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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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und wie sie ihn beschimpft hatte. Es waren schon wichtigere Leute für weit weniger gestorben.
    Â» Du wartest hier. « Seine Stimme klang ungewohnt zärtlich, aber er konnte sie jetzt einfach nicht barsch anfahren. » Kannst du das für mich tun? «
    Â» Ja « , flüsterte sie. » Natürlich. «
    Â» Gut. « Er wandte sich an Noan. » Vielleicht können wir ihn noch einholen. Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht hat sein Reittier sich das Bein gebrochen. Oder er ist gestürzt. Es muss doch irgendeinen Gott da draußen geben, der ein Einsehen hat. Wo sind eure Pferde? Wir müssen los. Und wenn Ihr noch ein Schwert übrig hättet, Fürst Noan? Nein? Gebt mir einfach Eures. «
    Die Welt verwandelte sich, während sie ritten. Die Sterne verschwanden, und die schwarze Kuppel über ihnen nahm ein fahles Grau an. Die Ebene, vom Frost geglättet, schien endlos zu sein. Von hier aus war Ghi Naral nicht zu sehen, noch nicht. Erst als die Sterne endgültig verblassten und das Gelände leicht abfiel, schälten sich die Umrisse der Stadt und des Palastes dunkel aus dem Morgengrauen.
    Â» Wir haben hier keine Deckung « , sagte Noan. » Wir sollten vorsichtig sein. Was immer Dasnaree vorhat, er kann Euch nicht am Leben lassen, Hoheit. «
    Es fühlte sich ungewohnt an, Noan auf diese Weise reden zu hören. So lange hatte Tahan darauf gewartet, die ihm zustehende Ehrerbietung entgegengebracht zu bekommen, und nun erschien es ihm irgendwie falsch. » Tahan reicht « , sagte er schroff. » Selbst Ree nennt mich nicht anders, und ich finde nicht, dass er das meinen Freunden voraushaben sollte. «
    Ein kleines Lächeln erreichte Noans ernste Augen. » Danke, Hoheit, ähm, Tahan. Ich war mir oft nicht sicher, ob ich das bin. «
    Â» Ob du was bist? «
    Â» Ein Freund. «
    Rees Vorwurf wirkte immer noch nach. Niemand könnte mit jemandem wie dir befreundet sein …
    Â» Manchmal kam es mir vor, als wäre ich nur ein lästiges Übel. Es tut mir leid, sollte ich jemals schlecht von dir gedacht haben. « Noan räusperte sich verlegen.
    Tahan lachte leise. » Das hier ist schlimmer, als einer Frau seine Gefühle zu gestehen, was? «
    Â» Nun ja, deine Familie… «
    Â» Ich weiß « , sagte Tahan. » Ich weiß, wofür wir stehen. Wo immer die Wiramer auftauchen, rollen Köpfe. Meinst du das? «
    Â» Du bist sehr impulsiv, auch wenn es dir nachher vielleicht leidtut. In deiner Nähe lebt es sich gefährlich. Das war mir schon klar, bevor ich wusste, wer du bist. Und wenn du wirklich mein Freund bist, hör auf zu lachen. Es lacht sich leicht, wenn man die Macht hat, jeden zu töten, der ein falsches Wort sagt. «
    Â» Du nimmst kein Blatt vor den Mund. Hat dir schon mal jemand gesagt, was für eine riskante Angewohnheit das ist? «
    Â» Das ist mir gleich « , sagte Noan finster.
    Tahan unterdrückte ein spöttisches Lachen, warf ihm einen letzten prüfenden Blick zu und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Stadt vor ihnen zu. Von den Reitern keine Spur. Die Stadttore standen weit offen, demnach war die Schar der Verräter bereits in Ghi Naral.
    Schlagartig wurde sein Herz schwer. » Wenn ich meinen Vater bloß irgendwie warnen könnte! «
    Â» Ein Glasvogel mit einem Brief? «
    Â» Ich kann keine Glastiere erschaffen! « Tahan zwang sich trotz seiner plötzlich aufflammenden Wut, die Stimme zu dämpfen. » Wenn ich es denn je konnte. Es war mir nicht bewusst. «
    Â» Sie müssen deinen Träumen und Wünschen entsprungen sein. «
    Das hatte ihm Ree auch schon gesagt, aber er hasste es, wenn andere Leute Erklärungen fanden für Dinge, die ihm selbst unerklärlich waren.
    Â» Jedenfalls ist es weg, was immer für eine Macht ich hatte. Die Verbindung zu dem Baum ist fort. «
    Â» Ich weiß. Bei mir auch. « Ein tief empfundenes Gefühl färbte Noans Wangen dunkler. Nicht Verlegenheit, eher noch Verlust. Er tastete nach dem Zeichen in seinem Nacken. » Das Bild des Baums ist immer noch da, aber es brennt nicht mehr. Alles ist wie tot. «
    Ein Stich der Eifersucht durchfuhr Tahan. Er kannte diese Gefühle, und es war ihm gar nicht recht, sie mit jemandem zu teilen. Der Baum gehörte ihm, ihm allein. Die übrigen Anwärter waren bloß zweite Wahl. Wie hatte der Baum sich nur mit Dasnaree zusammentun können, diesem

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