Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
von dem schmerzlichen Gefühl übermannt, dass diese Leute ihn für eine Null hielten, und sein eigenes Unvermögen, ihnen seinen Willen aufzuzwingen, machte ihn hilflos, sodass er den Müller zornig anbrüllte: »Was hast du dir dabei gedacht? Dass du damit ungeschoren davonkommst? Du hältst mich wohl für dumm?« Dann schlug er dem Mann ins Gesicht.
Der Müller stieß einen übertriebenen Schmerzensschrei aus und fiel unnötigerweise zu Boden.
William stieg über ihn hinweg und betrat die Mühle. Die Achse des Wasserrades war durch eine Reihe hölzerner Verzahnungen mit der Achse des Mühlsteins im oberen Stockwerk verbunden. Das gemahlene Getreide fiel durch eine Schütte auf die Tenne zu ebener Erde. Das Obergeschoss, welches das Gewicht des Mühlsteins zu tragen hatte, ruhte auf vier kräftigen, zweifellos ohne Williams Erlaubnis in seinem Wald geschlagenen Stämmen. Schlug man die weg, so brachte man das gesamte Gebäude zum Einstürzen.
William trat vor die Tür. Hugh Axe führte die Waffe, der er seinen Namen verdankte, an den Sattel geschnürt mit sich. »Gib mir deine Streitaxt«, sagte William. Er begab sich wieder in die Mühle und begann, die hölzernen Stützpfosten des Obergeschosses mit der Axt zu bearbeiten. Wenn ich hier fertig bin, dachte er mit grausamer Genugtuung, wird keiner mehr über mich lachen!
Walter kam herein und sah ihm zu. William hieb eine tiefe Kerbe in einen der Pfosten und hatte sich halb durch einen zweiten gearbeitet, als die Plattform, die darauf ruhte und das ungeheure Gewicht des Mühlsteins trug, zu beben begann. »Hol mir ein Seil«, sagte William, und Walter ging nach draußen.
So weit wie er es nur wagen konnte, hackte William in die beiden Pfosten, bis das Gebäude über ihm zusammenzubrechen drohte. Als Walter mit dem Seil kam, schlang William es um einen der Stämme, ging mit dem anderen Ende nach draußen und band es seinem Schlachtross um den Hals.
Die Bauern verfolgten das Treiben in feindseligem Schweigen.
Kaum war das Seil vertäut, fragte William nach dem Müller.
Der trat, immer noch bemüht, den Eindruck eines unschuldigen Opfers zu erwecken, näher.
»Gervase, fessle ihn, und bring ihn nach drinnen«, befahl William.
Der Müller machte prompt einen Fluchtversuch, doch Gilbert stellte ihm ein Bein und setzte sich auf ihn, während Gervase ihn mit Lederriemen an Händen und Füßen fesselte. Als die beiden Ritter ihn hochhoben, wehrte er sich und flehte um Gnade.
Einer der Dorfbewohner trat vor und sagte zu William: »Das könnt Ihr nicht tun. Das ist Mord! Selbst ein Graf darf niemanden umbringen.«
William drohte ihm mit vor Wut bebendem Finger. »Wenn du dein Maul noch ein einziges Mal aufreißt, dann steck ich dich auch noch mit in die Mühle!«
Der Mann hielt seinem Blick noch einen Moment lang trotzig stand, besann sich dann jedoch und wandte sich ab.
Dann kamen die Ritter wieder aus der Mühle, und William führte das Pferd vorwärts, bis das Seil straff gespannt war, versetzte dem Tier einen Schlag auf das Hinterteil, und es legte sich ins Zeug.
Drinnen begann der Müller gellend zu schreien. Die Laute, die er ausstieß, ließen das Blut gefrieren: Der Mann wusste genau, dass er innerhalb weniger Minuten zermalmt wurde, und litt Todesqualen.
Das Pferd warf den Kopf hin und her und versuchte, das Seil um seinen Hals zu lockern. William brüllte das Tier an und versuchte, es mit Tritten zum Ziehen zu bewegen. »Legt euch ins Seil, Männer!«, rief er seinen Rittern zu. Die vier ergriffen das straff gespannte Seil und halfen dem Pferd ziehen. Unter den Dorfbewohnern wurden Stimmen des Protests laut, doch niemand wagte einzugreifen. Arthur hielt sich abseits; er sah elend aus.
Die Schreie des Müllers wurden immer schriller. William stellte sich vor, von welch blindem Entsetzen der Mann in Erwartung seines schrecklichen Endes erfasst sein musste. Das ist die Rache der Hamleighs, dachte er, und keiner von diesen Bauern hier wird sie jemals wieder vergessen!
Die Stämme knarrten hörbar, bevor sie mit lautem Knall brachen. Das Pferd machte einen Satz nach vorn, und Williams Ritter ließen das Seil fahren. Eine Ecke des Daches sackte ein, und sämtliche Frauen brachen in Wehklagen aus. Die Holzwände der Mühle schienen zu erzittern; die Schreie des Müllers schraubten sich noch höher; unter gewaltigem Getöse stürzte das Obergeschoss ein, die Schreie verstummten, und der Boden bebte, als der Mühlstein donnernd auf der Dreschtenne landete.
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