Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)

Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)

Titel: Die Sache mit Jo und Mo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
eher wie ein typischer Bücherwurm vorgekommen, dass er so etwas konnte, passte nicht ganz in sein Bild von ihm. Er ist eben absolut kein typischer Loser, ermahnte er sich. Ganz und gar nicht. Beinahe bewundernd glitt Jos Blick nun über den schlanken Körper. Monty lächelte, fühlte sich sichtlich von dem anerkennenden Blick geschmeichelt.
    „Nur ein paar Mal. Eine Saison. Mein Vater wollte es nicht und hat es irgendwann meiner Mutter unter Androhung von Konsequenzen verboten. Es ist nicht ganz ungefährlich. Mein Großvater hat sich dabei ja so verletzt, dass er es nicht mehr machen konnte. Daher war er glücklich, dass meine Mutter zurückgekommen ist und damit die Gruppe vollständig war. Mein Vater fand es nicht gut.“
    Monty biss sich nachdenklich in die Unterlippe. „Er hatte unglaubliche Angst, dass sie sich auch verletzen würde und hat sie vor die Wahl gestellt: er oder Zirkus.“ Er machte ein schnaubendes, verächtliches Geräusch. „Natürlich hat sie sich für den Zirkus entschieden. Das hat er ihr nie verziehen.“
    Jo hörte genau zu, versuchte in dem dunkelhäutigen Gesicht Montys zu lesen, aber dessen Blick war nicht mehr auf ihn, vielmehr auf das leere Glas vor sich gerichtet. Die langen Wimpern hoben und senkten sich leicht.
    „Ich habe ihn nur ein paar Mal zwischendurch gesehen, wenn er mich besucht hat oder ich ihn. Mein Vater schiebt seither einen ziemlichen Hass auf alles, was mit dem Zirkus zu tun hat, vor allem jetzt, seit sie ...“
    Die dunklen Augen schlossen sich schmerzerfüllt und Jo gab einem immer stärker werdenden Drang nach, legte seinen Arm um ihn und zog ihn an sich heran. Monty barg seinen Kopf an ihm, das leere Glas entglitt seinen Händen, landete geräuschlos auf dem dicken Teppich, als er lautlos zu weinen begann.
    „Ich vermisse sie so“, flüsterte er kaum hörbar. „Ich vermisse das alles. Es war so einfach da. Ich war dort zuhause.“
    Verdammt . Jo schluckte hart. Schon wieder hatte er Monty zum Weinen gebracht. Hundertprozentige Erfolgsquote. Ich bin ein gefühlloser Trampel, erkannte Jo sich selbst.
    Sanft strich er Monty durch die dunklen Haare, legte den Kopf leicht in den Nacken und blinzelte geschickt seine eigenen Tränen weg. Monty hatte innerhalb kurzer Zeit nicht nur seine Mutter verloren, sondern auch seine Heimat und Familie, seine andere Welt.
    Das ging auch Jo nahe. Es könnte ihm egal sein, war es aber nicht. Weil es Monty betraf. Es war schön, für ihn da zu sein, ihn zu trösten.
    Wenn sein Vater den Zirkus hasste, hatte Monty ihm wohl kaum etwas erklären können, wie sehr er dieses Leben vermisste. Monty hatte niemanden, mit dem er reden konnte.
    Es tat unglaublich gut, dass er es Jo gesagt hatte, ihm so vertraute. Dieses Gefühl floss warm durch Jos Körper, wie ein gutes Glas Whiskey, drang tiefer, weiter, war intensiver.
    „Es wird auch hier klasse werden“, versprach er leise mit rauer Stimme. „Du wirst dich auch hier wohlfühlen. Dafür sorge ich schon.“ Jo meinte das absolut ernst. Er würde alles tun, damit Monty glücklich wurde.
    Dieser richtete sich auf, schaute ihn nachdenklich an. Noch einmal schniefte er und wischte sich entschlossen die Tränen vom Gesicht.
    „Sorry“, sagte er leise. „Wollte dich nicht vollheulen.“
    „Ist schon okay.“ Jo lächelte. „Du kannst dich gerne bei mir ausheulen. Damit kann ich besser klarkommen, als wenn du mich schlägst.“
    Monty seufzte und senkte den Blick. „Du musst mich ja echt für voll den Loser halten. Dauernd heule ich rum.“
    „Halte ich nicht“, verneinte Jo sofort hastig. „Ich halt dich nicht für einen Loser, Mo. Ganz bestimmt nicht.“ Nicht mehr. Monty war anders.
    „Aber die anderen“, antwortete Monty und schob sich etwas von ihm zurück. Ungern ließ ihn Jo wieder auf Distanz gehen.
    „Na und?“, stellte er klar. „Die sind doch völlig egal.“ Die Meinung seiner Clique hatte ihn noch nie interessiert. Warum auch? Es ging eh meistens um ihn. Wichtig war, was er gut fand. Und er fand Monty gut.
    Die dunklen Augen blieben traurig an. „Was werden die dazu sagen, wenn du dich mit so jemandem wie mir abgibst?“
    „Keine Ahnung. Ist mir auch egal“, erklärte Jo ruhig und feixte: „Wenn die uns nicht akzeptieren, laufen wir eben gemeinsam weg und gehen zurück zu deinem Zirkus. Was hältst du davon?“
    Ein breites Lächeln erhellte Montys Züge. Er stieß Jo in die Seite, sodass sich dieser schnaufend zusammenkrümmte. „Als was willst du denn da

Weitere Kostenlose Bücher