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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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machten, waren sie bisher keinem einzigen Feind begegnet.
    Dennoch sicherten sie ihren Lagerplatz sorgfältig. Während Jalimey das Zelt aufbaute und Noan die Pferde versorgte, kundschaftete Tahan die Gegend aus. Sie befanden sich in hügeligem Gelände, und etwas weiter östlich fiel das Land steil ab. Irgendwo dort verlief die Grenze zu Helsten, doch hier war alles ruhig. Der Schnee glänzte im Abendlicht rosa, in den Wipfeln schwiegen die verschlafenen Vögel, und in der Nähe rauschte ein Wildbach, den der Frost noch nicht bezwungen hatte.
    Obwohl es seit Stunden nicht mehr geschneit hatte, war die Schneedecke unberührt. Das gefiel Tahan nicht– wenigstens die Fährten von Fuchs und Wolf, Reh oder Hase hätten ihr Muster in die weiße Pracht einprägen müssen. Aber er entdeckte nicht einmal die winzigen Pfotenabdrücke von Mäusen.
    Nachdenklich kehrte er zum Lagerplatz zurück. Das Feuer brannte schon, sorgfältig bewacht von Noan, der darauf achtete, dass es nicht rauchte.
    Â» Jalimey? « , fragte Tahan.
    Â» Irgendwo im Gebüsch « , meinte der Junge, ohne hochzublicken. Er pustete in die Flammen, die zischend hochzüngelten. » Dieser Brief an die Prinzessin, den dein Vetter dir gegeben hat– kann ich ihn mal sehen? «
    Â» Er ist versiegelt. « Tahan griff in seine Weste. Im selben Augenblick wurde ihm sein Fehler bewusst. » Verdammt « , murmelte er.
    Â» Oh ihr Götter « , flüsterte Noan. Dann kniete er sich hin und beugte den Kopf. Sein langes schwarzes Haar tauchte in den Schnee. » Mein Prinz. Königliche Hoheit. Ich bin Euer ergebener Diener. «
    Tahan versuchte, das Gefühl zu ergründen, das ihn bei dieser einst so vertrauten Situation überkam– ein gebeugtes Haupt, die ehrfürchtige Anrede–, doch er hätte beim besten Willen nicht sagen können, ob es Freude oder Unbehagen war. Dann seufzte er. » Erhebt Euch, Herr. Ich bin nur Tahan, der Söldner. «
    Noan blickte wieder auf, blieb aber am Boden knien. Zum Glück hockte er so dicht am Feuer, dass Jalimey, falls sie zurückkam, glauben mochte, dass er Holz nachlegte. » Nein « , widersprach er. » Das seid Ihr nicht. Ihr seid Prinz Tahan Dor Ilan, der zweite Sohn des Königs. «
    Es war zwecklos, dies zu leugnen, und Tahan wollte es auch nicht– am liebsten hätte er Noan darum gebeten, seinen Namen noch einmal auszusprechen, jenen Namen, den der verfluchte Mönch ihm geraubt hatte. » Wie habt Ihr es herausgefunden? «
    Â» Ich hatte mich schon gewundert, als Ihr Prinz Widian Dor Ilan gerufen habt, vorgestern in der Holzhütte. Er ist tatsächlich aus dem Lager geritten, wie ich im Nachhinein erfahren habe, aber wie habt Ihr ihn erkannt? In dem schlechten Licht waren keine Wappen sichtbar. Später dann, als ich unter dem Baum stand und auf meinen Tod wartete, kam Dasnaree. Fürst Dasnaree Dor Ameer, wie Ihr Jalimey vorhin so schön gesagt habt. Ihr kennt die richtige Anrede einfach zu gut für einen Ausländer, das kam mir schon immer komisch vor. Außerdem habt Ihr ihn Ree genannt. ›Ree, ich bin’s‹, habt Ihr gerufen. Mit dem Seil um den Hals konnte ich verständlicherweise nicht richtig denken, nachher ist es mir dann wieder eingefallen. Ich dachte, woher weiß denn ein Söldner aus Ganashk, wie dieser Fürst von seinen Freunden genannt wird? Daraufhin hat er Euch auch gleich in sein Zelt bringen lassen. Ihr habt beide so getan, als ob es nur darum ginge, dass Ihr Singendes Schwert seid, aber da war mehr zwischen Euch. « Noan holte Luft; er hatte so schnell geredet, dass er rot angelaufen war. » Wer kann dieser Söldner sein, denk nach, hab ich mir gesagt, wenn er einen Silja-Adligen ›Ree‹ nennt? Wie könnten sie Freunde sein? Aber wenn sie das sind, warum will der Söldner so ungern, dass Fürst Dasnaree die Befehlsgewalt über ihn erhält? Was, wenn er gar kein Söldner ist? «
    Â» Der Name Tahan ist weit verbreitet. «
    Â» Allerdings gibt es nur einen einzigen Tahan, der ›Widian‹ rufen würde, statt ›Prinz‹ oder ›Hoheit‹, und der es wagen könnte, Dasnarees Namen abzukürzen. Der sich verhält wie ein Vertrauter, jedoch nicht wie ein Freund– was eher auf nahe Verwandtschaft hindeutet. Es gibt so manchen Adligen dieses Namens, aber man muss schon auf der Mea-Stufe stehen, um sich alle diese

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