsam abebbte.
13 Das Auge isst mit
Sie lagen noch lange zusammen auf dem Sofa. Monty hatte aufgehört zu weinen, lag still auf Jo, der seine Nähe genoss, die Arme noch immer fest um dessen Körper geschlungen.
Schließlich bewegte sich Monty etwas, richtete sich auf und sah auf Jo hinab. „Alles nur wegen dir.“
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