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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Dinge herauszunehmen, Prinz Tahan Dor Ilan. «
    Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Ja, das war sein Name, und er wollte ihn wieder und wieder hören, wollte ihn auf der Zunge schmecken, wollte ihn vor sich her tragen, sich mit dem Banner und dem Wappen schmücken. Er wollte goldene Ringe überstreifen und den löwentatzigen Hund von Wiram auf allen seinen Besitztümern prangen sehen.
    Â» Und nun? « , fragte Noan leise.
    Â» Nichts « , sagte Tahan. » Wir machen weiter wie bisher, was bleibt mir anderes übrig? Ich kann den Fluch nicht abschütteln, nur weil Ihr Bescheid wisst. Rajalan ist erst mal in weite Ferne gerückt. «
    Â» Wie bisher? « Der Junge wirkte beklommen. » Wie könnte ich Euch behandeln wie einen Söldner, da ich nun weiß, wer Ihr seid? «
    Â» Das ist Euch doch bislang auch gelungen « , entgegnete Tahan. » Trotz Eures Verdachts. Ich will nicht, dass Jalimey davon erfährt. «
    Â» Aber sie behandelt Euch wie einen Gleichgestellten! «
    Ein wundes Lächeln spielte um seine Lippen. » Und Ihr? « , fragte er. » Hättet Ihr mir gerade eben widersprochen, wenn wir uns woanders und auf andere Weise kennengelernt hätten? «
    Noan zuckte mit den Achseln, er wirkte nicht mehr ganz so ehrfürchtig. » Ich weiß nicht « , meinte er. » Vielleicht. Allerdings hätte es mich mehr Mut gekostet. «
    Â» Es hätte Euch eine ganze Menge mehr gekostet als bloß Mut « , sagte Tahan.
    Immerhin hatte dieser Knabe es gewagt zu desertieren. Er hatte sogar Dasnaree getrotzt. Vielleicht hätte er tatsächlich auch dem Prinzen widersprochen, wenn er es für richtig hielt, ungeachtet der Konsequenzen.
    Ein Rascheln im Gebüsch kündigte Jalimeys Rückkehr an. Eine feine Wolke aus Schnee stob auf und legte sich auf ihr Haar, als sie einen großen Ast berührte.
    Â» Was ist denn hier los? « , fragte sie. » Habt ihr euch gezankt? Soll ich den Söldner in die Schranken weisen, hoher Herr? «
    Noan und Tahan wechselten einen Blick. In diesem Moment war beiden klar, wer hier der wahre Herr war. Tahan zog die Augenbrauen hoch, und Noan seufzte.
    Â» Es ist nichts « , sagte er.
    Ãœberfrorenes Schilf säumte das Bachufer. Leise klirrend schlugen die Halme gegeneinander. Das Wasser hüpfte und schäumte über die runden Steine. Es war zu wild, um sich einigen Tagen Frost zu beugen, floss zu schnell. Eisbrocken wurden einfach weggespült. Es rauschte, spritzte, und die mitten in der Blüte erstarrten Herbstblumen funkelten.
    Â» Das ist der Wislan, einer der Zuläufe zum Jakont « , sagte Noan. » Links von uns muss irgendwo ein Wasserfall sein. Dasnaree hat gesagt, dass es möglich ist, den Bach auch oberhalb der Fälle zu überqueren, falls wir hier auf helstenische Grenzposten treffen. Nur nach rechts sollen wir uns nicht abdrängen lassen. Das Wasser wird schnell tiefer, und die nächste Furt ist erst am Wislan-Tal im Kriegsgebiet. «
    Â» Die Luft scheint rein zu sein « , meinte Tahan. » Versuchen wir es hier. «
    Jalimeys Pferd, ein griesgrämiger Wallach, stemmte die Hufe in den Schnee, während die flinke Bergstute Vala unerschrocken über die glatten, nassen Steine balancierte. Ganashko warf den Kopf zurück und trottete dann einfach hindurch.
    Â» Er will nicht! « , schimpfte Jalimey. » Er stellt sich einfach stur… « Sie verstummte, und ihre Augen weiteten sich. » Hinter euch! «
    Als Tahan den Hengst herumriss, erwartete er heranstürmende Soldaten, doch zwischen den hohen Tannen stand ein gläsernes Tier, das einem Hirsch ähnelte, mit einem halben und dennoch beeindruckenden Geweih. Die eine Seite war zerbrochen, nur noch ein paar Stümpfe ragten aus dem mächtigen Schädel, an der anderen hingen Eiszapfen. Das Wesen knurrte und entblößte Reißzähne, die besser in das Maul eines Wolfes gepasst hätten. Auf seinem Rücken falteten sich kleine Flügel, und die langen, filigranen Beine endeten in Hahnenfüßen. Wieder ertönte ein dumpfes Grollen.
    Langsam, ohne das Tier aus den Augen zu lassen, zog Tahan sein Schwert. Er wollte sich nicht vorstellen, was dieses Geweih ausrichten konnte.
    Der Hirsch senkte die Stirn, griff aber immer noch nicht an. Wenn sie Glück hatten, würde er sich zurückziehen, was Tahan bezweifelte. Er musste von Ganashko absteigen, denn wenn diese

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