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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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sah.
    Einen Moment stand Tahan wie erstarrt da. Ein Augenblick, der Dasnaree genügte, um hinter die Deckung seiner Krieger zu schlüpfen. Sie brachten ihn hastig fort, schützten ihn mit ihren Körpern, einer führte das Pferd, auf dem das Mädchen gefesselt saß, während sich an die sechzehn andere der Bedrohung zuwandten.
    Noan war bei ihm, kämpfte, während Tahan noch die plötzliche Lähmung in seinen Gliedmaßen fühlte.
    Â» Komm zu dir! « , brüllte ihm der Freund ins Ohr. » Gleich sind wir tot! «
    Tahan erwachte. Diesmal führte nicht er das Schwert, sondern es führte ihn, es war die Verlängerung seines Zorns, mähte die Gegner nieder, Fremde, die ihm nichts bedeuteten, die nur Hindernisse waren. Zwischen ihm und Ree. Zwischen ihm und dem Mädchen.
    Schließlich tat sich eine Lücke auf. Er sah sich um– wo war Dasnaree? Dort hinten wehte das Banner. Er setzte den Flüchtigen nach und holte sie schließlich ein. Der Regent war verschwunden, doch Tahan schlug die Wächter trotzdem in die Flucht. Noan hob Jalimey vom Pferd, schnitt ihre Fesseln durch, hielt sie im Arm.
    Sie bahnten sich den Weg durch das Gemetzel ins Freie, fingen am Rand der Schlacht zwei verstörte Pferde ein und ritten davon.

32
    E r hätte es verstanden, wenn Noan ihn angeschrien hätte. Innerlich wappnete er sich gegen die Vorwürfe, die unweigerlich kommen mussten. Doch Noan schwieg hartnäckig. Gemeinsam suchten sie sich einen Unterschlupf in den Höhlen am Helstener Ufer. Ein Feuer anzufachen wagten sie nicht, denn möglicherweise ließ Dasnaree nach ihnen suchen, aber die Nacht war mild, und der volle Mond warf sein kühles silbriges Licht über die Felsen. Die Pferde hatten sich beruhigt. Ihr leises Schnauben und Scharren klang überlaut in der Stille.
    Jalimey brach als Erstes das Schweigen. » Danke « , sagte sie. » Euch beiden. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich euch gesehen habe. «
    Â» Dasnaree hat dich aus Birin mitgenommen? « , fragte Tahan.
    Â» Er hat mich im Haus des Grafen gesehen und natürlich gleich erkannt. Birin wollte mich nicht gehen lassen. Nicht einmal der König darf über die Leibeigene eines anderen verfügen, doch Dasnaree hat darauf bestanden. « Wie ruhig sie über Birin sprechen konnte, ihre Stimme zitterte nicht einmal.
    Â» Das Landhaus ist abgebrannt. Wusstest du das? «
    Â» Nein. Aber es… freut mich, das zu hören. « Sie atmete schwer, fast ein Schluchzen, und im Mondlicht sah er, wie sie sich über die Augen wischte.
    Â» Der Regent wollte, dass ich alles mit ansehe. Das Morden, das Niedermetzeln, seinen Sieg. In jeder Schlacht musste ich an seiner Seite reiten. Ich glaube, er wollte, dass ich ihn bewundere. Warum? Warum war ihm das wichtig? «
    Meinetwegen, wollte Tahan sagen, doch er schwieg. Weil ich ihm vor Jahren sein Mädchen weggenommen habe, wollte er mir nun aus Rache das Mädchen stehlen, das ich liebe.
    Â» Tahan hat mir gesagt, du seist tot. « Noans Stimme war brüchig. » Du seist in die Schlucht gestürzt. «
    Bevor Tahan antworten konnte, tat sie es. » Das bin ich auch « , log sie. » Ich bin gefallen, ich dachte, es sei zu Ende. Zum Glück war es an der Stelle nicht tief, ich bin auf einem Vorsprung aufgekommen. Die Wächter haben mich hochgezogen und wieder aufs Pferd gesetzt. «
    Â» Dafür habe ich… « Noan brach ab, wandte sich ab. Er sprach nicht über seinen Vater. Vielleicht weinte er, vor Glück und Kummer zugleich.
    Tahan saß nur da und wunderte sich über Jalimeys Lüge, mit der sie ihm zugleich verzieh und Noans Freundschaft für ihn rettete. Konnte es wahr sein, was Noan vermutete? Dass ihr Herz nicht dem jungen Fürsten gehörte, sondern ihm? Die neue Hoffnung versöhnte ihn beinahe mit dem Gedanken, dass er sein Ziel verfehlt hatte: Dasnaree zu töten.
    In der Nacht horchte er in sich hinein. War der Baum glücklich, dass der Mann, mit dem er sich verbunden hatte, noch lebte? Tahan stellte dem Dunkel in sich diese Frage, aber er erhielt keine Antwort. Stattdessen sah er wieder die alte Stadt Rajalan in den Nächten unter den Sternen, während die goldenen Blüten fielen. Halb wach, halb schlafend träumte er von einer dunklen Kammer unter der Erde, von einer Tür in ein Wesen hinein, das keine Gnade kannte. Der Baum hatte kein
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