Die Sache mit Jo und Mo (German Edition)
Warum gehst du denn nicht an eins deiner Handys? Redest du nicht mehr mit mir? Ich habe gestern den ganzen Abend versucht, dich anzurufen.“ Jos schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, wenn er an den Grund dachte, warum er nicht ans Telefon gegangen war.
„Echt? Muss ich es wohl verlegt haben“, meinte er, lächelte schief unter Svens argwöhnischem Blick.
„Alle?“, fragte dieser misstrauisch nach. Jo schenkte ihm ein breites Lächeln.
„Wie war London?“, lenkte er ab.
„Wie war dein Zirkusjunge?“ Ganz so einfach ließ sich Sven nicht von etwas abbringen. „Los, erzähl mal. Da sind schon die wildesten Gerüchte im Gange, was er wohl für eine Rakete im Bett sein muss, wenn du dich mit so einem abgibst.“
„Was?“, blaffte Jo ihn an. „Hast du es den anderen etwa erzählt?“ Ihm wurde gleichzeitig heiß und kalt.
„Klar. Ich habe dir doch erzählt, deswegen liefen eine ganze Menge Wetten. Und London war nun nicht so der Wahnsinnstrip. Da brauchten wir was Interessanteres. Wir sind schon alle ganz gespannt, auf deinen Bericht.“ Sven sah Jo erwartungsfroh an.
Wut stieg in Jo hoch. Das ging die doch alle, verdammt noch einmal, nichts an. Er holte tief Luft.
„Sven ...“, begann er, doch nun hatten auch die anderen etwas von ihrem Gespräch aufgeschnappt und im nächsten Moment waren Sven und Jo von der neugierigen Clique umzingelt. Fragen stürmten auf Jo ein und er wurde nur durch die Stundenglocke erlöst, ohne ihnen eine Antwort zu geben.
„Wir unterhalten uns später noch darüber“, knurrte er Sven ärgerlich zu, der ihn prompt betroffen ansah. Sie gingen in den Klassenraum und Jo warf seine Tasche unnötig hart auf den Tisch. Er hatte ja nun so gar keine Lust, sich vor seiner Clique über Monty auszulassen. Zum Glück hatten sie Mathe bei Herrn Roggen, da würde er keine dummen Fragen nebenher beantworten müssen.
Uwe kam als Letzter in die Klasse. Er warf ihnen einen kurzen Blick zu und setzte sich hastig. Sein Gesicht war rot angelaufen, als ob er sich sehr hatte beeilen müssen. Rasch tauchte er nach unten ab, um ein Buch aus seiner Tasche zu holen.
„Hey, Uwe, haste etwa verpennt?“; fragte Sven grinsend nach. Jo drehte sich demonstrativ von ihm weg, als sein Freund neben ihm Platz nahm. Der konnte nach der Stunde was erleben. Einfach die Sache mit ihm und Monty vor den anderen zu petzen.
„Nein“, kam es hinter ihnen von Uwe dumpf unter dem Tisch hervor. „Mir nur noch schnell was Nettes aufgerissen.“
„Fündig geworden?“, fragte Sven belustigt nach. Uwe kam hoch und legte seine Bücher auf den Tisch.
„Mal sehen. Denke schon“, meinte er achselzuckend. Herr Roggen betrat den Raum und sofort senkte Sven seine Stimme auf die Lautstärke eines Flüsterns: „Uwe? Hast du da etwa eine Verletzung am Auge?“
„Schon gut“, raunte dieser ihm sehr leise zu. „Ist nichts weiter.“
Jo beachtete sie nicht weiter, grübelte vor sich hin. Schon vor Ende der letzten Stunde vor der Pause wurde er unruhig, sah immer wieder auf die Uhr, aber der Minutenzeiger seiner Rolex ging nicht schneller, als der der Uhr über der Tür. Warum kostete das Ding nur so viel, wenn es viel zu langsam ging?
Endlich erlöste ihn das Klingeln und er vergaß darüber sogar seinen Ärger auf Sven. Noch bevor ihn einer der Clique ansprechen konnte, stürmte Jo aus dem Klassenraum und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Er nickte der Angestellten freundlich zu, die ihn noch immer verblüfft ansah, obwohl er nun schon so oft hier aufgetaucht war. Jo ging zu dem Gang in dem Monty immer saß. Freudige Erregung ergriff ihn, als er um die Ecke bog, einen lockeren Spruch auf den Lippen, aber Monty war noch gar nicht da.
Dann würde er eben auf ihn warten, vielleicht war er nicht so schnell weggekommen.
Erst zwanzig Minuten später hörte Jo auf, sich einzureden, dass Monty noch kommen würde. Also machte er sich besorgt auf die Suche nach ihm, nutzte die letzten zehn Minuten, um die Toiletten des unteren und oberen Stockwerks zu durchsuchen. Nirgends fand er Monty.
War ihm was passiert? War er krank? Jo machte sich zunehmend Sorgen. Es läutete zur nächsten Stunde und die Gänge füllten sich rasch mit Schülern. Im unteren Stockwerk wartete Jo trotz seines Versprechens, Monty nicht vor seinen Klassenkameraden zu brüskieren, vor dessen Klassenraum. Eine nahezu fieberhafte Unruhe hatte ihn ergriffen. Die jüngeren Schüler schauten immer wieder zu ihm hin, tuschelten, hielten jedoch
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