Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
Schrei in den Abgrund.
    Harter Zorn funkelte in Noans Augen, als er sich umdrehte.
    Â» Ich hätte dich tun lassen sollen, was du vorhattest « , sagte er rau. » Mein Prinz. « Ungläubig starrte er auf sein Schwert, das immer noch sauber war. Um zu begreifen, was geschehen war, was er getan hatte, war es noch zu früh. Still stand er da, von der Gischt umhüllt, eine dunkle Gestalt mit blassem Gesicht.
    Tahan wünschte, er hätte ihn vor der Erkenntnis bewahren können, dass Taten wie diese nie rückgängig zu machen waren.
    Â» Oh ihr Götter! « Noan sank auf die Knie und ließ die Waffe fallen.
    Tahan blieb stehen, wo er war. Mitleid half nicht, Triumph ebenso wenig. Garlawin war tot– und Noan hatte keinen Grund, irgendwen außer sich selbst deswegen zu hassen. Besser hätte es nicht laufen können.
    Â» Ist sie wirklich tot? « Wie ein Knabe sah der neue Fürst Garlawin plötzlich aus, jung und verletzlich.
    Â» Dein Vater wollte sie nach Birin schicken, wie er gesagt hat « , erklärte Tahan, denn diese Tatsache würde ihm jeder Diener und jeder Wächter in der Burg bestätigen können, der früh genug aufgestanden war. » Ich bin ihnen nach. Ich stand hier, genau an dieser Stelle. « Er blickte über die Schlucht hinweg. » Sie hat sich gewehrt. Selbst hier, auf diesem spiegelglatten Pfad. Du weißt, wie sie ist, sie konnte es nicht hinnehmen. Dann ist sie gestürzt. «
    Noan biss die Zähne zusammen, wischte sich über die Augen.
    Â» Es ist nicht wahr, was dein Vater über mich und sie gesagt hat « , fuhr Tahan fort. » Jalimey hat dich geliebt, das wissen wir beide. Immer nur dich. «
    Â» Wirklich? « , flüsterte Noan. » Ich war mir nie ganz sicher. Mit mir hat sie kaum je ein Wort gewechselt. Sie ist aufgeblüht, sobald sie in deiner Nähe war. Ihr beide zusammen auf dem Pferd– ich konnte kaum hinsehen. Ihr habt euch so gut verstanden. Ich habe euch um jeden Streit beneidet. Wie Freunde seid ihr gewesen. Wie Liebende. «
    Â» Sie hat dich geliebt « , wiederholte Tahan. Vielleicht, weil es gnädiger war, daran festzuhalten, es wirklich zu glauben und nie, niemals daran zu zweifeln. War nicht Noan blind gewesen, sondern er?
    Der Wasserfall rauschte und rauschte, Unmengen an Wasser flossen an ihnen vorbei. Wenn sie doch nur einen Teil des Schmerzes und der Schuld hätten mitnehmen können. Wenn sie das Wissen hätten fortspülen können, dass Jalimey in Birin verloren war, dass nun niemand kommen würde, um sie zu retten.
    Noan kämpfte sich wieder auf die Füße. Ein entschlossener Ausdruck wischte seine Trauer fort. Auf einmal, wie durch eine magische Verwandlung, stand ein Mann vor dem Prinzen.
    Ein Gefolgsmann.
    Â» Führen wir unsere Kämpfer in die Ebene « , sagte er. » Ziehen wir in den Krieg. «
    Fünf Tage hatten sie benötigt, von Ghi Naral nach Garlawin, als sie noch zu dritt gewesen waren. Im Winter, durch den Schnee. Jetzt war Frühling, die Sonne verströmte hellgoldenes Licht über den grünen Hügeln, und dennoch brauchten tausend aufgeregte, teils noch halbwüchsige Krieger nahezu doppelt so lang für die Strecke. Sie waren keine ausgebildeten Soldaten, die es gewöhnt waren, in Reihen zu marschieren und aufs Wort zu gehorchen. Nicht einmal als Leibeigene hatten sie gelernt, einem Befehl sofort Folge zu leisten, sondern wollten ständig über alles und jedes sprechen. Außerdem waren sie auffällig oft müde oder hungrig. Trotz der mitgeführten Vorräte fielen sie über die Dörfer her wie Heuschrecken. Am liebsten hätte Tahan sie vorwärtsgepeitscht. Noan an seiner Seite erteilte die Befehle, seine Stimme ungewohnt hart und ungeduldig, aber nicht einmal er zwang diesen zusammengewürfelten Haufen schneller voran.
    Â» Was für eine Katastrophe « , murmelte Tahan. » Diese Soldaten. Völlig unfähig. «
    Â» Du wolltest sie haben « , gab Noan zornbebend zurück. Seit er seinen Vater getötet hatte, war er ein anderer. Nicht länger gütig und geduldig, sondern finster und unduldsam. Nachts quälten ihn Albträume, er wälzte sich herum und ächzte.
    Â» Bald ist es vorbei « , sagte er an ihrem letzten Lagerfeuer, bevor sie die Ebene von Ghi Naral erreichten.
    Ãœber die Steppe wehte ein süßer Duft, fremdartig und verlockend, und es regnete Sterne. Noan

Weitere Kostenlose Bücher