Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
Walter!«, rief William.
Aliena stöhnte vor Verzweiflung.
Dann drang er hastig und heftig in sie ein. Er spürte den Widerstand ihres Jungfernhäutchens und stieß brutal nach. Es tat ihm weh – aber ihr noch mehr. Aliena schrie. William verstärkte seine Anstrengungen – bis er spürte, dass in ihr etwas zerriss. Alienas Gesicht wurde totenblass, ihr Kopf fiel zur Seite, das Mädchen verlor das Bewusstsein. Da, endlich, vergoss William seinen Samen in ihr, und er lachte und lachte dabei, trunken vor Lust und Siegesfreude, bis er sich vollkommen leergepumpt fühlte.
Der Sturm tobte fast die ganze Nacht hindurch und flaute erst kurz vor dem Morgengrauen ab. Die plötzliche Stille weckte Tom Builder auf. Im Dunkeln auf seinem Lager liegend, lauschte er Alfreds schweren und Marthas ruhigeren Atemzügen. Vielleicht haben wir einen klaren Morgen, dachte er – den ersten sichtbaren Sonnenaufgang nach zwei oder drei wolkenverhangenen Wochen. Darauf hatte er gewartet.
Er erhob sich und öffnete die Tür. Es war noch dunkel; sie hatten also noch viel Zeit. Mit dem Fuß stieß er seinen Sohn an: »Aufwachen, Alfred! Die Sonne geht bald auf.«
Alfred grunzte verschlafen und setzte sich auf. Martha drehte sich um, ohne zu erwachen. Tom ging zum Tisch. Er nahm den Deckel von einem Steinguttopf, holte einen halben Laib Brot hervor und schnitt davon zwei dicke Scheiben ab – eine für sich und eine für Alfred. Gemeinsam setzten sie sich auf die Bank und frühstückten.
Im Krug war Bier. Tom nahm einen tiefen Zug und reichte den Krug an Alfred weiter. Agnes hätte dafür gesorgt, dass sie aus Bechern tranken, und Ellen nicht minder – aber es war keine Frau mehr im Haus. Nachdem Alfred den Krug wieder abgesetzt hatte, verließen sie ihr Quartier.
Der schwarze Himmel wurde langsam grau, als sie die große Freifläche vor der Kathedrale überquerten. Eigentlich hatte Tom den Prior wecken wollen, doch als die beiden zur Ruine kamen, war Philip, von denselben Gedanken geleitet wie Tom, bereits an Ort und Stelle. In einen schweren Mantel gehüllt, kniete er auf dem feuchten Boden und betete.
Ihre Aufgabe bestand darin, eine Gerade festzulegen, die genau in Ost-West-Richtung verlief und die Achse der neuen Kathedrale bilden sollte.
Die notwendigen Vorbereitungen hatte Tom schon vor einiger Zeit getroffen: Am Ostende des Baues hatte er eine Eisenstange in den Boden gerammt, die an ihrer Spitze eine kleine, nadelöhrartige Öse trug. Der Stab war fast so hoch, wie Tom groß war; die ›Öse‹ befand sich demnach in Höhe seiner Augen. Um zu verhindern, dass die Stange versehentlich verrückt wurde, hatte er sie mit einer Mischung aus Mörtel und Trümmerschutt im Boden verankert. An diesem Morgen sollte nun eine zweite Stange aufgestellt werden, und zwar genau in westlicher Richtung, am gegenüberliegenden Ende der künftigen Kathedrale.
»Misch uns ein bisschen Mörtel, Alfred«, sagte Tom zu seinem Sohn.
Alfred ging, um Sand und Kalk zu holen. Tom holte die zweite Stange sowie einen kleinen Holzhammer aus seinem Werkzeugschuppen unweit des Kreuzgangs, brachte sie zum Westrand der Baustelle und wartete auf den Sonnenaufgang. Während Alfred auf einem Brett Sand, Kalk und Wasser zu Mörtel vermischte, beendete Prior Philip seine Gebete und gesellte sich zu Tom.
Der Himmel wurde heller. Die Spannung der drei Männer wuchs. Ihre Blicke waren auf die Ostmauer des Klostergeländes gerichtet. Endlich schob sich die rote Sonnenscheibe über die Mauerkrone.
Tom stellte sich so, dass er den Rand der Sonnenscheibe durch die Öse der Stange am Ostende sehen konnte. Dann bestimmte er, während Philip mit lauter Stimme ein lateinisches Gebet begann, den Standort der zweiten: An jenem Punkt, an dem sie ihm den Blick auf die Sonne versperrte, senkte er sie langsam auf den Boden und drückte das zugespitzte Ende in die feuchte Erde. Er zog den Holzhammer aus dem Gürtel und klopfte den Stab in den Boden, bis sich die Öse genau in Augenhöhe befand. Wenn er gut gearbeitet und seine Hand nicht gezittert hatte, mussten die Sonnenstrahlen jetzt durch beide Ösen fallen.
Tom kniff ein Auge zu und spähte mit dem anderen durch die kleine Öffnung an der Spitze der zweiten Stange zur Öse der ersten hinüber. Das Sonnenlicht blendete ihn. Die beiden Stangen lagen genau auf der Ost-West-Achse, die für die Ausrichtung der neuen Kathedrale maßgebend war.
Tom erklärte dem Prior das Prinzip und trat dann zur Seite, um Philip die
Weitere Kostenlose Bücher