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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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sich dagegen zu wehren. In seinen Ohren knisterten die Wurzeln, die durch die Erde wuchsen, tasteten, saugten, erforschten, eroberten.
    Â» Wir müssen über den Fluss und dann den Spuren folgen « , sagte Noan. » Oder wir bleiben auf dieser Seite des Jakont und ziehen am Ufer entlang nach Norden. «
    Â» Nein « , sagte Tahan knapp und zwang sein Pferd ins Wasser. Es reichte ihm bis an die Oberschenkel, die Strömung war heftiger als erwartet, aber nachdem sein Reittier eingesehen hatte, dass es nichts half, sich zu sträuben, trug es ihn hindurch.
    Noan folgte ihm und seufzte. » Das werden wir noch bereuen. «
    Â» Natürlich « , sagte Tahan. » Es gibt in meinem Leben kaum etwas, das ich später nicht bereut hätte. «
    Sie platzten mitten hinein in die Schlacht.
    Ein paar Tage waren sie am Helstener Ufer entlanggeritten, Dasnarees blutrünstigem Feldzug stets ein paar Schritte hinterher, bis sie mitten ins Getümmel gerieten. Eine große Schar lassonischer Krieger schwang die Äxte. Glas splitterte, traf die menschlichen Krieger, die Seite an Seite mit den Glassoldaten kämpften. Tahan duckte sich, als ein ganzer Arm über ihn hinwegflog. Er packte sein Schwert fester.
    Â» Wo ist Ree? « , brüllte er durch den Lärm.
    Noan zeigte nach Osten. » Irgendwo da drüben! « , schrie er zurück. » Siehst du das Banner? «
    Ein König, der am Leben bleiben wollte, kämpfte lieber unauffällig, doch Dasnaree kannte offensichtlich keine Furcht. Eine Schar gläserner und menschlicher Streiter umgab ihn, ein Reiter hielt das Banner des Hauses Ameer in den Wind. Schon immer war ein Zweig darauf gewesen, nun leuchtete er in Rot und Gold, flammend, drohend, und peitschte den Feinden ins Gesicht, die sich näherten, um den größten Feind von allen zu besiegen.
    Tahans Herz begann schneller zu klopfen. Wenn er sich bis zu Dasnaree durchkämpfen konnte… dann würde er diesen Albtraum beenden. Gleich heute. Ein seltsam schwebendes Gefühl der Unwirklichkeit überkam ihn. Es war ganz leicht, der Sieg lag greifbar vor ihm. Nur die Strecke bis zu Dasnaree, ein Weg wie durch ein aufgewühltes Meer, durch kreisende Äxte, fliegende Splitter, tanzende Schwerter. Tahan glitt vom Pferd und ließ es laufen.
    Er blickte kaum nach rechts und links. Irgendwo hinter ihm war Noan und hielt ihm den Rücken frei, während er sich durch das Gewimmel der Kämpfenden voranarbeitete. Überall starben Menschen, sickerte ihr Blut in die Erde, während Tahans Schwerthand flammte. Es war, als ob er träumte, einen fremdartigen Traum von tausend Jahren Schlaf in dunkler Erde, von dem bitteren Duft der Asche, von dem Geschmack des Blutes auf der Zunge.
    Da drehte sich Dasnaree plötzlich um. Seine Krieger, die sich auf die Helstener konzentrierten, hatten Tahan noch nicht bemerkt; falls doch, hielten sie ihn aufgrund seiner terjalischen Kleidung für einen der Ihren. Dasnaree rief seine Wächter nicht zur Hilfe. Er kam Tahan sogar entgegen, um seine Lippen spielte ein Lächeln.
    Â» Mein lieber Vetter! « Seine Stimme war über das Geschrei hinweg nicht zu verstehen, aber Tahan kannte dieses freundliche Lächeln, die Begrüßungsworte. » Da bist du ja! «
    Tahan wehrte eine nach hinten geschwungene Axt ab und stieß den Me Lassoner seinen Gegnern in die Arme. Wieder waren zwei der königlichen Streiter abgelenkt.
    Er hob das Schwert. Namenlos war es, und das war richtig so. Er brauchte keine legendären Schwerter mehr, keine Lieder, keinen Ruhm.
    Er brauchte nicht einmal mehr den Kampf. Nur einen letzten Tod, der fast still und unauffällig geschehen würde. Nur das Ende dieses Lächelns vor ihm, in dem feisten Gesicht, den speckigen, rosigen Jünglingswangen.
    Dasnarees Waffe besaß einen funkelnden Griff mit scharfen, gebogenen Kanten, die in eine glänzende Klinge übergingen, aber er hatte nie besonders gut kämpfen können.
    Noch ein Schritt.
    Â» Ree! « , rief er.
    Ein Soldat neben ihm wurde aufmerksam, witterte die Gefahr, doch bevor er einen Hieb führen konnte, fegte Tahan ihn zur Seite. Niemand konnte den selbsternannten König mehr retten.
    Da drehte sich der dunkelgewandete Reiter um, der das Banner trug. Es war Jalimey. Jalimey, die Hände gefesselt und an die Stange gebunden, mit der sie das flatternde Tuch hielt. Jalimey, die den Mund zum Schrei öffnete, als sie ihn
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