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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ja etwas ganz Neues! Nie zuvor hatte William erlebt, dass nicht alle nach ihrer Pfeife tanzten. Er wandte sich an Arthur: »Wir haben mit die besten Äcker im ganzen Königreich. Wie kann es angehen, dass wir ohne einen Penny dastehen?«
    »Mehrere Höfe haben Schwierigkeiten, und viele Pächter sind mit ihren Abgaben ins Hintertreffen geraten.«
    »Aber weshalb denn?«
    »Ein Grund, der mir immer wieder zu Ohren kommt, ist der, dass die jungen Männer nicht auf dem Land arbeiten wollen, sondern in die Städte ziehen.«
    »Dann müssen wir sie eben daran hindern!«
    Arthur zuckte die Achseln. »Sobald ein Leibeigener ein Jahr lang in der Stadt gelebt hat, ist er ein freier Mann. Das ist Gesetz.«
    »Und was ist mit den Pächtern, die nicht bezahlt haben? Was habt Ihr mit denen gemacht?«
    »Was kann man da machen?«, erwiderte Arthur. »Wenn wir ihnen ihren Lebensunterhalt wegnehmen, dann können sie nie bezahlen. Wir müssen uns in Geduld fassen und auf eine gute Ernte hoffen, damit sie den Rückstand aufholen können.«
    Arthur nimmt seine eigene Unfähigkeit, mit all diesen Schwierigkeiten zurande zu kommen, viel zu leicht, dachte William wütend, aber noch beherrschte er sich. »Na gut, selbst wenn alle jungen Männer in die Städte gehen, wie steht es dann mit den Einkünften aus unserem Hausbesitz in Shiring? Wenigstens der sollte uns doch etwas eingebracht haben.«
    »Seltsamerweise nicht«, antwortete Arthur. »In Shiring stehen viele Häuser leer. Die jungen Männer gehen wohl woanders hin.«
    »Oder man hat Euch belogen«, sagte William. »Wahrscheinlich werdet Ihr mir gleich noch mitteilen, dass auch die Einkünfte aus dem Markt in Shiring und aus der Wollmesse zurückgegangen sind?«
    »Ja –«
    »Und weshalb erhöht Ihr dann die Mieten und Steuern nicht?«
    »Das haben wir ja, Herr, und zwar auf Befehl Eures verstorbenen Vaters; trotzdem sind die Einkünfte zurückgegangen.«
    »Wie hat Bartholomäus es bloß geschafft, bei einem solch uneinträglichen Lehen nicht den Grund unter den Füßen zu verlieren?«
    Auch auf diese Frage war Arthur nicht um eine Antwort verlegen. »Er besaß außerdem noch den Steinbruch, der früher eine schöne Stange Geld einbrachte.«
    »Und nun ist er in den Händen dieses verfluchten Mönchs.« William war am Ende seines Lateins. Ausgerechnet jetzt, wo er darauf angewiesen war, Pracht und Prunk an den Tag zu legen, musste er erfahren, dass er keine Mittel dazu besaß! Diese Lage konnte sich zu einer regelrechten Gefahr auswachsen. Der König hatte ihn nur mit der vorläufigen Verwaltung der Grafschaft betraut. Das war eine Art Bewährungsprobe. Kehrte er mit einer kleineren Streitmacht an den Hof zurück, so erweckte er unweigerlich den Eindruck, er sei undankbar, wenn nicht gar treulos.
    Außerdem musste an Arthurs Schilderung der Lage etwas faul sein. William war ganz sicher, dass er betrogen wurde – wahrscheinlich lachten sie sich hinter seinem Rücken ins Fäustchen. Der Gedanke machte ihn wütend. Mit ihm nicht! Denen würde er es zeigen. Er würde nicht klein beigeben, selbst wenn es erst zum Blutvergießen kommen musste.
    »Ihr habt für alles eine Entschuldigung«, sagte er zu Arthur. »Tatsache ist, dass Ihr während der Krankheit meines Vaters, als Ihr eigentlich besonders wachsam hättet sein müssen, Euren Pflichten nicht nachgekommen seid.«
    »Aber, Herr –«
    William erhob seine Stimme. »Wenn Ihr nicht den Mund haltet, werde ich Euch auspeitschen lassen.«
    Arthur erblasste und schwieg.
    William fuhr fort: »Morgen beginnen wir mit einer Rundreise durch die Grafschaft. Wir werden jedes einzelne meiner Dörfer besuchen und den Bauern die Leviten lesen. Mag sein, dass Ihr nicht wisst, wie man mit diesem jammernden, verlogenen Volk umgeht. Ich schon. Wir werden schnell herausfinden, wie verarmt meine Grafschaft in Wirklichkeit ist. Und falls Ihr mich belogen habt, dann gnade Euch Gott – Ihr werdet als Erster hängen, das schwöre ich!«
    Außer Arthur nahm er noch seinen Reitknecht Walter und die vier Ritter mit, die im vergangenen Jahr an seiner Seite gekämpft hatten: Ugly Gervase, Hugh Axe, Gilbert de Rennes und Miles Dice – samt und sonders bullige, gewalttätige Männer, leicht aufbrausend und stets kampfbereit. Sie nahmen ihre besten Pferde mit und waren, um die Bauernschaft in Angst und Schrecken zu versetzen, bis an die Zähne bewaffnet. Ein Mann, der nicht imstande ist, anderen Angst einzuflößen, war in Williams Augen eine Memme.
    Es war

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