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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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starrte in die Flammen, und Tahan hätte ihn am liebsten gefragt, was er vorhatte, wenn sie Dasnaree erst besiegt hatten. Es war, als würde ihn allein dieses Ziel aufrecht halten.
    Â» Wir bringen den Thronräuber zur Strecke « , flüsterte Misan, der neben ihnen saß und sich wie selbstverständlich neben seinen Kindheitsfreund gesetzt hatte. » Wir zahlen ihm heim, was er Korin angetan hat. «
    Â» Ja « , sagte Noan freudlos.
    Ihre Strategie hatten sie oft genug durchgesprochen. Jetzt hieß es nur noch warten.
    Die Soldaten kamen kaum zur Ruhe in dieser Nacht, aufgeregt ertönte noch lange ihr Getuschel und Gelächter. Manch einer lag stumm da, zu Tode erschrocken, und wagte kein Auge zuzutun. Andere schliefen den Schlaf der Gerechten, zum letzten Mal.
    Am Morgen zogen sie in die Ebene hinunter, wo die Stadt am Horizont in die Höhe wuchs. Dann die dunklen Umrisse des Königspalasts. Tahan umklammerte sein Schwert fester. Falls Glasbestien auftauchten, war er bereit, um Dasnarees menschliche Wächter mussten sich dagegen seine neuen Verbündeten kümmern. Auch wenn sie schlechter ausgerüstet waren und über eine lächerlich kurze Ausbildung verfügten, würden sie allein durch ihre Anzahl etwas ausrichten können.
    Noan lenkte sein Pferd neben ihn. » Bereit? «
    Â» Bereit. «
    Sie stürmten los. Von Ghi Naral sah man sie schon von Weitem, was dem Gegner Zeit gab, sich zu verschanzen. Tahan konnte nur hoffen, dass die Einwohner sich auf seine Seite stellen würden, wenn es zu einer Belagerung kommen sollte. So vieles hatte er vorausgesehen, durchdacht, doch dies nicht– dass die Steppe sich unter ihnen aufbäumte, dass die Ebene sich krümmte und Wellen schlug. Reiter stürzten von den Pferden, Fußsoldaten fielen übereinander.
    Â» Ein Erdbeben! « , brüllte jemand.
    Aber das war es nicht. Der Boden vor Tahan teilte sich, etwas kam heraus, Erdkrümel rieselten daran herab. Schon einmal hatte er mit ansehen müssen, wie eine Glasbestie aus der Erde gekrochen war, um ihn zu töten, und er rief den Zorn in sich, die Verbindung zu dem brennenden Glassplitter in seiner Hand. Da hörte er die Schreie ringsum.
    Nicht eine Bestie kam über sie, sondern unzählige, sie brachen überall aus der Erde, auf der gesamten Ebene von Ghi Naral. Aus jedem Hügel, der sich wie ein Maulwurfshaufen auftat, stieg eine Gestalt. Keine grotesken Ungeheuer, geflügelt und krallenbewehrt, sondern menschliche Gestalten.
    Soldaten.
    Es war schlimmer anzusehen als jedes Glasmonster, das Dasnaree hätte schicken können. Vor ihnen, unter ihnen, zwischen ihnen wühlten sie sich aus dem Boden, und bevor die Garlawiner die Stadt überhaupt erreicht hatten, war der Krieg mitten unter ihnen.
    Dies war keine Schlacht, sondern ein Gemetzel. Die Glassoldaten trugen ihre Waffen bereits bei sich, gläserne Schwerter und Speere, funkelnde Äxte und zierliche Bögen, deren Sehnen einen hauchdünnen Ton von sich gaben wie ein Weinglas, über dessen Rand man mit dem Finger strich.
    Das Geschrei war so laut, dass Tahan bald nichts mehr hörte. Links und rechts von ihm ging die Welt unter. Mit brennendem Schwert bahnte er sich den Weg durch die gläsernen Feinde, ließ sie in Scherben zerspringen, doch es waren zu viele, und er konnte nicht überall sein. Irgendwie schaffte er es, Noan zu packen, der vom Pferd gefallen war, und ihn mit sich zu zerren.
    Sein Freund war endlich aus seiner Erstarrung erwacht. » Ich muss ihnen helfen! Misan! Wenigstens Misan! « Er schrie, wehrte sich, schlug dem nächsten Glassoldaten die Waffe aus der Hand. Scherben gingen als Hagel durch die Luft.
    Tahan blieb unerbittlich. Mit der einen Hand hielt er Noan fest, mit der anderen mähte er die Feinde nieder, bahnte sich eine Schneise durch das Grauen, durch Blut, Scherben, Schreie und Sterben.
    Er vernichtete die gläsernen Soldaten, die ihnen folgten. In diesem Augenblick kam er sich nahezu unbesiegbar vor– und doch so hilflos wie nie.

31
    S ie waren in die Hügel entkommen. Noan warf sich ins Gras, würgte, schluchzte, weinte. Tahan ließ ihn eine Weile toben, dann beschied er ihm schroff, still zu sein.
    Â» Es können noch mehr kommen. Die Wurzeln dieses verfluchten Baumes wachsen durch das ganze Königreich. «
    Noan setzte sich auf, trocknete sich das Gesicht mit dem Ärmel. Ein Splitter hatte sich im Stoff

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