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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Spitzen sich in die Flanken seines Pferdes bohrten, war es verloren. So langsam wie möglich zog er die Füße aus den Zotteln.
    In diesem Moment verlor Vala die Nerven. Sie wieherte schrill, stolperte zurück ins Wasser, glitt aus und warf Noan ab, der mit einem Aufschrei im eiskalten Bach landete. Der Hirsch sprang. Tahan sah ihn durch die Luft fliegen, sah, wie die kleinen Flügel sich entfalteten, das Licht einfingen wie Spiegel, und schon warf sich Ganashko ihm entgegen, entflammt, ein Blitz aus Licht und Feuer. Tahan stürzte vom Pferd, überschlug sich in der Luft, und kurz bevor Hirsch und Moorpferd aufeinanderprallten, geriet er dazwischen.
    Die Spitzen des Geweihs bohrten sich in seine Seite und in sein Bein, und gleichzeitig war er Singendes Schwert, sodass der Rausch über ihn kam statt des Schmerzes. Er fühlte nichts, nur Kälte, die wie ein sengender Stich durch die Hitze und die Flammen fuhr. Der Hirsch schwenkte den Kopf und schleuderte den Prinzen herum, doch er fiel nicht herunter. Irgendjemand schrie, aber nicht er. Tahan hielt sein Schwert immer noch in beiden Händen und hieb damit auf die Glasbestie ein, die wild mit den Flügeln schlug und tanzte, um ihn abzuschütteln. Er brannte, nein, der Himmel brannte und der Wald und die ganze Welt, alles ging in Flammen auf, Funken schneiten, und die Kälte umarmte ihn, während er im Geweih hing und das Schwert schwang. Mit wuchtigen Schlägen ließ er den Himmel und den Zorn der Götter und den Schmerz, den er immer noch nicht spürte, auf die Bestie los. Da endlich zersplitterte sie, und Tahan fiel in den Schnee. Noch einmal flackerte das Feuer auf, sanfter, wie zum Abschied. Über sich sah er Ganashko, brennend, unter dessen Hufen Glas knirschte.

13
    M ein Diener. «
    Â» Nein « , widersprach Tahan. » Ich bin der Prinz, der zweite Sohn des Königs. «
    Â» Der König ist tot « , sagte die Stimme, doch es erschreckte ihn nicht, denn in diesem Traum wusste er, dass damit nicht Ilan Dor Hojan gemeint war.
    Das dunkle Gesicht war ihm vertraut, ebenso die feingliedrigen Zweigfinger, die sich ihm durch die Haut bohrten. Er fürchtete sich vor der Kälte, die damit einherging, vor dem Schmerz, aber heute tat es kaum weh, es war eher ein Ziehen und Zerren, während der Dunkle sich durch seinen Leib tastete.
    Â» Du bist mein Diener. Du bist es. Wer sonst könntest du sein? «
    Â» Ich bin es nicht. « Gewaltsam presste Tahan die Worte hervor, seine Zunge wollte ihm kaum gehorchen.
    Â» Ergib dich! «
    Â» Nein! « , rief er. » Nein! «
    Das Wühlen durch sein Inneres hörte nicht auf. Die Finger wuchsen, verzweigten sich, umrankten seine Knochen, schoben sich durch seine Adern, Knospen bedrängten sein Herz.
    Â» Ergib dich, Diener! Du bist mein. «
    Er wollte schreien– er konnte nicht. Nur ein Flüstern gelang ihm, und er legte all seinen Zorn und seinen Hass hinein, als er antwortete: » Niemals. Du kannst mich in Ketten legen, aber ich gehöre dir nicht. «
    Â» Er lebt noch. « Diese Stimme klang anders, sanft. Eine Stimme, die zu duften schien. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass er sie mit den Ohren wahrnahm. » Unglaublich, aber wahr. Schaut nur, das ganze Blut hier, Herr. «
    Â» Es wird die Wölfe anlocken, wenn nicht Schlimmeres. Bleib bei ihm, ganz gleich was geschieht. Ich habe Augen da vorne im Gebüsch gesehen. Die Pferde sind auch schon unruhig. Irgendetwas ist da. «
    Tahan blinzelte vorsichtig.
    Ein Mädchen mit einem entzückenden Profil. Lange Wimpern, eine kleine, leicht gebogene Nase, volle Lippen, ein hübsch geformtes Kinn. Das braune Haar kroch aus dem halb aufgelösten Zopf und schmiegte sich an seine Wangen.
    Ein Zopf, dachte er schlaftrunken. Schade, eine Leibeigene. Es brachte Unglück, so viele Hakalion-Stufen hinabzusteigen. Trotzdem tastete er und fand eine warme kleine Hand.
    Sie sog scharf die Luft ein. » Kannst du mich hören, Tahan? Bist du da? «
    Â» Natürlich bin ich da. « Diesmal öffnete er die Augen ganz. » Wo sollte ich sonst sein? «
    Jalimey beugte sich über ihn und zupfte an ihm herum. Er wollte sich aufrichten, aber sie legte ihm eine Hand auf die Brust und drückte ihn wieder nach unten. » Beweg dich nicht, Söldner. Du bist sehr schwer verletzt. «
    Ihr musste er nicht gehorchen, daher setzte er sich auf. Der Schnee war dunkel von Blut,

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