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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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dorthin. «
    In der Nacht waren sie mehrmals von Wölfen belästigt worden, die Noan tapfer abgewehrt hatte. Tahan hatte sich durchaus stark genug zum Kämpfen gefühlt, dennoch schadete es nicht, wenn der junge Fürst sich ein wenig verausgabte. Umso leichter würde er bei Tage zu lenken sein.
    Â» In der Ebene ziehen sich die Truppen zusammen, die bald ausschwärmen, um unsere Grenze anzugreifen. Wenn wir nicht in Kampfhandlungen verwickelt werden wollen, müssen wir einen weiten Bogen schlagen « , erklärte er.
    Â» Wozu haben wir einen unverwundbaren Feuerkrieger auf unserer Seite, wenn wir ausweichen, sobald es brenzlig wird? « , wollte Jalimey wissen.
    Â» Ich bin nicht unverwundbar « , sagte Tahan gequält und hielt sich die Seite, doch er konnte es sich nicht verkneifen, ihr ein kleines, heimliches Lächeln zu schenken, das sie ungeheuer ärgerte.
    Â» Wir müssen nicht in die Berge! Ich weiß es, und er weiß es auch. Schaut nur, wie er grinst. «
    Â» Genug « , sagte Noan erschöpft. » Ich will nichts mehr davon hören. Wir werden ihm folgen. «
    Â» Als wenn er sich hier auskennen würde « , schimpfte sie leise vor sich hin. Natürlich blieb ihr nichts anderes übrig, als ihnen beiden nachzureiten.
    Je höher sie kamen, umso eisiger wehte ihnen der Wind entgegen. Der Schnee auf dem Hang war so dünn, dass der glatte schwarze Fels hindurchschimmerte. Zwischen den tief hängenden Wolken leuchtete hin und wieder einer der runden Gipfel auf. Unter den Bäumen lauerten die Tiere. Tahan konnte sie spüren, obwohl sie nicht atmeten. Leise klirrten die Gräser, wenn sie hindurchstrichen. Keines von ihnen war so groß wie der Hirsch, und sie begnügten sich damit, zu warten und zu beobachten.
    Tahan wusste, dass sie hinter ihm her waren. Ihn überraschte nur, dass Noan es auch gemerkt hatte.
    Â» Das war kein Zufall « , sagte der Junge leise. » Der Hirsch. Er hätte genauso gut auf mich losgehen können, doch er hat Euch gewählt. «
    Â» Passt auf, wie Ihr mich anredet. «
    Â» Na schön. Er hat dich gezielt ausgewählt, und das mit der Absicht, dich zu töten. « Noan schüttelte ein paar Schneeflocken von seinen langen Haaren. » Es ist wie im Lager. Die Glasbestien sind erst aufgetaucht, als Singendes Schwert in Erscheinung getreten ist. Sie sind die Antwort der helstenischen Magier auf unseren Helden, und dass du jetzt hier bist, wird alle Zauberungeheuer in der näheren Umgebung herlocken. Sie werden keine Ruhe geben, bis du tot bist. «
    Tahan betrachtete den Splitter in seiner Handfläche, der ihm schon so lange Kummer bereitete. Warum hatte er nicht längst eine Blutvergiftung bekommen? Es fühlte sich nicht so an, als würde er sterben, sondern als würden feine Verästelungen in seinem Innern wachsen, hauchdünn wie gesponnenes Glas, ein Geflecht aus Eis und Feuer. Mal war ihm heiß, mal kalt, als hätte er Schüttelfrost, und abwechselnd schossen unglaubliche Schmerzen durch seinen Körper und dann wieder wohliges Erschauern.
    Wenn die Magier ihn durch die Glastiere töten wollten, hatten sie sich verrechnet. Der Fluch schützte ihn, das Feuer, das alles Glas schmolz und in etwas anderes verwandelte, und tief in ihm tauchte das dunkle Gesicht auf und flüsterte von Geheimnissen, von Tod und Keimen und Frühling.
    Oder hatten die Bestien nie den Auftrag gehabt, ihn zu töten– war es ihr erklärtes Ziel, Splitter in seiner Haut zu versenken? Glas, das sich in seinem Körper benahm wie etwas Lebendiges, das sich ausbreitete wie ein Baum und Wurzeln schlug? Nur wozu? Um ihn seiner Kräfte zu berauben? Um seinem Fluch einen zweiten, noch schlimmeren Fluch hinzuzufügen, der ihn zum Diener des dunklen Gesichts machte?
    Tahan behielt seine düsteren Überlegungen für sich. Er wusste nur, dass er so schnell wie möglich nach Rajalan wollte, wo ihn der Mönch erwartete. Dort würde er alles abstreifen, was ihn band, und endlich frei sein, und dann war Schluss mit Glasbestien und Flammenschwertern und mit dem leidigen » Ja, Herr « .
    Unter einem herabhängenden Felsen fanden sie einen windgeschützten Platz. Es war noch nicht dunkel, aber da es fraglich war, ob sie vor Einbruch der Nacht eine ähnlich gute Stelle entdecken würden, beschlossen sie zu bleiben. Die Pferde begannen an den überfrorenen Sträuchern zu

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