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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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schwang die Beine wenig elegant über die Holzbank und marschierte davon.
    Â» Im Ernst? « , fragte Tahan verwundert.
    Der schmächtige Mönch räusperte sich. » Sollte es Euch nach Erlösung verlangen, Prinz Tahan, so kommt zu dem alten, verdorrten Baum in der Ruinenstadt Rajalan und fallt in Demut auf die Knie. «
    Â» Das soll ein Fluch sein? « Tahan konnte es immer noch nicht recht fassen. Die Schwaden verzogen sich bereits, das Atmen fiel ihm wieder leichter, und ein nicht zu unterdrückendes Kichern stieg in seiner Kehle auf. » Er macht mich zu einem Kriegshelden, weil ich die Götter und die Fettwänste beleidigt habe? Mehr habt ihr nicht auf Lager? «
    Der Ordensbruder deutete eine leichte Verbeugung an. » Diese eine Nacht bleibt Euch, um Euch zu besinnen. Mein Meister ist kein hartherziger Mann. Bittet ihn um Verzeihung und bietet ihm Wiedergutmachung an, dann besteht die Hoffnung, dass er den Fluch wieder von Euch nimmt. Ihr habt Zeit bis zum Sonnenaufgang. «
    Seine Kutte schwang ihm um die schmalen Hüften, während er seinem Herrn hinterhereilte.
    Tahan blickte ihm zweifelnd nach. » Hast du das verstanden, Ree? «
    Â» Ja « , sagte Dasnaree leise. » Ein Fluch, vielleicht auch ein Segen. Du hast eine Nacht Zeit, um darüber nachzudenken. «
    Eine Nacht ohne Schlaf. Eine Nacht, in der draußen der Wind heulte und mit unablässiger Wut Blätter und Regen gegen die Fensterscheiben schleuderte. Es hörte sich an, als wären auch Eicheln und Kastanien darunter.
    Â» Ich soll mich also fürchten « , meinte Tahan, der unruhig über den Teppich wanderte und die Abdrücke seiner weichen Lederstiefel darin vertiefte. » Vor dem Geschwätz eines Bettlers, der sich mit billigen Zaubertricks in Szene gesetzt hat? Ein paar Rauchschwaden, Dunkelheit, eine verstellte Stimme, und er erwartet, dass ich mich vor Angst und Schrecken auf den Boden werfe und ihn anflehe, mich zu verschonen? Lächerlich ist das. Einfach nur lächerlich. Es gibt gar keinen Fluch, das ist nichts als eine leere Drohung. «
    Â» Und wenn nicht? « , fragte Dasnaree unsicher. » Was, wenn der Fluch eintrifft? «
    Â» Das ergibt alles keinen Sinn! Jeder Mönch verfügt über die Zauberkraft des Gottes, den er anbetet, richtig? Aber es gibt keinen Gott, der für diese Art von Magie zuständig wäre. Ein Gott für Helden und singende Schwerter? So ein Unfug. Wie Anhänger der dunklen Kriegsgöttin Kyla haben sie auch nicht ausgesehen, also komm mir ja nicht damit. «
    Â» Er hat gesagt, wem seine Bruderschaft gehört « , sagte Dasnaree. » Den Vier. «
    Â» Da hast du es! Noch mehr Unsinn. Die Vier haben keinen Mönchsorden, sie haben nicht einmal Namen! Sie sind… na ja, jedenfalls keine richtigen Götter. Aus ihnen besteht die Welt. «
    Â» Nein, sie haben die Welt gemacht. Das ist ein Unterschied. «
    Â» Sie verleihen jedenfalls keine Zauberkräfte wie die richtigen Götter! «
    Â» Bist du dir da sicher? « , fragte Dasnaree, und das war es, was Tahan zu schaffen machte, warum er sich nicht einfach zu Bett legte und die ganze Geschichte vergaß.
    Nein, er war sich nicht sicher. Natürlich nicht.
    Wenn es stimmte… wenn er die Gelegenheit hatte, ein Held zu sein, der die Truppen von einem Sieg zum nächsten führte, die Helstener zurückschlug, das Königreich rettete… was für eine Vorstellung! Was für Möglichkeiten!
    Wie hätte er diese Gelegenheit ausschlagen können?
    Dennoch beschlich ihn ein rätselhaftes Unbehagen, das sich nicht abschütteln ließ. Der Mönch war ihm alles andere als freundlich gesonnen, Tahan hatte den grenzenlosen Hass in dem runden, harmlos anmutenden Gesicht nicht übersehen können. Würde ihm jemand, der ihn so sehr hasste, der das Königsgeschlecht verachtete, dessen Wurzeln aus Wiram stammten, ein solch großzügiges Geschenk machen? Diese Gabe musste einen Haken haben.
    Natürlich konnte er sich trotzdem nicht vor einem Bettler beugen, vor diesem Koloss aus religiösem Eifer und Anmaßung!
    Â» Warte! Mir ist etwas eingefallen! « Dasnaree rannte hinaus.
    So aufgeregt hatte Tahan ihn selten erlebt. Die schwarze Laute, die er die ganze Zeit auf dem Schoß gehalten hatte, lag auf seinem Bett. Es juckte Tahan in den Fingern, ein wenig darauf zu spielen, um seine aufgescheuchten Gedanken zur Ruhe zu bringen.

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