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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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fiel beinahe aus dem Bett, er taumelte ans Fenster.
    Im Hof standen vier kleine Bergpferde. Zwei Wächter waren dabei, eine sich windende, um sich schlagende Jalimey auf eins der Tiere zu verfrachten.
    Â» Tahan! « , schrie sie. » Sie bringen mich nach Birin! Tahan, lass das nicht zu, bitte! « Das Mädchen trat einem der Wächter gegen das Bein, versuchte sich aus seinem Griff zu winden, kratzte und schlug um sich.
    Mehr sah Tahan nicht, denn er stürzte zurück ins Zimmer und rüttelte Noan, der vor der Tür lag, an der Schulter. » Wach auf! Sofort! «
    Der junge Mann bewegte sich nicht, er schlief wie ein Toter. Ein fremdartiger, süßlicher Geruch ging von ihm aus– war er etwa betäubt? Tahan hatte keine Zeit, sich jetzt mit Noan abzugeben. Er zerrte den Schlafenden beiseite und war schon auf dem Weg die Treppe hinunter und hinaus in den Hof. Als er dort anlangte, ritten die Wächter gerade mitsamt dem Mädchen durchs Tor. Sie hatten ihr die Hände an den Sattel gefesselt. Jalimey wandte den Kopf und sah ihn an, die Wangen tränenüberströmt.
    Nie wieder würde Jalimey zurück nach Birin müssen, so wahr er Prinz Tahan Dor Ilan hieß. » Wartet! « , rief er. » Jalimey, ich komme! «
    Er schlitterte über den halb gefrorenen Schnee, ihr nach. Die Bergpferde liefen bereits über den schmalen Felsweg. Vorsichtig setzte Tahan den Fuß darauf. Gischt sprühte vom Wasserfall über die Steine und machte sie noch rutschiger. Unter ihm gähnte die Schlucht. Er zögerte. Die Pferde waren schon über den Grat balanciert und machten sich auf der anderen Seite an den Abstieg, den steilen Pfad hinunter. Jalimey wehrte sich nicht mehr, sondern hielt ganz still. Selbst über die Entfernung hinweg erkannte er die bodenlose Verzweiflung in ihren Augen.
    Entschlossen betrat Tahan den Felsbogen, da knarrten hinter ihm die Torflügel. Mit einem Krachen schlugen sie zu, und er hörte nur noch, wie der Balken vorgelegt wurde. Er stand draußen, ohne Pferd und ohne Mantel, nur ein blankes Schwert in der Hand.
    Zunächst war ihm danach, ungläubig zu lachen. Dann begriff Tahan, dass er sich entscheiden musste. Entweder tastete er sich zu Fuß über den Abgrund, Schritt für Schritt, und setzte den Bergpferden nach– oder er bereitete Fürst Garlawin eine Überraschung. Es würde schwierig werden, Jalimey einzuholen. Hier in den Bergen war es ganz sicher unmöglich, und unten, in den Hügeln, wenn die flinken Pferde erst losgaloppierten, war es ganz und gar hoffnungslos– es sei denn, er vermochte irgendwo ein Reittier für sich aufzutreiben. Womöglich holte er sie erst Tage später in der Grafschaft Birin ein– Tage, auf die er nicht verzichten konnte, denn sie bedeuteten den Verlust der einzigen Armee, die ihm zur Verfügung stand. Tausend Bergmänner waren nicht viel, aber immer noch besser als nichts, außerdem brauchte er Noan, der ihm den Rücken freihielt.
    Eine Weile stand Tahan reglos da und blickte über die Schlucht. Der Wasserfall hüllte ihn in Gischt, die Nässe ging ihm bis auf die Haut. Ihm war, als würde es immer so sein, die Welt eingehüllt in Nebel, der ihn blind machte, ein Mantel aus Kälte um die Schultern, Tränen aus Eis an seinen Wimpern. Er wünschte, er hätte diese Entscheidung nicht treffen müssen. Er wünschte, er wäre ein anderer Mann und könnte sich selbst einfach abstreifen wie eine Hülle, die ihm nicht mehr passte.
    Dann atmete Tahan tief durch, straffte sich und wandte sich dem Tor zu. Er hob die Hand, in der ein magischer Splitter wohnte.
    Die Wächter hätten lieber die Flucht ergriffen. Ihre Gesichter waren weiß wie Schnee, nachdem sie hatten mit ansehen müssen, wie der eben erst ausgesperrte Krieger das Tor in Schutt und Asche legte. Nun starrten sie ihm bang entgegen. Einige waren ihm fremd, sie hatten Fürst Garlawin nach Ghi Naral begleitet. Leichtsinnig machten sie ein paar Schritte vorwärts, während die anderen, die ihn im Kampf gegen die Glasvögel erlebt hatten, all ihre Kraft dafür aufzuwenden schienen, tapfer stehen zu bleiben, statt sich unverzüglich davonzumachen.
    Garlawin selbst stieß einen wütenden Fluch aus.
    Â» Er ist allein, verdammt! « , schrie er. » Mit dem werdet ihr doch wohl noch fertig! «
    Tahan fror so sehr, dass ihm die Zähne klapperten, aber er ließ es

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