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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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verwandelte Noans Erstarrung sich in Wut.
    Â» Offenbar sind deine Zweifel ausgeräumt « , sagte Tahan mit einem Lächeln. » Jetzt glaubst auch du nicht mehr, Dasnaree könnte ein guter König sein. «
    Vorsichtig tastete er sich von Krater zu Krater, von Erdwall zu Erdwall. Ein Kaninchen hetzte davon, sprang über einen Spalt, der endlos tief sein mochte, als etwas Dunkles daraus hervorschoss und das zappelnde, in Todesangst schreiende Tier hinunterriss.
    Tahans Herz setzte aus. Er wollte nicht glauben, was er da gerade gesehen hatte.
    Â» Ein Ungeheuer aus den Tiefen der Erde « , keuchte Noan. » Kommen jetzt die Geister der Unterwelt über uns? «
    Â» Du weißt, was es war. «
    Keine Schlange und kein Ungeheuer und kein Dämon. Dies war kein finsteres, gestaltloses Wesen der Nak-Stufe.
    Noan sank in die Knie. » Aber… « Hilfesuchend schaute er zu Tahan auf. » Wird er sich erheben und uns verschlingen? Der Baum? Mein Baum, von dem ich geträumt habe, der mir nahe ist, dessen Zeichen ich trage? Verdammt, Tahan, er ist die Macht der Vier! Er ist der Leichte und der Starke und der Mittelpunkt! «
    Würde der Baum sie verschonen, weil er sie kannte? Weil er ihnen begegnet war in den Tiefen des Schlafs und an ihrem Geist gezupft hatte wie auf einer Laute?
    Â» Wir müssen hier runter. Sofort. «
    Langsam und vorsichtig setzten sie die ersten Schritte, dann packte sie die Angst, und sie begannen zu laufen, hasteten über Hänge, sprangen über Risse im Erdreich, nur fort, raus aus dem Bereich des Todes. Hinter ihnen gellte der Schrei eines weiteren unglücklichen Tieres, da sah Tahan aus den Augenwinkeln, wie ein schwarzer Arm aus dem Boden schoss und einen Vogel, der von den Hügeln herabflog, aus der Luft pflückte. Ihm war, als würden tausend schwarze Finger nach ihm greifen, und da war etwas in ihm, das sich ergeben wollte. Seit er von dem dunklen Gesicht geträumt hatte, wurde er die Sehnsucht nicht los; sie brannte in ihm wie eine Wunde, die sich niemals ganz schließen wollte.
    Mit einem Hechtsprung setzte Noan über einen schwarzen, baumstammdicken Wurzelstrang, der plötzlich im Weg lag. Dunklen Greifarmen gleich tasteten feine Verästelungen nach ihm, erwischten ihn am Knöchel, zogen ihn hinab.
    Tahan zückte das Schwert, schlug darauf ein, schlug und schrie, während seine Hand entflammte und das glühende Feuer die Klinge entlangjagte. Die Wurzeln zischten wie wütende Schlangen, zuckten zurück und tasteten sich weiter vor. Tahan packte Noan am Arm und schleppte ihn mit sich, ein Sprung über einen Graben, dann standen sie wieder auf unberührtem Gras, in dem Frühlingsblumen leuchteten.
    Nach Luft schnappend ließen sie sich fallen.
    Â» Jetzt verstehe ich gar nichts mehr « , sagte Noan, aber die Qual in seiner Stimme verriet, dass er es sehr wohl verstand. » Der Baum ist die Verheißung von Glück und Wohlstand, von Blüte und Frucht, der Baum ist das goldene Zeitalter von Terajalas. «
    Vor ihnen in der durchpflügten Ebene peitschten die schwarzen Wurzeln die Luft. Ein bitterer Geruch von Asche lag über allem, und auf einmal dachte Tahan daran, dass Banoa ebenso Wahnsinn verhieß wie Klarheit.
    Â» Der Baum ist der König, und der König ist der Baum « , sagte er müde. » Das waren deine eigenen Worte, wenn ich mich recht erinnere. «
    Â» Nicht ganz « , sagte Noan trotzig.
    Danach schwiegen sie lange, bis der junge Fürst schließlich leise fragte: » Was werden wir jetzt tun? «
    Tahan lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie konnten natürlich fliehen. Das Land verlassen, sich irgendwo als Söldner verdingen. Oder als Lautenspieler. Irgendetwas würde sich schon finden. Wenn er nur nicht ein Mann gewesen wäre, der im Zorn zuschlug, statt sich wegzudrehen und fortzugehen.
    Â» Wir werden Dasnaree töten « , sagte er schlicht.
    Â» Selbst wenn wir den Baum damit vernichten? «
    Â» Na, hoffentlich. «
    Mehr gab es dazu nicht zu sagen.
    Sie folgten dem Heer. Die Schneise der Verwüstung setzte sich nicht fort, wie Tahan zunächst befürchtet hatte. Sobald sie die Ebene hinter sich gelassen hatten, wo die Unzahl an Glassoldaten entstanden und der Baum wild geworden war durch das vergossene Blut, lag das Land grün und blühend da. Die gläsernen Füße der Soldaten zerstörten Gras und Gebüsch,

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